Alle 615 Texte von tulpenrot

Ich schweige viel zu viel, denke ich – nicht weil ich an meiner Umgebung und einem Austausch uninteressiert wäre, sondern weil ich das Gefühl habe, dass andere viel berechtigter sind, sich zu Wort zu melden, z. B. zum Weltgeschehen. Weil sie...

Rosa hieß sie. Oder Isabell, vielleicht auch Marga. Und sie wollte unbedingt meine Freundin sein. Da ich so wenige Freundinnen habe, sagte ich nicht nein, denn so eine richtige Freundin finde ich wirklich gut und die findet man ja nicht...

Eigentlich ist es doch gar nichts Besonderes, aus einem Postkasten zwei Briefe heraus zu holen, einen dicken und einen dünnen. Sie haben sicher auch schon zwei verschiedene Briefe am selben Tag bekommen. Das Merkwürdige war nur in...

nordwahl fliehen vor bedrohlichem stürzen über steinige kanten spitzen zacken dem eiskalt der düsteren bergweiher den gekrümmten rücken kehren nicht mehr vom sumpf verschluckt werden aufrecht nach norden ziehen zum ruhelosen meer schaum...

Wie gerne kämpfen sich aufgepoppte Honignamen mit Wortsalat an die Spitze eines Zuckerbergs, eifern mit Kraut und Rüben um den ersten Platz. Dort triumphieren sie schamlos mit ihrem Gewurschtele und ihrem Käse und laden in ihre süßen...

Lächelt nur über die faltige, zahnlose Alte, die einfältig täglich ihren Rosenkranz betet! Fühlt euch ruhig erhaben über den knöchernen, vergesslichen Greis, der täglich zur Morgenandacht kommt. Ja, ihr mokiert euch regelrecht über ihr...

„Witz aller Witze, komm raus, du bist umzingelt“, rief Lore. Da lachte sich der Witz aller Witze `nen Ast, krümmte sich, als ob er ein buckliger Gartenzwerg werden wollte, und knatterte etwas Unverständliches in seinen vergammelten...

Gestern und vorgestern und immer wieder hätte sie es nicht tun sollen. Dennoch kam sie, um den Bäumen ihre Kraft zu rauben, sie zu stürzen, zu knicken, dem Sommer zu entreißen, den Fahrradweg im Frühling zu durchfurchen...

Jesu Worte zum Schweigen verurteilt seinen Tod im Schnee begraben seine Auferstehung im Regen ertränkt Eitelkeiten gesät Missgunst gepflanzt kein Garten Eden in mir

Ich fahre heut' nach Lappidar an die vergraute Küste. Dort wohnt der schräle Kaffetar in seiner Schrumpf-Klabüste. Wenn er mit Plust und Fentje sitzt - mir flog dies in die Ohren - man lusch an seinen Sohlen ritzt, mit denen er geboren....

Ich stünde auf dem hohen Sockel, ja sogar: ich sei das Alphatierchen, sagtest du. Das ist pure Schmeichelei. Du fühlst dich offensichtlich irgendwie unterlegen, obwohl du stark sein möchtest, und willst dennoch die Führung...

1. Fassung der Wind kälter als ich dachte kühlt die Sonne aus und mich ich blinzele ins Frühlingslicht wie hell es ist das Klingeln der Segelbootmasten durchdringt das Rauschen -das dunkle- der Wellen wie laut Wasser sein kann Zigarettenkippen...

Nicht sehr erbauliche Gedanken, angeregt durch die Aktionen im hiesigen Altenwohnheim / Eines Tages werde ich dann auch an einem der sauber gewischten Tische im Aufenthaltsraum sitzen, eine Strickjacke über den faltigen Armen, weil ich dauernd...

Ich gebe der Nacht keinen Namen. Zu hell ist sie, um wohltuend freundlich zu sein, zu rosa, um der Müdigkeit die Hand zu reichen. Schweigen sollte sie in die Kälte hinein wie die müde Laterne über dem Weg dort drüben...

diesen Tag würdevoll begehen unsere Erlösung bedenken auferstehen neues Leben feiern es regnet ich schmücke den Tisch wie jedes Jahr mit weißer Decke, Kerzen, weißen und roten Tulpen in der Vase eine Hyazinthe im Topf...

heute morgen viel zu früh aufgestanden das bett neu bezogen das radio ganz laut aufgedreht marmelade gekocht den spiegel angelacht und an dich gedacht und an dich an dich dich gedacht seligkeit so morgenleicht

Soeben spüre ich so wild und sonderbar als ob es wirklich war den Kuss von dir und ist doch niemand da der liebevoll mir nah es sind der Mond nur und die Nacht die diesen Hauch mir überbracht. 2. Fassung: Soeben spüre ich so wild...

Ich esse Abendbrot nach einem langen Ausflug mit Wind, Sonne, Wolken, viel Landschaft, zwei Kapellen. In einer konnte man per Münze Musik hören. Leider hatte ich keinen Fotoapparat dabei. Vielleicht war es besser so. Wahrscheinlich war...

genieße du deines ich genieße meines und die Schranke zwischen uns sagst du

angekommen als ob ich auf falschem Bahnhof stünde so ganz bei mir allein

es riecht nach Dampfer. nach Diesel. die Balken des Pontons schaukeln in den Wellen. die Möwen darauf auch. Möwentanz. ich werde nicht bleiben. trotz der Sonne. werde keine Schuhe kaufen und keine Bluse. kein Eis essen. mein Magen...

Der König und seine Minister Es war einmal ein König. Der herrschte über ein großes, schönes Land. Viele Berge gab es da, auch Seen und Flüsse, Wälder und Wiesen. Doch den Menschen ging es nicht gut. Sie waren sehr arm: Die Fischer waren...

Man müsste einmal darüber nachdenken. Vielleicht könnten wir die Geschichte vom verlorenen Sohn umschreiben. Sie sollte dann heißen: „Die Geschichte vom barmherzigen Vater.“ Vielleicht sollten wir die Geschichte noch ein...

Der Predigttext aus dem Hohenlied: / Da ist die Stimme meines Geliebten! / Siehe, er kommt! / Er springt über die Berge, / er hüpft über die Hügel! / Mein Geliebter gleicht einer Gazelle / oder dem jungen Hirsch. / Siehe, da steht er /...

Freunde waren sie die auch in der Kälte den Frühling entdecken halfen den Sonnenschein und nicht die dunklen Wolken dahinter sahen die nicht in jeder Katze ein Raubtier vermuteten und den angriffslustigen Gänsen die Stirn boten und den Mond im...

Es ist besser, jemand hält mich für schwierig, vielleicht auch für verrückt, als dass dieser Mensch ahnt oder gar weiß, dass er für mich kein ebenbürtiges Gegenüber ist. Er kann sich unbeschadet...

Es interessiert mich nicht wirklich nicht behalt es für dich red nicht darüber was geht es mich an jeder hat genug mit sich selbst zu tun verstehst du es interessiert mich nicht wie es dir geht was du machst hör auf dich selbst zu...

Ein bisschen spielen mit Gedanken, mit Worten, die den Traum umranken, das machen alle Menschen gern besonders wenn Erfüllung fern. Denn oft kommt so leicht geflogen was man nicht in hohem Bogen einfach niederschmettern will. Ist es...

ich entere du enterst Ken kentert

Versteh' mich! Ich verstand nicht fragte: warum? ein neuer Versuch - warum nicht? Dein Nein, dein Schweigen verstehen müssen schließlich erkennen macht einsam mutlos auch - oft. Doch dann meine Flügel des Vergessens gefunden...

„Geht’s dir gut?“ „Ja. Und dir, geht’s dir gut?“ „Auch gut.“ „Schön.“ Das ist alles schön und gut. Denke ich. Zu oft.

BeWEGung Abschied Erinnerungen gut verpacken aufbrechen was bleibt? neue Lieder singen Wagnis Ankunft was nun? sich gutes Gelingen wünschen das tägliche Einerlei bewältigen in der Gegenwart leben Vergangenes bewerten nicht verachten was kommt?...

Die Mitarbeiter wünschen wohl die persönlichen Gespräche, schreibst du mir. Als ob das so einfach wäre. Ich hab also heute Morgen mal bei der Krankenkasse angerufen und mit dem wichtigsten Mitarbeiter der Versicherung...

Ich muss es dir mal sagen „Darf ich dir einmal etwas sagen?“, fragte ich sie. „Als Freundin sozusagen?“ Ich wartete gar nicht erst lange und fuhr fort: „Du bist zu hart.“, sagte ich zu ihr. „Viel zu hart. Weshalb machst du das?...

Dein Blinzeln Mit deinem einzigen runden hellen Auge Macht mich schlaflos Ruhelos suche ich dich Zwischen Wolken und Baumgeäst Zu greifen Sogar zwischen den Sternen Scheinst überall Wo Menschen sind Und auch der eine Dessen Hand ich...

2. Version (gekürzt) Amseln singen verleihen mir Flügel für unerhebliche Worte zwei Menschen kommen dazwischen erzählen Krankheit Tod weinen - ach - ein Buchfink ruft da berichte ich von Ferientagen vom Blick auf hell beschienene Gipfel vom...

damit ich wieder besser sehe damit ich seh wohin ich gehe umfahr ich die Gefahrenrille und kauf ein Putztuch für die Brille ich geh deshalb in schnellem Schritte schrittweis in die Ladenmitte mitten im Geschäftsgetümmel finde ich...

Meine Liebe hat keine Tür mehr, nur noch ein Fenster.

Du wusstest, dass wir deine Silvesterknallerei schon lange satt hatten. Unser Protest ging an deinen Ohren vorbei. Er beeindruckte dich nicht. Stattdessen zündetest du eine Rakete nach der anderen, jagtest sie in den Himmel und hattest...

Wo bist du, Mensch? Ein dramatischer Versuch Der Prolog. Dem Anschein nach ein normaler Ort. Unser Ort. Man ist es gewohnt, dass hier nichts Böses geschieht. Die Männer lieben ihre Frauen, die Frauen ihre Männer, die Eltern ihre Kinder, die...

\"Weißt du...\", begann sie zögernd. Sie hatte ihre Vorstellungen. \"Ich habe gewartet.\" Sie erhob sich vom Stuhl und nahm den Pinsel wieder zur Hand. Welches Braun brauche ich? Sie tupfte den Pinsel in ihre Farbpalette und nahm Farbe auf. Ein...

...deinen Bart mit Erdbeerschaum rasieren deinen Hals mit Blattspinat verzieren deine Zehen mit Gurkenmilch erfrischen deiner Stirn Vergissmeinnicht auftischen deinen Augen Himmelbeeren pflücken deinen Wangen Kirschenrot aufdrücken...

Meinen Koffer hatte ich gepackt. Ich wollte weg. Natürlich wollte ich nicht wirklich weg. Ich wollte den Koffer nur vorsichtshalber packen, damit wir am nächsten Tag rechtzeitig wegfahren könnten, damit er schon mal gepackt sei,...

Ich sollte Text dir sein und Strophe Gedankensprung und Leib-Gedicht Zur Liebes-Melodie die Note Und Hand für deine Niederschrift Ich sollt bekleiden dich wie eine Zofe bepudern weiß dein Schelm-Gesicht für deinen Brief ein...

o kritikus du böser wicht zerstöre meine lyrik nicht ich habe meinen eignen stil und der bedeutet mir unheimlich viel verbessre niemals etwas schlicht sonst ist es nicht mehr mein gedicht und überhaupt sieht man bei goethen ein...

Einen Besuch wollten sie machen vorbeischauen sehen was geschehen ist Neugierde Sehnsucht die Armut vergessen das Leid die Armseligkeit sich nicht mehr erinnern müssen eintauchen in einen Traum aufwachen aus einem Traum einem bösen...

Es ist früher Abend und friedlich nach dem Unwetter, immer noch sommerlich warm, aber hier schon schattig. Ich parke mein Auto vor dem Friedhof. Die Fahrt hierher war ein bisschen abenteuerlich. Ein Unwetter hat mich überrascht. Nun bin ich...

Frau Tjiu hält sich zurück. Manchmal hat sie sich geschämt. Sie habe zu wenig gelernt, meint sie. Andere seien viel gescheiter als sie. Aber sie hatte keine Wahl als junge Witwe mit drei kleinen Kindern auf dem Land. Damals. / Nun ist sie...

du nahmst mir den Schmuck da entkleidete ich mich und legte mein Gewand dir zu Füßen du stauntest nicht sondern grimmig warfst du mich zur Türe hinaus mitleidlos und das Kleid in den Müll nur den Schmuck behieltest du...

Ich lade dich mal ein riefst du mir beim Abschied zu Komischerweise bin ich immer noch draußen