Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Mittwoch, 05. Juni 2024, 14:32
(bisher 28x aufgerufen)

Außerdem im Kino gesehen - Folge 8: Eklat im Kinosaal

von  Dieter_Rotmund


Als ich am Sonntagnachmittag im Kino war, entspann sich dort ein kleiner Eklat: In der Sekunde, in der der Abspann endete, sprang ein älterer Herr (ca. 65 Jahre alt, 1,80m, 95 Kilo, grauer Pullover) von seinem Sitz auf sprach das Publikum an. Ob es denn die Lautstärke des Films für richtig gehalten oder nicht, und er bat um kurze Rückmeldungen. 
Es entstand ein kleiner Tumult, also eher verbal, einige redeten durcheinander, ich rief "Die Lautstärke war angemessen" und irgendwie war er mit dem Ergebnis nicht zufrieden und bat um Handzeichen, wem es denn zu laut gewesen wäre. Immer noch herrschte diese leichte Tumultstimmung und tatsächlich reckten 6 oder 7 Zuschauer (von etwa 50) ihre Arme in die Höhe. Der agent provocateur* proklamierte, er habe die (zu große) Lautstärke in diesem Kino schon mehrere Mal beim Kinobetreiber bemängelt, ohne Erfolg. Ich rollte zusammen mit der Reihe von Jugendlichen hinter mir mit den Augen. Leider wurde dadurch die  Zeit für das anschließende Filmgespräch viel kürzer. Und es tat mir leide für den Organisator der Filmreihe, in dem der angeblich zu laute Film lief. Er eilte noch mit seinem Mikro, aber es war zu spät, diesen kleinen Eklat abzuwenden.
Letztes Jahr auf einem Festival, so erinnere ich mich, gab es bei Wir haben einen Deal (D 2023), Unmutsäußerungen (während des Films) bezüglich einer zu geringen Lautstärke. Einige Zuschauer, die meisten übrigens 50+, schienen deswegen vorzeitig zu gehen. Tatsächlich gab es in diesem Film einige Sätze, die sehr leise wiedergeben worden sind. Obwohl Wir haben keinen Deal sicherlich kein hochartifizielles Werk ist, so wäre auch zu überlegen, ob das nicht in der Absicht der Macher war. Das Thema des  Films legt es übrigens nahe (Mißbrauch von Jugendlichen). Da passt so ein Raunen, ein "was hast du gesagt/ach nichts", eine Art halbgesproche Wahrheit. Manchmal ist aber einfach auch nur der Ton schlecht gemacht oder der Schauspieler nuschelt notorisch, das kann natürlich auch sein. 
Nun, die Lautstärke bzw. Wiedergabe der Toninformation eines Films ist vielleicht ein größeres Thema, als ich bisher dachte. Ich kann mich persönlich aber an keinen Kinofilm erinnern, bei dem mir die Lautstärke den Genuss vergällt hätte. Anderen mag es anders ergangen sein. Offensichtlich.

*jaja, ich weiß, der Begriff passt nicht 100%ig auf den polternden Rentner, aber es ist einfach so eine schöne, altmodische Bezeichnung, agent provocateur.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Graeculus (06.06.24, 13:48)
Was mich beim Verständnis des Gesprochenen tatsächlich öfters behindert, ist die über die Dialoge gelegte Filmmusik.

Diese ungünstige Relation ist selbstverständlich vom Kinobetreiber nicht zu beeinflussen.

Den konkreten Film, die konkrete Szene kenne ich nicht, doch wenn zwei Menschen einander etwas zuflüstern, dann darf es in diesem Moment keine Filmmusik geben.

Filmmusik wird überhaupt m.E. vielfach überschätzt. Ein musikalisch in der Regel unbedeutender Klangbrei, der das Ganze irgendwie emotional aufpeppen soll. Die legendären Ausnahmen finde ich meist bei Stanley Kubrick.

 harzgebirgler meinte dazu am 06.06.24 um 14:01:



https://keinverlag.de/461324.text
(vom 27.7.22)

 Graeculus antwortete darauf am 06.06.24 um 14:09:
Ich trete aus dem Kino, und mir wird bewußt, daß das wahre Leben ohne Klangbrei auskommt.

Manchmal wünsche ich mir auch dieses Leben etwas leiser, aber die Filmmusik vermisse ich darin nie.
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