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Kurzprosa zum Thema Eigene Welt

von  mondenkind

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Als sie wiederkam, war sie anders. Eine ganze Weile hatten wir uns nicht gesehen. Doch dann stand sie eines Tages wieder da. Lächelte in die Runde, nahm sich ein Bier und setzte sich in eine Gitterwelt. Ich spürte, wie sich die kalten, glatten Stäbe neben mir emporschoben und mir Abstand befahlen, obwohl ich gleich neben ihr saß. Ich blickte erstaunt auf, als sie den Blick senkte. Und ich wusste, dass ich nicht fragen durfte. Erschrocken spürte ich, dass sie keine Wärme mehr in sich trug und als ich genau hinsah, bemerkte ich den glatten Bruch in ihrer Mitte. 
Niemandem sonst fiel es auf. Sie lächelten, standen so dicht an den Gittern und sahen sie nicht. Gingen weiter. Und sie lächelte zurück, während ihre Haut dabei langsam zerriss.
Ich blieb allein vor ihren Grenzen. Legte beide Hände fest um die Stäbe, doch konnte ich nicht einmal diese wärmen. Sagte nichts, da ich merkte, wie jedes Wort Keile in ihre Lippen trieb.
Ab und zu malte ich ihr ein Bild von früher und schob es durch die Gitter. Und manchmal sah ich, wie sie sich nachts damit zudeckte.
Ich blieb wach. Wachte. Wartete.
Auf ihre Hand, die sich durch die Stäbe schob. Ganz vorsichtig. Und als sie es tat, nahm ich sie sacht in meine, während der Käfig in sich zusammenfiel und ich hielt sie immer noch, als sie endlich schrie.

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Kommentare zu diesem Text


 souldeep (16.08.06)
boah....
dein talent ist einmalig!

mehr...
nicht jetzt!

:) kirsten

 mondenkind meinte dazu am 16.08.06:
hmm.. das ist es sicher nicht, liebe kirsten, trotzdem danke dir!
und ich freu mich auf mehr..

lg, nici :)

 souldeep antwortete darauf am 16.08.06:
hej, sista...brauch ich da noch was zu sagen???
ich bleibe still und geniesse - und lege dir dasselbe, das geniessen, nahe...
da, schau nur, wie es dich anblickt und bittet...

streichel...

:))) kirsten
Traumfängerin (23)
(16.08.06)
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 mondenkind schrieb daraufhin am 16.08.06:
ich dank dir sehr! :)
hüllenlos (29)
(16.08.06)
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 mondenkind äußerte darauf am 16.08.06:
nur... danke. ..sehr!

 ViolaKunterbunt (16.08.06)
Ja ... das ist ein berührender Text. Sehr schön geschrieben. Ein tolles Bild hast Du da mit Deinen Worten gemalt.
Liebe Grüße, Viola

 mondenkind ergänzte dazu am 16.08.06:
das freut mich, viola! danke dir! :)) lg, nici

 Traumreisende (16.08.06)
so was gehört eingesperrt... so genial... dass...

ach weib!! du kratzt auf der haut.. du bist unbequem und klasse ) weißt wie ich das meine...
dieses zarte in und an dir und dann diese texte...!!!
lg silvi

 mondenkind meinte dazu am 16.08.06:
wow! danke silvi! und ganz besonders für das´'unbequem'... :)) *strahl*
steinkreistänzerin (46)
(16.08.06)
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 mondenkind meinte dazu am 16.08.06:
und manchmal kann man doch nur warten.. vielen dank dir, annette!
Müggelin (24)
(16.08.06)
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 mondenkind meinte dazu am 16.08.06:
*lächel* diese eigene welt ist gut und wichtig.. solange man sich nicht darin versteckt. :) danke für deinen kommentar und die empfehlung! das häufige 'sie' lasse ich mir nochmal durch den kopf gehen.. es gibt halt nicht viele alternativen und 'ich' wäre unangemessen.. ich hoffe, es packt dich noch! :) lg, nici
PhoenixTears (22)
(16.08.06)
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 mondenkind meinte dazu am 16.08.06:
eine sehr schmerzhafte erleichterung, ja. und doch unumgänglich wichtig.. ich danke dir!
Feuerfresser (22)
(16.08.06)
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 mondenkind meinte dazu am 16.08.06:
*lächel* danke! lg, nici
Herzwärmegefühl (53)
(16.08.06)
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 mondenkind meinte dazu am 16.08.06:
danke moni! :)
Jellineck (45)
(16.08.06)
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 mondenkind meinte dazu am 16.08.06:
vielen dank dir! lg, nici

