Das Bild

Gedicht zum Thema Betrachtung

von  Isaban

Das Bild

Ich weiß genau, an welchem Tage ich
es fand damals. Es glänzte wunderbar
vertraut, ein goldner Rahmen fügte sich.
In meinen Augen passte er. Es war
gemalter Traum, poliert von trüb zu klar.

Der Blickfang war es, dort, auf meiner Wand,
von wo es, fokussiert, ins Auge stach,
egal, in welchem Winkel man auch stand,
bis wohl die Zeit es eines Tages brach.
Zerfallen ist es lautlos, nach und nach.

Der Riss im Glas, bemerkt und übersehn,
Gewohnheit hofft stets, dass Gewohntes hält
zu manchen kleinen Macken muss man stehn,
zerbröselt sonst die selbst gerahmte Welt.
Man will nicht sehn, was aus dem Rahmen fällt.

Die spitzen Splitter übersäten bald
den Boden, knirschten, stachen in die Haut.
Man schritt darauf von blutig heiß nach kalt.
Vorbei, verschwunden, schleichend, ohne Laut
der schöne Glanz. Mein leises Wohlvertraut,

in einer stillen Stunde fiel es ab.
Es blieb zurück ein seltsam heller Fleck,
umschattet, weil’s den Fixpunkt nicht mehr gab.
Sie ist verblasst, die Stelle. Nein, kein Dreck
und irgendwie geht sie auch nicht ganz weg,


obwohl ich längst schon neu gestrichen hab.

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Kommentare zu diesem Text


 GillSans (13.04.07)
cool sag ich nur......die gill

 Isaban meinte dazu am 13.04.07:
Danke sag ich nur, Gilly.:-)
Liebe Grüße
Sabine
Jonathan (59)
(13.04.07)
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 Isaban antwortete darauf am 13.04.07:
Ein kleines bisschen aus dem Rahmen gefallen.
Danke, Jonas.
Herzliche Grüße
Sabine
kräutersammlerin (48)
(13.04.07)
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 Isaban schrieb daraufhin am 13.04.07:
Danke, Tanja, das freut mich.
Poe, hm?
Muss ich mir wohl gleich noch mal schnappen, das Kerlchen.
Viele liebe Grüße dir
Sabine

 Maya_Gähler (13.04.07)
klasse Idee, super umgesetzt... sehr eigenwillig, wie auch schon Vorkommentatoren schrieben... aber das ist der Reiz... also das Eigenwillige... nicht die Wiederholung... *lach

Liebe Grüße
Maya

 Isaban äußerte darauf am 13.04.07:
Ich freu mich, Maya, danke!
Liebe Grüße
Sabine

(Sorry, immer noch Ferien und die Jungs feiern sie lebhaft auf ihre Art, daher sind meine Kommentare und Antworten im Moment extrem kurz, wird sich ab Montag wieder bessern...)
StefanP (58)
(13.04.07)
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 Isaban ergänzte dazu am 14.04.07:
Lieber Stefan, entschuldige, dass ich heute erst antworte, du weißt ja, ferienbedingt etwas stressig hier zur Zeit, legt sich nächste Woche wieder.
Hm, ich weiß nicht, ob es gut wäre und ob es etwas nutzt, wenn man so einen hellen Flecken überhängt. Sicher, das optische Problem wäre temporär behoben, aber doch irgendwie trotzdem nicht aus der Welt. Ich glaube, man sollte für jedes neue Bild einen eigenen, wunderbaren Platz suchen und damit klar kommen, dass das Leben eben nicht immer wie in "Schöner Wohnen" gestyled ist. Und ab und zu darf man auch ruhig mal auf helle Flecken an der Wand blicken.

Danke für deinen schönen, eingefühlten Kommentar.
Liebe und besonders herzliche Grüße
Sabine
(Antwort korrigiert am 14.04.2007)
MicMcMountain (59)
(13.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 14.04.07:
Ja, fünfhebig, fünf Strophen à fünf Verse, durchweg harte Endungen, ein bisschen Gewohnheit und Regelmaß demonstrieren, bis der Inhalt "aus dem Rahmen" fällt, im ersten Bruch "ich" (die anderen waren ja klar).

Machen wir's wie immer, Mic, schreib mir eine PM und sag, wo es für dich hakt, mal sehen, ob ich noch was dran machen kann. Ich danke dir für deinen Kommentar und freu mich, dass du es spannend findest.

Liebe, herzliche Grüße
Isa
steinkreistänzerin (46)
(13.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 14.04.07:
Ja, es ist ein etwas ungewohnter Rhythmus, aber das passiert ja auch, dass sich ein ganz anderer Rhythmus ins Leben schleicht, wenn das Bild mal wackelt oder abfällt. Man glaubt, man strauchelt, fällt, aber dann merkt man, dass man auch im neuen Rhythmus leben oder auch singen kann. Und wer von uns hat nicht irgendwann mal, früher oder später, den einen oder anderen hellen Flecken, dort, wo der Blickpunkt wechselte?

Danke, Annette und viele liebe Grüße dir
Sabine

(Hörfassung frühestens, wenn meine sehr lebhafte Geräuschkulisse sich wieder mehr auf die Nachmittage beschränkt und wenn Stefan eventuell Lust hat, ein bissl Musik dahinterzulegen ... )

 AZU20 (13.04.07)
Liebe Sabine, ein eigenwilliges Bild, eigenwillig, aber interessant gereimt. LG Armin

 Isaban meinte dazu am 14.04.07:
Ich danke dir Armin und freue mich, dass auch ein bisschen Eigensinn dir gefällt.
Meist ist ja gerade das, was man nicht erwartet das, was die Spannung ausmacht.
Viele liebe, herzliche Grüße
Sabine
janna (60)
(13.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 14.04.07:
Danke Janna, das freut mich sehr!
Herzlichst
Sabine
myrddin (47)
(13.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 14.04.07:
Das Gedicht fand diesmal sein Reimschema und seinen Rhythmus von alleine, Ralph, ich musste nur die Bilder hineinpacken. Ja, man muss sich etwas reinfinden, wenn mal laut liest. Die Reimform ababb ist nur etwas ungewohnt, das Schema beim Lesen nicht so augenfällig, wie man es erwartet. Ich fand, das passte am besten zum Thema, ein winziger Sprung aus dem Rahmen, ohne dass was bröckelt.

Hab vielen lieben Dank für deinen schön eingefühlten Kommentar.
Herzliche Grüße
Sabine
AugenBlick (32)
(13.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 14.04.07:
Ich freu mich, dass mein Gedicht dich erreichen konnte.
Danke, Christiane.
Herzliche Grüße
Sabine

 Vaga (13.04.07)
"Das Bildnis des Dorian Gray" schob sich zwischen mein Lesen und über dein Bild. Thematisch verwandt - so scheint mir - ergänzen sich beide. LG - Vaga.

 Isaban meinte dazu am 14.04.07:
"Wie traurig das ist! Ich soll alt und grässlich und abscheulich werden. Dies Bild aber wird immer jung bleiben. Niemals wird es älter sein als an eben diesem Junitag ... Wäre es doch nur umgekehrt! Wenn ich es sein könnte, der ewig jung bliebe, und das Bild müsste altern! Dafür – dafür würde ich alles hingeben! Ja, es gibt nichts auf der Welt, was ich dafür nicht hingeben würde! Meine Seele würde ich dafür geben!" (D.Grey/O.Wilde)

Ja, ich weiß, was du meinst, Vaga und danke dir für Vergleich und Gedankenanregung.

Herzliche Grüße
Sabine
martin_eden (32)
(13.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 14.04.07:
Danke, Martin, für deinen Kommentar und für die Sonnenstrahlen, sie wärmen inzwischen auch NRW herrlich. Ich freu mich, dass mein Gedicht nicht nur eine Einweg-Lektüre ist.

Viele liebe Grüße
Sabine
urbinia (49)
(13.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 14.04.07:
Liebes Urbelchen, ich danke dir ganz, ganz dolle.
Ja, jeder von uns hat solche Bilder. Von sich, von anderen, von seinem Leben.

Liebe, herzliche Grüße
Sabine

 Martina (13.04.07)
Ein superschönes gelungenes Werk, liebe Sabine. Bin mal gespannt, wann du dich nicht mehr selbst übertriffst, griins... :0) Ne echt...toll! Lg Tina

 Isaban meinte dazu am 14.04.07:
Oha, du machst mir Angst, Tinchen. Ich hoffe, ich enttäusche dich nie.

Viele liebe Grüße
Sabine

 Martina meinte dazu am 14.04.07:
...niemals....grins....Dein Tinchen

 Bohemien (13.04.07)
toll...klasse gesdchrieben..auch wenn`s ein bißchen traurig ist...das schöne bild...toll....lg bohemien

 Isaban meinte dazu am 14.04.07:
Manchmal passt ein Bild irgendwann einfach nicht mehr so gut an eine bestimmte Wand. Manchmal fallen sie, manchmal werden sie einfach abgehängt, ersetzt. Aber unwillkürlich, wenn man den Raum betritt, da suchen die Augen nach dem alten, dem gewohnten Fokus. Dann ist eben nur noch der helle Fleck zu sehen. Das Bild selber ist vielleicht anderswo besser aufgehoben und kommt dort wieder zur Geltung.
Danke, Bo und liebe Grüße
Sabine
zackenbarsch† (74)
(13.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 14.04.07:
Ich freue mich sehr über dein Lob, Friedel.
Ganz besonders liebe und herzliche Grüße
Sabine
eprom† (77)
(14.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 14.04.07:
Ich freue mich sehr über deinen Kommentar, danke Peter!
Liebe, herzliche Grüße
Sabine
Treulieb (53)
(14.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 14.04.07:
Ja, auch mit zwischenmenschlichen Beziehungen ist dieses Bild durchaus vergleichbar, Matthias. Man kann vielleicht nicht vergessen, weil es ein Stück vom eigenen Leben war, das da so nach und nach aus dem Rahmen fiel (wenn es nicht so schmusi-dusi wäre, würde ich schreiben, ein Eckchen im Herzen, das natürlich nicht sofort wieder vakant sein kann, wenn eine Beziehung zerbröselt oder endet).

*g* Ich bin sehr erleichtert, dass ich dich vor dem Fall bewahren konnte.

Danke für Kommentar und Klick, ich freu mich.
Liebeste, besteste Grüße
Sabbine

 kirchheimrunner (17.04.07)
Eigenartig,
dieses mal habe ich eine eigene Interpretation nur für mich alleine gefunden.

"Das Bild" von dem du beschreibst... ist eigentlich "das Bild, das ich mir von mir selbst mache..."

Mercy für diesen wunderbaren Gedankenanstoss...

L.G. Hans

 Isaban meinte dazu am 17.04.07:
Das, was das Bild zeigt, lieber Hans, das habe ich absichtlich nicht beschrieben, das muss man für sich zwischen den Zeilen finden, damit sich wirklich jeder ein eigenes Bild machen kann, eine eigene Interpretation findet.
Hier in diesem Falle vielleicht ein Bild, das er von sich selber hat, so wie du, oder eines von einem anderen Menschen, oder aber eines von seinem Leben, Gegenwart, Zukunft u.s.w.
Ich glaube, ein Gedicht ist dann gut, wenn der Leser etwas für sich selbst raus ziehen kann, wenn er sich, zumindest in Teilen, wiederfindet, wenn er sehen oder sich in das einfühlen kann, was der Autor sagen will, wenn er berührt ist, sich "hineinlesen" kann.
Das klappt nicht immer und ganz gewiss nicht bei jedem Leser. Ich freue mich, dass dir mein "Bild" etwas sagt, dass du dich wiederfinden konntest.
Danke, Hans, für deinen Kommentar, der mir zeigt, dass ich was richtig gemacht haben muss.

Viele liebe Grüße
Sabine
Gedankenstaub (35)
(22.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 22.04.07:
Ja, ein heller Rand, kein Dreck, die Erinnerung.
Und irgendwie geht sie auch nie ganz weg.
Danke, liebe Clea.
Und ja, renovieren ist eine anstrengende Sache. *g* Ich habe neuerdings ganz viele bunte Blumen in meiner Küche. Gefällt mir immer noch.

Herzliche Grüße in deinen Abend
Sabine
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