Die Metaphysik der Sünde

Predigt zum Thema Christliche Themen

von  AlexxT

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

"Etwas aus der Welt schaffen". Jeder von Ihnen kennt diesen Ausdruck. Wenn etwas schief gelaufen ist, wenn man etwas falsch gemacht hat, dann möchte man das eben so schnell wie möglich "aus der Welt schaffen", hoffentlich auf ehrliche Weise. Sei es, in dem man sich entschuldigt, sei es, in dem man bestimmte Konsequenzen trägt, wie z.B. Schmerzensgeldzahlung als Strafe für Körperverletzung - es muss etwas geschehen, damit eine Wiedergutmachung erfolgt. Und wenn sie erfolgt ist und eventuelle Folgen für das Opfer behoben sind, dann meint man, das Vorgefallene aus der Welt geschafft zu haben. Es ist nicht mehr aktuell, es existiert quasi nicht mehr.

Nun ist die Wahrheit etwas komplizierter. Im Idealfall, hoffentlich, verschwinden die sichtbaren und unsichtbaren Folgen einer zwischenmenschlichen Verfehlung aus der Gefühls- und Erfahrungswelt der Betroffenen tatsächlich. Aber es gibt da noch Gott. Und an Ihm geht nichts vorbei. Alles, was falsch ist, was Er als falsch wertet, somit jede zwischenmenschliche Verfehlung ist auch eine Verfehlung gegen Ihn. Der Fachbegriff dafür ist bekannt - er heißt Sünde.  Sie kennen vermutlich den Begriff "Metaphysik" - die Disziplin, die sich mit den Eigenschaften des Seins beschäftigt. Die Metaphysik der Materie ist zum Beispiel so, dass Materie weder vernichtet noch neu geschaffen werden kann. Umgewandelt werden - ja, aber nicht verschwinden, unter keinen Umständen! Das gehört einfach zum Sein der Materie. Mit einfacheren Worten: "Ist eben so"

Die Sünde hat auch eine Metaphysik. Und diese ist mit jener der Materie vergleichbar: Sie kann nicht vernichtet werden. Die zwischenpersönliche Dimension vielleicht - aber es gibt noch die kosmische Dimension der Sünde, jene, die zwischen uns und Gott steht. Und von dieser Dimension kann der Mensch nicht den kleinsten Anteil zunichte machen. Er IST einfach, er existiert. Viele haben mit menschlichen Mitteln dieses metaphysische Gesetz der Sünde durchbrechen wollen. Man nenne nur die Hindus mit ihrem Glauben, durch die Leiden vieler Leben das Sein ihrer Sünde auslöschen zu können. Auch mir als Christ erscheint diese Idee oft sehr verlockend. Aber durch den Heiligen Geist weiß ich ganz genau: Das funktioniert nicht. Mit irgendwelchen natürlichen Mitteln ist der kosmischen Dimension der Metaphysik der Sünde nicht beizukommen. Da kann man genauso ein Naturgesetz besiegen wollen. (Wurde auch schon versucht, z.B. in der Alchemie - aber wir wissen, was daraus geworden ist). Und ein zweites metaphysisches Gesetz aus diesem Bereich muss auch erwähnt werden: Diese Dimension der Sünde versperrt unweigerlich den Kontakt zwischen Mensch und Gott!

Aber gibt es denn keine Hoffnung? Es dürfte eigentlich keine geben, nach diesen Überlegungen. Und doch gibt es eine! Ganz gewiss! Gott, der die metaphysischen Gesetze der von Ihm geschaffenen Welt selbst festgesetzt hat, hat auch einen Weg gefunden, auf dem auch das zweite Gesetz  seine hindernde Wirkung auf die Mensch-Gott-Kommunikation verliert, ohne aufgehoben zu werden. Es kann gar nicht aufgehoben werden, weil es mit der Metaphysik Gottes selbst zusammenhängt - Er IST absolut heilig und kann mit keiner Sünde etwas anfangen. Seine eigenen metaphysischen Eigenschaften hat Er sich nicht ausgesucht - die sind schon vor aller Zeit da und meines Wissens das einzige, was Er, soweit wir Ihn verstehen können, nicht verändern kann. Das ist auch absolut gut so. Warum das so ist, warum Gott einfach absolut gut ist und wem wir zu verdanken haben, dass Er absolut gut ist - das sind Fragen, die gesonderte Abhandlungen erfordern, sofern sie nicht den Rahmen der menschlichen Philosophie absolut sprengen. Deshalb kann ich Ihnen an dieser Stelle nur vorschlagen, ein wenig zu spekulieren: Stellen Sie sich vor, Gott könnte einen Kompromiss mit der Sünde eingehen und sich auch nur über einen Grundsatz mit dem Teufel einigen. Wie sähe dann die Welt aus? Gut wäre das bestimmt nicht gewesen! Wie gesagt: Dieses zweite metaphysische Gesetz ist im Prinzip unaufhebbar. Aber es kann ihm völlig genügt werden, ohne dass es die geringste Behinderung für die Mensch-Gott-Kommunikation darstellen muss! Die brillante Lösung: Der Sohn Gottes selbst, der, eigentlich total frei vom Einfluss dieses Gesetzes, trotzdem dessen ganze Last trägt! Das ist auch ein Geheimnis, das wir in seiner Tiefe nicht verstehen können. Aber Fakt ist, dass das zweite Gesetz hier seine Gefährlichkeit völlig einbüßt, weil das erste hier seine Schranke findet. (Letzteres ist, glaube ich, ein selbst für irdische Verhältnisse sehr unvollkommener Ausdruck für diese göttliche Wahrheit. Bitte um Vergebung) Das Leiden des unschuldigen Gottesssohnes hat tatsächlich die Kraft, Sünde vollkommen zu vernichten! Die Sünden derer, die von diesem Mechanismus Gebrauch machen, landen "im äußersten Meer", so hat es Gott verheißen. "Das äußerste Meer": In der Antike galt bekanntlich die Vorstellung, dass die Erde flach ist und an jedem Ende irgendwann in ein rieseigen Meer übergeht, dessen Enden, sofern welche da sind, identisch sind mit dem Ende des Universums.  Das "äußerste Meer" ist also der allerletzte Rand des Kosmos überhaupt, weiter geht es gar nicht. Und Gott wirft unsere Sünden dorthin! Merken Sie etwas? Da wird Sünde tatsächlich aus der Welt geschafft! Nicht nur aus der irdischen Welt, nein, aus allen Grenzen des Existierenden, aus dem Universum überhaupt! Darum renne doch jeder hin, das Angebot anzunehmen! Bekennen Sie Ihre Sünden dem auferstandenen Herrn, bereuen Sie diese, kehren Sie um, gehen Sie in die Nachfolge des auferstandenen Heilands, übergeben Sie Ihm das Steuerrad Ihres Lebens und Ihr Herz! Das ist Seine Anleitung zur Rettung, das ist die letzt- und ewiggültige Heilung gegen Sünde in allen ihren Dimensionen. Der Mensch schafft Sünde höchstens aus der menschlichen Erfahrungswelt. Gott dagegen schafft sie nicht nur aus der Welt, sondern aus dem gesamten Kosmos, wenn wir Ihn nur heranlassen.

Amen.


Anmerkung von AlexxT:

Mögliche Ungenauigkeiten oder Irrtümer in der Begrifflichkeit vorbehalten.

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Kommentare zu diesem Text

Pegasus (26)
(28.01.07)
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 AlexxT meinte dazu am 29.01.07:
Vielen Dank. Freut mich vor allem, dass jemand (oder warst du das? ich behaupte mal, ja) den Text ermutigend fand. Denn viele haben bei diesem Thema erst mal Angst und denken ans Mittelalter. Die Angst vor den Gefahren und KOnsequenzen der Sünde ist ja nur allzu berechtigt - aber eben nur dann, wenn man keine Vergebung empfangen hat. Und genau dazu (Vergebung empfangen) will das Evangelium motivieren! Und nicht etwa zu negativen Reaktionen.
Lou_K. (32)
(09.08.11)
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