 Bellis (16.08.06)
Das ist ein tolles, intensives Bild, was ich so noch nirgends gelesen habe. Da ist Dir was ganz Besonderes gelungen!
Zwei Anmerkungen habe ich noch:
"Ich blickte erstaunt auf; sie hinab." - Ich vermute, Du willst beides ausdrücken: Dein Auf-Blick zeitgleich mit ihrem Hinab-Blick und auch Dein Auf-sie-hinab-Blicken, weil sie Dir kleiner vorkommt? Wenn´s so ist, dann schlage ich statt des allzu stark trennenden Semikolons einen Bindestrich vor.
"...während der Käfig in sich zusammenfiel..." Hm, m.E. stimmt das Bild bis zu dieser Stelle, samt dem kalten Metall, das man beim Lesen zu spüren glaubt. Aber fällt ein fester Käfig einfach so in sich zusammen? Geht da nicht Rost voraus oder eine Aggregatzustandsänderung wie Schmelzen oder ein Rütteln an Stäben, damit sie sich lösen...? Oder sollte der Käfig nicht besser auseinanderfallen, mit lautem Geschepper? Sind nur Gedanken, die mir beim Lesen kamen. LG, Bellis.

 mondenkind meinte dazu am 16.08.06:
danke bellis! :) deinen rat hab ich sofort umgesetzt... mit dem semikolon war ich selbst nicht glücklich und hoffe, dass es nun verständlicher ist.
das mit dem zusammenfallen ist schon absicht so.. so schnell wie die grenzen fallen, wenn man es zulässt. danke fürs lesen und die tipps! lg, nici :)
artemidor (58)
(16.08.06)
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 mondenkind meinte dazu am 16.08.06:
danke.. *lächel* :)
Deadman (28)
(16.08.06)
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 mondenkind meinte dazu am 16.08.06:
mea culpa.. mea maxima culpa... :) danke mister dead.
du hast recht.. es kommt vor, dass jemand einen anderen, der helfen will, gnadenlos an sich bindet und ausnutzt. doch dies geschieht in der regel sehr bewusst und berechnend. in diesem fall ist es eher eine unbewusste grenze und der rückzug nicht fordernd.
Deadman (28) meinte dazu am 16.08.06:
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seelenliebe (52)
(16.08.06)
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 mondenkind meinte dazu am 16.08.06:
das freut mich anne! lieben dank dir!! nici :)

 Sternenpferd (16.08.06)
genial :)
alles liebe
*sternenpferd*

 mondenkind meinte dazu am 16.08.06:
*kopfneig* ..ist doch nur ein text.. danke! lg, nici :)

 Sternenpferd meinte dazu am 16.08.06:
es soll ja auch geniale texte geben, flüstert mir ein stern*

 Secretgardener (16.08.06)
Das mit dem mit dem Bild zudecken finde ich großartig.
Der Text ist so wunderbar liebevoll, so warm, einfach schön.
Immer wieder schön zu sehen, mit wieviel Liebe Du schreibst, Du Dinge siehst.
Liebste Grüße, Angelo.

 mondenkind meinte dazu am 16.08.06:
danke für deinen kommentar, angelo.. und ja, manchmal... :) lg, nici
Fabian_Probst (44)
(17.08.06)
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 mondenkind meinte dazu am 17.08.06:
danke fabian.. :)
ich arbeite an den 'unds'.. versprochen! lg, nici

 albrext (18.08.06)
Wort für Wort

Wort wo bist du,
ich sah deine Fetzen.
Ich schrie dir
ein Bild
und kaufte mir Wärme.
Die Raben
brachten mir
die Buchstaben zurück,
die ich verlor
in Einsamen Nächten.
Mein Rufen
verhallt im Wind.
Noch stehe ich aufrecht
zwischen den Zeilen.
Wort für Wort.

