Anderland [anonym]

Gedicht zum Thema Gleichgültigkeit

von  apocalyptica


Tausend kleine Tippelschritte
hin und her, kreuz und quer
erreichen kaum die Zimmermitte
Bewegung schmerzt so sehr
Gedämpft durch lichten Teppichflaum
man hört gar nichts, oder kaum


Kleiner Körper, arg geschunden
hört auf zu funktionieren
nie Geborgenheit gefunden
nur hungrig sein und frieren
Hochhausleben, wie intim
und so fraglos anonym


Kinderseele längst zerstört
keiner kann verstehen
Nachbarn haben nichts gehört
und auch nichts gesehen
Schließt nur eure Sinne zu
dann habt ihr auch eure Ruh


Keiner hört den stummen Schrei
Keiner sieht dein Flehen
Keine Hilfe eilt herbei
Keiner merkt dein Gehen
Keiner reicht dir eine Hand
auf dem Weg ins Anderland

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

zackenbarsch† (74)
(05.02.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 apocalyptica meinte dazu am 05.02.07:
Ja, lieber Friedhelm, ich verstehe, das wiederum weißt du.
Es gab ursprünglich noch zwei Reime in meinen Gedanken, die ich dann aber doch nicht mit "verbaut" habe:
Wer ist die Frau, die dir dein Leben
unter Schmerzen hat gegeben?
In der Kühlung aufgebahrt
bleibt dir noch mehr Schmerz erspart...
So oft frage ich mich, in welcher Welt wir leben.
Ich grüße dich lieb und danke dir von Herzen,
die -bea

 Traumreisende (05.02.07)
stumm nickend...aber nicht wegschauend..
lg silvi

 apocalyptica antwortete darauf am 05.02.07:
...und dennoch oft so hilflos....
Danke, liebe Silvi.
Herzlichst, die -bea

 Maya_Gähler (05.02.07)
Liebe Bea,
ich kann dir nur schreiben, dass ich froh bin, dass du Worte dafür gefunden hast, für welche ich immer mit Verzweiflung ringe.
Ansonsten weiß ich nicht, was ich sagen soll, obwohl es in mir brodelt. Alles was ich mir in den Sinn kommt, tönt einfach zu oberflächlich und könnte falsch interpretiert werden.
Eine betroffen blickende Maya

 apocalyptica schrieb daraufhin am 06.02.07:
Auch dir ganz lieben Dank für dein Verstehen! Mich schocken diese Meldungen in den Medien immer wieder, ich kann das alles oft nicht glauben und finde auch keine Erklärungen dafür. In der letzten Zeit häufen sich diese "Enthüllungen" immer mehr und ich frag mich so oft, woran eigentlich unsere Gesellschaft krankt!
Hab herzlichen Dank für deinen Besuch.
Es grüßt dich lieb
die -bea

 Martina (05.02.07)
...seufz...Lg Tina

 apocalyptica äußerte darauf am 06.02.07:
Ja, was bleibt außer Seufzen und manchmal Verzweiflung? Da kannst du jeden Tag mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen und dennoch bleibt so vieles hinter fremden Mauern verborgen. Traurig, sehr traurig!
Ich dank dir fürs Lesen und Verstehen.
Liebe Grüße, die -bea
einfach_Ralf (45)
(06.02.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 apocalyptica ergänzte dazu am 07.02.07:
Ob Anderland oder Anderwelt, lieber Ralf, geändert werden muss in der Tat etwas, und das möglichst bald. Aber wie?
Nach all den Geschehnissen, die in letzter Zeit ans Tageslicht kommen, sollte man denken, dass alle sensibilisiert sind...und was ist? Nichts ist! Geh hin und zeige an, dass in der Nachbarwohnung ständig zur gleichen Zeit, immer kurz nachdem der Herr des Hauses heimgekommen ist, verzweifeltes Kindergeschrei zu hören ist...von einem Kind, das du sonst so gut wie nie hörst oder siehst. Was wird man dir antworten?
"Haben Sie für irgendetwas klare Beweise?" "Haben Sie gesehen, dass er sein Kind schlägt?" "Haben Sie schon einmal über Verleumdung nachgedacht?"
Was machst du dann? Am nächsten Tag das jämmerliche Weinen wieder anhören, nachdenken, selbst verzweifeln? Wochen oder Monate später dann überlegen, "warum habe ich nicht?" "Warum hat keiner...?" Oder einfach weghören und dir einreden, das Kind weint nur, weil es ins Bett soll und noch nicht schlafen will? Oder dir denken: "Was geht es mich eigentlich an? Sollen sich andere drum kümmern?"
Nein, unsere Gesellschaft ist krank. Unsere (Um-)Welt ist krank.
Vielleicht bin auch ich krank, wenn ich glaube, ich könnte irgendwas ändern.....wer weiß....
Traurige Grüße dir von der -bea
tagträumerin (16)
(07.02.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 apocalyptica meinte dazu am 08.02.07:
Liebe Angelika,
ich hatte ja dem Ralf schon einges zu meiner Ansicht geschrieben, vielleicht hast du das auch gelesen und kannst mir auch darin folgen. Du hast absolut Recht, die Hoffnung darf man nicht verlieren, auch wenn es oft schwer fällt. Und es gibt sicher ganz wertvolle Menschen in unmittelbarer Nähe, die man als solche erst dann erkennt, wenn es drum geht! Natürlich haben Therapeuten ihre Daseinsberechtigung und sind oft unverzichtbar, dennoch...unprofessionelle Hilfe ist sicher oft effektiver, weil sie aus freien Stücken und von Herzen kommt. Hast du das so gemeint?
Für dein P.S. möchte ich dich am liebsten umarmen. Ich weiß, dass ich allein nicht wirklich etwas bewegen kann, aber immer mal wieder schreibe ich aus dem Bauch raus solche Gedanken auf, die mich wirklich beschäftigen. Dabei wünsche ich mir dann, dass viele mitdenken und mitfühlen, denn es ist einfach so, dass ich in unserer so kalten Welt meine Gefühle lebe und dazu stehe.
Von Herzen ein dickes Dankeschön an dich und ganz besonders liebe Grüße,
die -bea
tagträumerin (16) meinte dazu am 08.02.07:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Nehemoth (25)
(09.02.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 apocalyptica meinte dazu am 09.02.07:
Du magst sicher Recht haben, wenn du vermutest, dass es "so etwas" schon immer gab...nur wurde wohl immer das Deckmäntelchen der Verschwiegenheit darumgehängt und die Medien wurden nicht so effektiv genutzt. Auch bezogen auf die Ämter kann und muss ich dir nur hundertprozentig zustimmen, da ist so Einiges sicher im Argen.
Das Verrückte oder eher Trauirge ist nur tatsächlich, dass dir die Hände gebunden sind. Du hast als Privatperson, als Otto Normalverbraucher, kaum eine Chance, etwas zu bewirken, du wirst einfach ignoriert oder abgeschemettert, wenn du an entsprechenden Stellen Missstände zur Anzeige bringen willst; die Arbeit bei "Zartbitter" hat mir da viele Beispiele vor Augen geführt. Dennoch höre ich nicht auf anzuklagen und lasse mir nicht den Mund verbieten, das könnte ich mit mir selbst und meinem Gewissen nicht vereinbaren. Freuen würde ich mich, wenn möglichst viele der Ignoranten oder Duckmäuser um mich herum auch endlich einmal lernen würden zu sehen....
Ich danke dir für deinen Kommentar und wünsche dir ein schönes WE,
die -bea
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram