Barmündig

Gedankengedicht zum Thema Alleinsein

von  Füllertintentanz

Barmündig
frisst die Nacht
ihre Sterne vom Himmel
und verliert sich
in den engen Tiefen
verschlungenen Dunkels.

Angst lebt.
Sie schlägt mit knorrigen Fingern
des Schlafes Puls.
Träume bluten ihr zu Händen,
markieren satt und rot der Steine Wand.

Doch der Sehnsucht zarte Krume
blumt Hoffnung ins Gemüt.
Sie trägt sich selbst zu Markte
und verschluckt sich
ihrer Gier.

Wie viel Hunger werden wir noch fasten
bevor sich endlich
Eindruck zum Ausdruck spricht?


c./ Sandra Pulsfort

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Kommentare zu diesem Text


 Theseusel (04.08.06)
"Wie viel Hunger werden wir noch fasten...?" Der Satz sagt meines Erachtens schon alleine aus worum es geht liebe Sandra. Die Seele ist wie ein Wiederkäuer der Sehnsucht...und läßt die Leere der Einsamkeit mit Völlegefühl zurück;) vielleicht weil sie vermeint die "aufgestossene" Erinnerung und frühe Träume könnten sie satt machen.
*g* Ich krieg dieses Bild des Paarhufers nicht aus dem Kopp;) Dein Gedicht gefällt mir! Liebe Grüße von Gerd

 Füllertintentanz meinte dazu am 05.08.06:
Das Bild des Wiederkäuers ist sehr passend gewählt, lieber Gerd. Doch irgendwann sollte auch der dickste Brei verdaut werden. Fasten mag eine gewisse Zeit lang gesund sein, entgiftet Geist und Körper. Doch in diesem Fall ist beides vergiftet von Angst. Vielleicht muss man sich nur lange genug verschlucken, um sie endlich vollständig erbrechen zu können.
LG, Sandra
Crystal (28)
(04.08.06)
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 Füllertintentanz antwortete darauf am 05.08.06:
Danke Crystal, dein Lob freut mich wirklich. Wo Träume Angst zu Händen blutet kann wohl nur Vertrauen und Zuversicht die Blutung stillen... LG, Sandra
Nunny (73)
(04.08.06)
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 Füllertintentanz schrieb daraufhin am 05.08.06:
Liebe Gisela,
es ist natürlich nicht mein Ziel, wenn ganze Bereiche eines Textes undurchsichtig bleiben. Zwischen "nicht leich verständlich" und "gar nicht verständlich" liegen ja auch Welten.
Ich finde es schön, wenn ein Text sich nicht sofort ganz öffnet, wenn er unterschiedliche Interpretationsanszätze bietet, die alle möglich sein könnten, jedoch nie wirklich offenbart wird, welcher davon nun mein eigener war.
Bei diesem Gedicht hatte ich folgendes Bild:
Da ist ein Mensch. Er ist allein. All die Schönheit der Nacht frisst seine gottverdammt Einsamkeit. Selbst die Sterne fallen in sein emotionales Tief und scheinen nur noch Anderen zu leuchten.
Durch diesen Menschen fließt Angst. Unendlich viel Angst.
Angst vor dem Alleinesein, vor der Zukunft, vor der Wahrheit, vor Notwendigkeit. Diese Angst lässt langsam aber sicher die Schönheit der Träume verbluten. Tropfen für Tropfen rinnen Träume auf die Wände, die den Käfig symbolisieren.
Dann spürt dieser Mensch ein Aufbegehren. Knospen der Hoffnung sprießen ins Gemüt, doch die Sehnsucht ist ungeduldig. Bietet sich überall an, verrammscht sich fast. Sie giert nach Erfüllung. Schaufelt mit beiden Händen jeden noch so kleinen Brocken Hoffnung in sich hinein, verschluckt sich so ständig, an der eigenen Eile.

Er und sein Gegenüber fasten sich gegenseitig Hunger zu. Sie fühlen den Eindruck, sich gegenseitig nähren zu können, doch sie schweigen sich aus.
Aus Angst vor Enttäuschung, Verlust, Erwartungen nicht zu erfüllen?...
Sie sind nicht barmündig, sondern tragen weit mehr, als nur ein Blatt vor dem Mund. Es schluckt jeden Ausdruck aus Wort und Blick.

Herzliche Grüße dir,
Sandra

Ganz liebe Grüße,
Sandra

 Traumreisende (05.08.06)
ein echt beeindruckender text mit einer ergreifenden umsetzung... schauder!!!!
ein lob euch beiden!!!!
lg slvi

 Füllertintentanz äußerte darauf am 05.08.06:
Liebe Silvi,
ja, ich finde auch, dass der Text, durch fast schon beschwörende Vorleseart unseres lieben Klabautermannes , erst recht an Wirkung gewinnt. Er hat die Zeilen stimmlich richtig gut in Szene gesetzt.
Danke für dein Lob.
Herzliche Grüße,
Sandra
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