3
 Inhalt 
5 
 3
5 

4

Parodie zum Thema Fiktion

von  Dart

4.

  Es dauerte nicht vier Wochen, bis Rod dem Kampfstationsleiter vorgestellt werden sollte. Sein Termin musste erst noch in irgendwelchen anderen bürokratischen Einrichtungen registriert werden. Insgesamt gab es also bloß eine Verlängerung von ein, zwei Monaten. Allerdings räumte man ihm nach ein paar Tagen ein paar Bequemlichkeiten ein. So bekam Rod eine größere Zelle – sogar mit einem Fernsehgerät, obwohl er die meisten Sender überhaupt nicht verstehen konnte. Genau genommen gar keinen. Als eine Woche vergangen war, erhielt Rod unerwarteten Besuch.
  Mit einem Zischen öffnete sich die Tür. Draußen standen drei Zwerge, diesmal mit den Ziffern fünf, sechs und sieben. Allerdings waren sie nicht allein.
    „Han!“
    „Rod?“
  Der Xylat sah sich verwirrt in der Zelle um. Er sah ziemlich mitgenommen aus. Die Zwerge stießen ihn in die Zelle und schloßen die Tür. Langsam rappelte sich Han auf.
    „Ist das deine Zelle?“
    „Ja! Sie ist ein bisschen eng, aber es geht.“
    „Meine ist nicht mal so groß wie dein Bett!“
    „Echt?“
    „Ich hab’ noch nicht mal einen Fernseher, geschweige denn eine Lampe!“
    „Ach? Wie interessant. Aber dafür werden wir doch ganz gut behandelt.“
    „Ich wurde bis jetzt nur gefoltert!“
    „Ohh.“
    „Ich sage dir, was das hier ist! Das ist ein Irrenhaus voller Faschisten! Die hassen einfach Nichtmenschen! Deswegen wirst du auch so zuvorkommend behandelt!“
    „Das denkst du dir doch bloß aus. Aber ich werde mal mit dem Kommandanten reden, wenn ich mich mit ihm treffe.“
    „DU DARFST WEN TREFFEN???“
    „Den Kommandanten dieser Kampfstation. Allerdings erst in ein, zwei Monaten.“
    „Ich durfte bis jetzt nur mit dem Folterknecht sprechen. UND DAS WAR KEIN WUNDERSCHÖNES ZUSAMMENKOMMEN!!"
  Langsam lief der Xylat rot an vor Wut. Außerdem ging seine Stimme langsam, aber sicher in eine sehr laute und hysterische Art über. Rod füllte sich dadurch offensichtlich von dem Außerirdischen ziemlich bedroht. Entweder das oder Langeweile brachte Rod dazu, langsam in Richtung der Wand zurückzuweichen.
    „ICH WURDE GESCHLAGEN, GEBRANDMARKT, GESTRECKT, GESTAUCHT, ICH MUSSTE MIR POLKAMUSIK ANHÖREN, ABER WEIßT DU, WAS DAS SCHLIMMSTE WAR?“
    „Du konntest alle Texte auswendig?“
    „SIE HABEN MEINE HÄNDE ZUSAMMENGEBUNDEN UND MIR DEN GANZEN TAG PORNOS VORGESPIELT!!!“
    „Ohh … das … das ist echt nicht nett. Aber hättest du dann nicht am Schluss … Also ich meine ja nur ..."
    „AM ENDE DES TAGES HABEN SIE EINEN EUNUCHEN AUS MIR GEMACHT!!!"
    „Aua, wirklich?"
    „JAAAAAAAAAA!!!!!“
  Ich weiß nicht, ob Xylaten bei Aggression ein rotes Gesicht bekommen. Auf jeden Fall nahm das von Han nun die Farbe Zinnoberrot an. Irgendwie sah er dabei aus wie Freddy Krüger. Durch sein Geschrei hatte er Rod endgültig an die Wand gejagt, wo er jetzt zitternd und wimmernd da lag. Glücklicherweise hatte das Gebrüll auch die Zwerge im Eingang aufgescheucht. Nur kamen sie diesmal mit Verstärkung in Form von Techdroiden, die mit ziemlich gefährlichen Lasergewehren bewaffnet waren. Han verstummte automatisch, eher überrumpelt als eingeschüchtert. Allerdings sollte noch mehr Besuch auf sie warten, denn nur Augenblicke später kam Later in die Zelle. Er gab den Droiden einen Wink, worauf sie Han langsam aus dem Raum herausschoben, der noch immer völlig verdutzt dreinblickte. Later schaute ihm noch kurz nach und fokussierte dann seinen Blick auf Rod:
    „Sie haben Glück, Mr. Emdoy, der Leiter dieser Kampfstation hat überraschend Zeit gefunden. Er wäre bereit, sie zu empfangen. Würden sie mir bitte folgen?"
  Rod stutzte:
    „Ich heiße nicht Emdoy!“
    „Hää?“
    „ICH SAGTE, DASS ICH NICHT EMDOY SONDERN McCOY HEIßE!!!“
    „Ja, ich bin auch erfreut, sie zu sehen. Und ich weiß doch, dass sie Emdoy heißen. Sie müssen das nicht wiederholen. Kommen sie nun bitte? Der Earl lässt nicht gerne auf sich warten!“
  Rod starrte ihn kurz an und folgte dann Later, der ihn zu einem Hovergleiter führte. Later gab dem Fahrer einen Wink und der Gleiter setzte sich langsam in Bewegung. Nach einer ganzen Weile (fünf Stunden) waren sie dann endlich am Ziel angekommen. Das Fahrzeug hielt an. Sie stiegen vom Gleiter ab und Rod folgte Later in einen riesigen Saal, der von tausenden Konsolen bestückt war. Am Ende des Raumes war eine riesige Fensterscheibe zu sehen, mit einem wahnsinnigen (Hier ist gut gemeint und nicht verrückt! Also nur für den Fall, dass es einer falsch verstehen könnte.) Ausblick auf einen Planeten, der vor Grün nur so strotzte. Offensichtlich war der Kubus in den letzten Tagen weitergereist. Rod blickte sich um. Wie schnell war bloß dieses Riesending von einer Raumstation? Er schaute wieder nach vorn. Dort war er. Der Leiter dieses Kolosses von einem Kampfkubus.
