Pflastersteine (Sterntaler)

Märchen zum Thema Gesellschaft/ Soziales

von  GillSans

Pflastersteine (frei nach dem Märchen „Sterntaler“ von den Gebrüdern Grimm)


Es war einmal ein arbeitsloser junger Mann, dem waren Frau und Kinder fort gelaufen. Er hatte kein Haus mehr, da er die Raten für die Bank nicht mehr zahlen konnte, so auch kein Bett mehr, in dem er schlafen konnte. Er hatte nichts mehr auf der Welt, als die Kleider die er auf dem Leib trug, und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm ein Mitleidiger geschenkt hatte. Er war aber gar fromm und gut.

Da ging er hinaus in die Stadt, denn wo sollte er sonst hingehen? Er setzte sich auf eine Bank, die in einer Fußgängerzone stand und legte das Stückchen Brot neben sich. Es dauerte nicht lange, da machte ihn ein stinkender, ungewaschener Typ von der Seite an: „ Hey, du Arsch, das ist meine Bank.“ Und schuckte den armen Mann unsanft von der Bank. Dabei fiel das Brot in den Dreck.

So zog der Mann hungrig weiter bis er in einen Park kam. Dort entdeckte er eine alte Frau, die zwischen entleerten Rotweinflaschen auf einer Parkbank eingeschlafen war. Der Mann hatte Mitleid mit der Alten, denn sie war sehr leicht bekleidet. Also zog er seinen Mantel aus und deckte sie damit zu.
Es wurde dunkel und der Mann ging weiter bis er an einen hell beleuchteten Platz kam. Dort grölten ein paar halbstarke Teenies herum. Doch als sie den jungen Mann erblickten kamen sie langsam auf ihn zu. Einer von ihnen, er trug eine alte löchrige Fliegerjacke, rief: „Hey Alter, willste Stress? Kannste haben!“  Ehe es sich der junge Mann versah hatten die Typen ihm die Kleider vom Leibe gerissen und ihn blutig geprügelt.
Da lag der Mann nun halbtot, verblutend, nackt und einsam in der Dunkelheit.
Sein letzter Blick ruhte auf den von Blut getünchten Pflastersteinen.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

abaer (73)
(24.10.06)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GillSans meinte dazu am 24.10.06:
Ich weiß auch nicht, ob die Märchen nun schlimmer wurden oder die Welt? Ich hoffe das nächste im Projekt ist etwas positiver ....ich wollte hier nur mal ein bissi anregen zum aufregen oder zum schreiben oder zum was weiß ich.....
Liebe Grüße Dir von der Gill

 Mondsichel (18.11.06)
Darf ich den Text in der Sendung vorlesen? ;)
Arcy

 GillSans antwortete darauf am 20.11.06:
Aber sicher doch. LG Gill

 Isaban (05.12.06)
Erschreckend und so gar nicht märchenhaft in unseren harzigen Zeiten, aber verflixt gut und sehr bildlich rübergebracht! Liebe Grüße, Sabine

 GillSans schrieb daraufhin am 05.12.06:
Ich danke dir für deinen Komment und natürlich für die Empfehlung.
Ja leider ist es so, dass man in dieser Welt wohl kaum mehr etwas geschenkt bekommt.....besonders dann nicht, wenn es einem wirklich schlecht geht....naja....aber so ganz schwarz darf mans ja auch nicht sehen....es gibt auch schöne dinge im Leben...zb. Märchen )))
Liebe Grüße die Gill
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram