Nackt

Kurzgeschichte zum Thema Erotik

von  Mondsichel

Nur einmal wolltest Du mich nackt sehen, nur einmal meine Haut mit flammenden Sinnen kosten. Nur einmal mein größtes Geheimnis, meine Sehnsucht und meine Hoffnung sein. Du wolltest ein Lächeln auf meine Seele malen und tanzend im Licht des Mondes, mir den Atem von den Lippen küssen. Haut auf Haut verspüren und Dich der süßen Verführung des Verbotenen ergeben.
Ich spürte Deine Fingerspitzen, die nachdenklich über meine Lippen fuhren, die keinen Ton mehr von sich gaben. Und so erbebten sie in Erwartung dessen, was noch geschehen würde. Dein Herz schlug nur für mich, Dein Verlangen raubte Dir den klaren Verstand.
Du wolltest nur einmal meine Erfüllung sein, nur einmal, egal wie viel Leere am Ende zurückbleiben würde. Denn der stechende Schmerz unerfüllter Träume, war viel weniger zu ertragen...

Meine Seele flehte längst vor Deinen Füßen, dass Du mir niemals mehr in die Augen blickst. Das Du mich vergisst und wir uns niemals wieder sehen. Denn wenn ich in den Spiegeln Deiner Sehnsucht versank, dann vergaß ich mich selbst. Tiefer bin ich nie in das Meer der Erkenntnis eingetaucht.
Ich wusste, würde ich nur ein einziges Mal nachgeben, dann wäre ich für immer in Dir verloren. Meine Gedanken schrieen lauthals gegen die Stürme der Versuchung, die lieblich meine Gefühle umschlangen.
Das pochende Herz wollte nicht verstummen, mein Körper erzitterte unter dem inneren Kampf, der wohl niemals enden würde. Ich wand mich ab von Deinem Strahlen, das im Dunkeln mich stets geleitet hatte.
Ich wollte nicht gehen, doch ich musste es tun...
Das Feuer der Sehnsucht verbrannte mich und ließ mich schließlich taub werden, taub für jeden Schmerz, taub für jedes Gefühl. Einsam und schwerfällig, bewahrte ich lieber mein zerstörtes Selbst vor den Blicken, die es entblößt zerschlagen könnten.
Nackt bis auf die Seele, hatte ich Angst in Deinem Schatten nicht zu überleben. Denn ich glaubte, Du würdest nicht verstehen wollen, wie viele Grenzen es in meinem Innersten gab. Egal wer es war, der meine Liebe ersehnte, er würde einen Kampf schlagen müssen, der viel Ausdauer verlangte.
Doch kaum einer würde lange genug gegen meine Ängste kämpfen wollen, war es doch viel einfacher das zu nehmen, wo es keinerlei Anstrengung benötigte. So verleugnete ich lieber alles was ich begehrte, als noch tiefer in den Meeren roten Blutes zu versinken, das stetig aus meinem Innersten floss...

Irgendwann blieb ich stehen und versank im Strudel der Verzweiflung, die ich mir in meiner Angst selbst geschaffen hatte. Doch bevor ich endgültig entschwinden konnte, spürte ich Deinen festen Griff, der mich kraftvoll aus meiner Resignation zog.
Im Angesicht der Nacht hast Du mich aus meinem Schlaf erweckt. Mein Körper zitterte vor Kälte, so nackt, wie er im Angesicht des Mondlichtes vor Deinem Selbst stand. Deine Arme schlangen sich um meinen Leib und wärmten mich mit der Leidenschaft, die Du tief in Deinem Innern trugst.
Du wolltest niemals aufgeben, wolltest mich nicht verlieren, wie oft Du auch gegen die hohen Wellen meiner Ängste kämpfen müsstest. Du warst bereit diesen Kampf zu schlagen, der fast aussichtslos erschien...
Unweigerlich blickte ich wieder in Deine leuchtenden Augen, die mir das Herz und die Sinne raubten. Sie flehten mich an, nur ein einziges Mal die Deine zu werden. Und je tiefer Deine Augen in mich drangen, desto mehr schwand mir die Kraft zu wiederstehen.
Das Feuer hatte mein Herz erwärmt und mich in Flammen aufgehen lassen. Ich versuchte Deinem Blick zu entkommen, doch ich konnte einfach nicht. Immer tiefer drang das Schwert in meine Brust, das Schwert des Verlangens und der Liebe
Die Ängste schrieen so laut sie konnten, doch das Pochen meines Herzens überdröhnte sie. Ich schloss die Augen und ergab mich dem, was hinter den Türen des unendlichen Verlangens verborgen war...

Der letzte Schrei der meiner Kehle entfloh, trug mich weit fort, in eine Welt zwischen den schönsten Träumen und der Realität. Und bevor ich überhaupt bei klarem Verstande sein konnte, erfasste mich die feurige Welle der süßen Lust und der seufzende Atem kühlte meine brennende Haut, die sich sinnlich an der Deinen wiegte.
Es gab keine Grenzen mehr zwischen uns, kein Fleisch und kein Blut mehr, was uns ewig voneinander trennen sollte. Wir verschmolzen zu einem tosenden Meer aus sprühenden Funken, die am Himmel wie Sterneschnuppen verglühten.
Es war mir egal, dass morgen vielleicht nur noch verbrannte Seelen von uns zurück bleiben würden. Und es war mir egal, ob man uns verstoßen würde, aus der ewig grauen Alltäglichkeit der kalten Gesellschaft...
Deine Küsse brannten mir jeglichen Zweifel von den Lippen. Jede Angst und jedes nachdenkliche Wort, verlor sich im Taumel befreiender Schreie, die unseren Kehlen seufzend entrannen.
Und als die Hitze uns den Tau der brennenden Sehnsucht auf die nackten Leiber malte, als die Stille uns schweben ließ, zwischen Raum und Zeit, gebannt im Glücksgefühl der Erfüllung, da wussten wir, dass unsere Gefühle weit über das Verständnis jener hinausgehen würde, die jenes Fleisch zur Welt gebracht hatten, das sich nun im Rausch der Sinne verloren hatte...

Nur einmal hast Du mich nackt gesehen, nur einmal meine Haut mit flammenden Sinnen gekostet. Unser Tanz im Schein des Mondes, hat uns tiefer vereint, als es das Blut in unseren Adern jemals konnte. Wir gehören für immer und ewig zusammen und keine Macht wird uns jemals mehr nehmen können, was wir im Angesicht der Nacht erfahren haben. Ich weiß nicht was der neue Morgen uns bringen wird, geliebter Bruder. Doch ich weiß: Egal wie weit ich von Dir gehe, egal wohin uns das Leben verschlägt, Deine Augen werden mich immer wieder zum Feuer tragen, in dem heiß die Liebe lodert, die uns verboten ist...

(c)by Arcana Moon


Anmerkung von Mondsichel:

Und wieder ein Teil für meinen Band "Als die Welt zu Eis wurde..." Diesmal etwas wärmer angehaucht und doch irgendwie zugehörig zu dieser Welt, in der wir langsam aber sicher erfrieren... :)

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