  Later ging zu seinem obersten Vorgesetzten und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Earl nickte langsam und drehte sich um. Er trug eine schwarze Uniform und schwarze Cordhosen. Nebenbei schien er auch schwarze Handschuhe zu tragen. Außerdem hatte er ein schwarzes Cape umgebunden. Offenbar war Schwarz seine Lieblingsfarbe. Das Verrückteste war jedoch sein Kopf. Er schien kein Gesicht zu haben, sondern eine Maske zu tragen. Eine schwarze Maske. Rod hielt den Atem an und blickte ihn entsetzt an. Ein tiefes Keuchen drang aus der Richtung des Earls und die Temperatur im Raum schien urplötzlich zu fallen. Langsam setzte sich der Earl in Bewegung und hielt direkt auf Rod zu. Der fröstelte vor Panik und wich entsetzt zurück. Langsam wurden die Umrisse des Earls deutlich. Er war ein Riese, mindestens zwei Meter groß. Sein tiefes mechanisch klingendes Stöhnen ließ eine Gänsehaut über Rod's Haut laufen. Mittlerweile erkannte er die Maske von ihm. Rod blinzelte kurz und rieb sich die Augen. Er schüttelte den Kopf und blickte den Earl an.
Der Earl hatte eine schwarze Papiertüte auf dem Kopf. Rod schüttelte noch einmal den Kopf.
Later schaute ihn ernst an und stellte dann den Earl vor:
    „Mister Emdoy, ich darf ihnen Earl Lars Breyder vorstellen, den Leiter des Worg-Wahnsinnswürfels."
  Der Earl starrte … also … na ja … also, die Papiertüte schaute in Richtung von Rod. Das Stöhnen des Earls kam direkt aus der Papiertüte. Irgendetwas wispelte noch aus der Papiertüte. Rod konnte das Geräusch allerdings nicht entziffern:
    „Hää? Ich hab’ nix verstanden!“
  Breyder – also die Papiertüte – schaute Later an, der Breyder fragend anglotzte. Offensichtlich war Later zu taub, um irgendetwas verstehen zu können. Die Papiertüte schaute wieder zu Rod:
    „Ich habe gesagt, dass ich mich freue, dich zu sehen!“ hauchte es aus der Tüte. Rod hätte beinahe nichts verstanden, wenn er nicht die Luft angehalten hätte.
    „Ich freue mich auch, sie kennen zu lernen, Earl Lars Breyder,“ sagte Rod, nicht sicher, ob er das auch so meinte.
  Breyder blickte kurz zu Later und nickte mit dem Kopf. Later nickte zurück und salutierte zackig. Dann eilte er schnellen Schrittes aus dem Saal. Breyder ging wieder zum Fenster und verharrte dort. Nach ein paar Sekunden drehte er sich zu Rod um. Nichts passierte. Eine Minute verstrich, noch eine und noch eine, während Breyder's Tütengesicht immer zorniger zu werden schien. Wie machte er das bloß, ? Schließlich fing der Earl an, in einer Knietasche irgendetwas zu suchen. Als er es gefunden hatte, ging er zu einer der vielen Monitore und fummelte dort irgendetwas herum. Nach einer Weile erhob er sich wieder und stellte sich wieder vor das riesige Fenster. Nun hatte er aber ein großes, blaues Megaphon in den Händen, das er an seinen Mund … also an die Stelle im Gesicht, wo der Mund sein müsste, die aber von der Tüte verdeckt war, hielt. Endlich konnte man seine Stimme deutlich verstehen:
    „Ich habe gefragt, ob du gut behandelt worden bist!“ drang es mechanisch aus dem Papier um Breyder’s Kopf.
    „Danke, ich bin ganz gut versorgt worden. Mein Freund wurde allerdings etwas … misshandelt. Könntet ihr ihn nicht etwas freundlicher behandeln?“
    „Mal sehen, was sich einrichten lässt. Doch wie ich sehe, hat dich Obacht-Bahn viel gelehrt!“
    „Entschuldigung, wer?“
    „Stell dich nicht dumm, du weißt, wen ich meine! Er mag dir viel über die Macht beigebracht haben, doch die Macht ist nichts im Vergleich zu der Stärke, die einem die Power verleiht!"
    „… Und was heißt das? Ich habe nämlich überhaupt nichts verstanden, von dem, was sie da gerade erzählt haben!“
    „Das wird noch kommen, sobald ich dich zu deinem neuen Herrscher gebracht habe: Dem Diktator. Er ist von jetzt an dein Herr und Meister! Widersetze dich nicht, Rod! Er hat es vorausgesehen. Es ist deine Bestimmung!“
    „Wer ist der Diktator? Langsam glaube ich, dass sie mich mit jemandem verwechseln.“
Die Papiertüte starrte ihn an. Breyder sagte nichts mehr. Langsam drehte er sich um und starrte den grünen Planeten unter ihm an. Dann schnippte er kurz mit den Fingern. Erst geschah gar nichts, dann explodierte der gesamte Planet in Milliarden Teile, jedes kaum größer als eine Faust. Breyder drehte seinen Kopf wieder zu Rod:
    „Weißt du jetzt, wie mächtig der Diktator ist? Er kann dich ebenfalls solche Macht lehren, wenn du sein Schüler wirst. Er wird dir die wahren Kräfte der Power zeigen. Verschließe dich nicht deinem … Nanu?“
  Breyder wirbelte herum. Rod war nicht mehr an seiner Stelle. Er war nicht mal mehr im Raum. Breyder kratzte sich mit dem Megaphon an seiner Papiertüte.
  „Die Sau ist getürmt!“ krächzte er.

  Rod rannte durch die Gänge. Offensichtlich gab es nur kaputte Typen an Bord dieses Kubus'. Er musste hier weg. Und er musste Han und das Zottelvieh mitnehmen. Doch wie kam er in den Gefängnistrakt? Allein mit dem Gleiter hatte es drei Tage gedauert. Und den Weg hatte er sich nicht gemerkt. Rod hielt an und versteckte sich in einer Seitennische, wo er keuchend niedersank. Er würde auf jeden Fall eine Tarnung brauchen, ansonsten würde er schneller wieder bei diesem komischen Breyder sein, als ihm lieb wäre. Wer war bloß dieser Obacht-Bahn, den Breyder erwähnt hatte? Oder der Diktator?
  Ein Trupp Soldaten kam vorbei. Irgendwo müsste es doch so eine Uniform geben. Rod schaute aus seiner Nische heraus. Die Luft war rein und er huschte heraus, um den Weg hinaus zu suchen und um zu seinem Freund zu retten. Konnte er Han überhaupt seinen Freund nennen? Er hatte mit ihm ja bis jetzt mal gerade eine halbe Stunde geredet und es dabei geschafft, Han ständig in Schwierigkeiten zu bringen. Ohne Rod wären sie vielleicht nicht hier. Zumindestens Rod wäre es nicht.

 3
 Inhalt 
5 
 3
5 
Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram