Inhalt 
II 

I

Text

von  Zeder

Lili liegt schlafend. Draußen rasen die Autos aus der Nacht heraus. Die Stelle der Stille, der nächtlichen, ist passiert. Wir haben die Pflicht zum Ruhen gleich hinter uns gelassen - tagsüber stört sich niemand mehr am Wachsein.
Trava sitzt neben der Tür und leuchtet uns Schatten. Seine Hand spielt Vogel im Käfig. Wieder und wieder versucht sie sich vom Arm zu befreien und landet doch immer zweidimensional. Später, als wir die gleißende Sonne betrachten, wie sie mächtig bebt und die Erde als Trabant im Orbit wirbelt, erhebe ich mich vom Bett, greife meinen Rock und wirble mit erhobener Hand im Kreis, lasse meine Füße um sich selbst tänzeln, und alle um mich, Trava, Simon und die schlafende Lili wie Brocken von Welten, lachend und strahlend. Als ich lande, stehen wir auf grauem Asphalt.
Es ist jetzt Tag geworden und die Nacht ist tot. Dort bläst ein Straßenkünstler Blasen in die Luft, streicht sich den Schweiß aus der Stirn und strömt weiter die Straße hinab, als er die leere Hand zurück zieht.
„Zohar“, höre ich plötzlich, „es ist Zeit.“ Und ich spüre den scharfen Nordwind als Boten vom Meer aus in die Gassen ziehen, reißend und stockend schiebt sich die Welt kurz noch in Schüben, Simon stößt gepresst sein letztes Lachen aus, bis seine Augen leblos werden, der Rauch einer Zigarette hängt wie ein Stein in der Luft und die Autos klappern schleppend und stehen dann abrupt, als die Zeit steht.

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