Ozonstadt

Expressionistisches Gedicht zum Thema Existenz

von  RainerMScholz

Illustration zum Text
Kai-Uwe Fritz
(von RainerMScholz)
Ozonstadt


Hitze flimmert
zwischen Glas,
Beton, Asphalt;
Saharawind
fegt über die Stadt,
macht
die Gesichter grau.
Der Untergrund
fällt aus,
Motoren stottern,
der Fahrplan
brennt in aschiger Glut.
Flüsse aus Blei.
Das Wasser verkocht
auf schwerem Asphalt.
Schweiß glänzt
auf rotrosigen Fratzen,
rinnt zwischen
feuchtledrigglänzenden Brüsten hinab.
Blackoutgehirne
(in erotomanischem Fieber)
träumen 66 und 6
oder 6 1 6.
Die ersten
laufen Amok.
Sommer in der Stadt.

In den Schluchten
gärt,
brodelt der Moloch.
Sein Herz
pocht wild und schwer.
Synapsen
bleierner Hirne
schnappen über, und
- das Brüllen des Orkans
im heißen Leibe des Betons
brandet über die
schwarze versiegelte See.

Laß mich.
Oh, laß mich
meine Zunge
in dein heißes Tiefinnen schieben,
deine rosa Brüste
mit meiner
knochigen Hand
liebkosen.
Unterwasseratmen.

Das Leben ringt im Körper
und verliert.
Lepröses Keuchen hallt
von lebenden Marmorwänden wider
venös und kalt.
Den blauen Tod im Kopf,
über das rasende Pflaster fliegen.
Alkohol und Ozon.
Und schmieriger, stinkender Lohn der Angst.
Auf der Flucht verreckt
im letzten, mühsamen,
fleischfressenden Orgasmus.

Tief in dir drin:
Le petit mort!
(Du willst es doch auch,
hast immer es gewusst.)
Du willst –
ich, auch wenn -...
solltest du nicht?
Ich jedenfalls wußte es.
Fahle Gefühlswelten
in lichten Gruften.
Dann
der blaue Ozon,
der alles versengt.

Im Dunkel der Nacht
verrauchen die letzten Schleier
einer Supernova.
Betrunken falle ich
zurück in den Rausch
allertiefster Trauer:
...
der Morgen dämmert bereits.

(c) Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text

WinstonSmith (51)
(27.01.07)
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