 mondenkind meinte dazu am 20.08.06:
zwischen den zeilen.. das ist am wichtigsten.. ja! danke dir.
LudwigJanssen (54)
(20.08.06)
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 mondenkind meinte dazu am 20.08.06:
hi ludwig.. :)
ich hab es abgeändert.. und gleichzeitig sogar noch einen 'ich'-anfang getouchiert.. danke dir für deine anregung! lg, nici

 AZU20 (25.08.06)
Ich habe selten einen Text gelesen, der in so eindringlicher Weise dieses Thema des Miteinanders aufgreift. Bemerkenswert. LG

 mondenkind meinte dazu am 25.08.06:
vielen dank! *verlegenlächel*
Kindermund (26)
(27.08.06)
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 mondenkind meinte dazu am 28.08.06:
vielen dank dafür. :)
frauenzimmer (28)
(13.09.06)
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 mondenkind meinte dazu am 13.09.06:
nicht doch mylady.. :) es sind doch nur texte... *lächel*
erstmal ein herzliches willkommen hier bei KV. nimm dir zeit, dir hier alles anzusehen.. in aller ruhe. und schreib einfach.. schreib enfach drauf los.. :) liebe grüsse und danke für deinen lieben komm. nici
MetaCapricorn (19)
(14.09.06)
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 SunnySchwanbeck (22.04.10)
Wow.
Wundervolle Bilder, ich höre sie förmlich schreien.

sonnige Grüße.

 mondenkind meinte dazu am 22.04.10:
oh, vielen dank sunny. :)

 Unbegabt (28.05.10)
ge- und betroffen

 mondenkind meinte dazu am 28.05.10:
ich danke sehr.

 Fallenone (28.05.10)
getroffen, versenkt, bleibt haften und zieht mit runter. da nutzt kein freischwimmer. aber weißt ja, versinke gern mit dir *nick*
spitzentext. ein mondentext.

 mondenkind meinte dazu am 28.05.10:
wie lieb. :) zur not hab ich auch schwimmflügelchen, wenn du magst.
danke fallen!
fragilfluegelig (49)
(13.10.11)
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 mondenkind meinte dazu am 13.10.11:
das freut mich. hab vielen dank. :)

 princess (01.06.12)
Hallo Nici,

diese Hinwendung, diese Aufmerksamkeit, dieses aus akzeptierender Distanz heraus Mitschwingen ... macht diesen Text für mich besonders eindringlich. Und natürlich Szenen wie die hier:
Ab und zu malte ich ihr ein Bild von früher und schob es durch die Gitter. Und manchmal sah ich, wie sie sich nachts damit zudeckte.

Sprachlich fällt mir die häufige Verwendung des und am Satzanfang auf. Viermal in diesem recht kurzen Text kommt mir irgendwie viel vor. Und da ich es gerade sah: immer noch statt immernoch.

Wie auch immer: ich freue mich, dass ich über diesen Text gestolpert bin, der auf gleichzeitig so behutsame und nachhaltige Weise (andere) eigene Welten spürbar werden lässt. Toll!

Liebe Grüße, Ira

 mondenkind meinte dazu am 01.06.12:
'immer noch' ist geändert. die 'unds' hatte ich schonmal reduziert und die textanfänge geändert. weiss nicht, wieso es hier so schwer fällt, sie auszutauschen. aber ich arbeite dran. :) danke fürs drüberstolpern, miss ira! :))

 Ingmar (01.06.12)
Dein Text hat viele Kommentare, viele sehr postive Rückmeldungen bekommen. Es ist eigentlich an der Zeit, den Text jetzt auch einmal ein wenig oder besser sogar harsch zu kritisieren. Allein schon, damit die Autorin nicht abhebt. Allein, ich wüsste nicht wie. Solls halt ein anderer machen. Ich wünsche einen wohlverdienten, guten Flug, ha!
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