Der Canal du Midi -eine Traumreise!! (2. Teil)

Bericht zum Thema Reisen

von  tastifix

Marseillan bleibt weit hinter uns zurück und ist bald nicht mehr zu sehen. Wir schauen vorwärts, steuern auf Agde zu. Langsam verjüngt sich der Etang de Thau zu seinem Ende hin. Für uns das sichere Zeichen, .dass wir uns allmählich unserem Traumziel nähern, dem Canal du Midi.

Während der 25 km langen Fahrt von Sète nach Agde passieren wir zwei Schleusen. Die zweite, eine Rundschleuse, liegt ein paar Kilometer vor Agde. Wir legen am Ufer an, warten geduldig auf das Öffnen der Schleuse und fahren dann bei niedrigem Wasserstand ein. Dort muss alles sehr schnell gehen. Hastig schlingen wir die Leinen um einen der Poller, um das Boot zu sichern. Nach ein paar Minuten strömen Wassermassen zu. Leicht schaukelnd steigt unser Boot um mehrere Meter. Danach entlässt uns die Schleuse wieder. Endlich, endlich sind wir auf dem Canal du Midi. Uns erwartet eine sehr romantische Fahrt.

Kurz darauf liegt zu unserer Linken Agde, eine der ältesten Städte Frankreichs, die ursprünglich ein griechischer Hafen war. Die Häuser der Altstadt sind aus schwarzem Vulkangestein. Über die Stadt wacht eine Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert, die Kathedrale Saint-Étienne. Ein Museum bietet die Möglichkeit, sich mit der Vergangenheit dieser kleinen Stadt vertraut zu machen. Der Besucher findet traditionelle Kostüme, Nachbildungen von Schiffen und noch andere Zeugen früherer Tage.

Der Canal du Midi ist nicht grundlos so berühmt. Eingebettet in eine atemberaubende Hügellandschaft führt er an am Ufer gelegenen, malerischen Dörfern vorbei. Auch ist das glitzernde Wasser des Mittelmeeres nie weit entfernt. An beiden Ufern rahmt eine Reihe von Platanenbäumen den Kanal ein und verwandelt ihn so in eine im Sonnenlicht, das durch das dichte Laubwerk blitzt, silbrig glitzernde Wasserallee. Zwischen den Bäumen hindurch können wir rechtsseitig die teils wilde, weite Landschaft der Camargue erahnen. Schauen wir zum linken Ufer, sehen wir auf ausgedehnte Weinfelder und Äcker. Immer wieder entdecken wir typisch südländische kleine Landhäuser, ab und zu auch `mal ein Landgut. Entlang beider Ufer wachsen exotische Blumen mit oft riesigen, in kräftigen Farben leuchtenden Blüten, die sich im leichten Mistral wiegen. Dieser Anblick verzaubert mich, lässt mich träumen. . 

Wir sind allein. Es ist weit und breit kein anderes Schiff zu sehen. Deutschland, die Großstädte der Heimat mit ihrem Lärm und der alltäglichen Hektik sind vergessen. Längst schon sind wir verstummt und genießen sprachlos dieses Märchen. Die Seele atmet den unwiderstehlichen Duft der Natur. Ruhig gleiten wir dahin, die leichten Wellen streicheln die Bootswand, der Mistral schenkt uns Kühlung an diesem warmen Tag. 


In Gedanken beschäftige ich mich mit der Geschichte dieses Kanals. Wann ist er entstanden, wer hat ihn gebaut, wozu wurde er genutzt?
Der Canal du Midi ist die älteste künstliche Wasserstraße zwischen dem Mittelmeer und dem Atlantik. Er wurde im 17. Jahrhundert zu Regierungszeiten Ludwigs XIV von dem königlichen Steuerbeamten und Hobbyingenieur Pierre-Paul Riquet gebaut. Die Arbeiten begannen 1661, die Eröffnung war am 24. März 1681. Der Kanal ist 240 km lang. Eine Vielzahl von Schleusen sowie der weltweit erste, 173 m lange Kanaltunnel halfen, den Höhenunterschied von 173 Metern zu überwinden. Besonders sehenswert ist die aus neun Schleusen bestehende Schleusentreppe Fonsérannes bei Beziers. Der Kanal war bis ins 19. Jahrhundert eine wirtschaftlich wichtige Wasserstraße. Um die Lastkähne fortzubewegen, wurden Zugtiere eingesetzt, für die an beiden Ufern des Kanals durchgehende sogenannte. Treidelpfade angelegt wurden. Heute wird der Kanal von Touristen mit gemieteten Hausbooten genutzt. Die Treidelpfade sind teilweise für Fahrradtouren geeignet. Seit 1996 ist der Canal du Midi ein Unesco-Weltkulturerbe.

Wir nähern uns Vias. Kurz bevor wir diesen kleinen Ferienort mit seinen Hotels und Ferienhäusern passieren, überquert der Fluss Libron den Kanal. Um zu verhindern, dass bei Hochwasser das Flusswasser in den Kanal lief, wurde dort eine Barke im Kanal versenkt, über die das Wasser bei Hochwasser hinweglief und dann seinen Weg im Flussbett fortsetzte. Die aktuelle Struktur dieses Systems ist das Werk des Ingenieurs Urbain Maguès.

Vorbei an Port Cassafières schwimmen wir auf Beziers zu. Beziers ist die Geburtsstadt von Pierre Paul Riquet. Im Orb-Tal gelegen, zeigt sie stolz ihre gotische Kathedrale St.-Nazaire. Will man die Stadt erkunden, sollte man auf jeden Fall das Kunst- und Traditionesmuseum besuchen. Doch Beziers ist auch noch aus einem anderen Grunde bekannt: Es war lange die Hauptstadt des französischen Tischweines.

Hinter Beziers erwartet uns die weithin berühmte Schleusentreppe von Fonserannes, die sich aus sieben Einzelschleusen zusammensetzt. Insgesamt überwindet man mit dieser Treppe 25 Meter an Höhenunterschied. Von Land aus führe ich unser Boot an der Leine durch diese Schleusen. Es kostet viel Kraft, es bei Wasseransturm noch zu halten. In der obersten Schleuse ist die Wucht des Wassers am stärksten. Fast reißt es mir die Leine aus der Hand, obwohl ich diese mehrfach um einen Poller gewickelt habe. Da zeigt sich wieder einmal die Stärke der Naturgewalten. Das Ganze ist ein sehr beeindruckendes Erlebnis, dass ich rückblickend nicht missen möchte, aber ich atme da doch auf, als wir die Schleuse wieder verlassen.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram