Wenn der Harlekin weint

Alltagsgedicht

von  apocalyptica

Der Harlekin dreht sich und lächelt verschmitzt
um eine einzige Frau zu entzücken
Es will nicht gelingen, es will ihm nicht glücken
weil in ihrem Auge manch Salzkristall blitzt

Er feixt und er hampelt
er hüpft und er strampelt
für sie, um ihr Lachen zu sehen
Er springt einen Flickflack
läuft rückwärts im Zickzack
doch sie wird gleich stumm von ihm gehen

Er weiß, dass sie oftmals im Wald allein sitzt
verzweifelt und traurig, versunken in sich
Es gibt ihm im Herzen ganz tief einen Stich
wenn sie ihren Abschied in Baumrinde ritzt

Sein Fiedeln, sein Tanzen
sein Mühen im Ganzen
sein Sinnen, es hat nicht gelangt
Er schaut in die Runde
mit zuckendem Munde
und spürt, wie sein Herz um sie bangt

Das Publikum jubelt und schenkt ihm Applaus
Man sieht nicht, was all seine Schminke verbirgt
Er weiß, er hat jetzt seine Chance verwirkt
zieht mit dem Kostüm seine Hoffnungen aus

Kein Feixen, kein Flickflack
kein Hüpfen, kein Zickzack
hat ihr etwas Frohsinn gebracht
Er sieht sie nie wieder
nur eins seiner Lieder
schallt klagend hinaus in die Nacht

Schon fällt seine Maske und mit ihr der Schein
vom lustigen Narren, der allzeit nur lacht
bei dessen Fassade kaum einer bedacht
tief drinnen kann auch jeder Clown traurig sein

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Kommentare zu diesem Text


 Maya_Gähler (16.04.07)
meist sind diejenigen, welche ihr Publikum zum lachen bringen, sehr ernsthafte, ruhige und zurückgezogene Menschen... zwei Herzen schlagen in ihrer Brust... das was sie im realen Leben nicht fertig bringen, schaffen sie, sobald sie in die Rolle des Harlekins schlüpfen...

Liebe Grüße
Maya

 apocalyptica meinte dazu am 16.04.07:
Ja, liebe Maya, so ist es...hinter einem Kostüm, das wie eine Fassade wirkt, kann man sein eigenes Ich wunderbar verstecken. Und kaum einer blickt hinter die Mauer...
Liebe Grüße von der -bea!
Nehemoth (25)
(16.04.07)
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 apocalyptica antwortete darauf am 16.04.07:
Hallo Frank, beim Lesen deines Kommentars entsteht in mir die unbändige Lust, mit dir gemeinsam eine "verschärfte Fassung" dieses Textes zu schreiben, denn du drückst ziemlich genau das aus, was ich beim Schreiben empfunden habe, nur sind deine Worte krasser, während ich eher verharmlost habe...
Ganz liebe Grüße dir von der -bea!
seelenliebe (52) schrieb daraufhin am 16.04.07:
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 apocalyptica äußerte darauf am 16.04.07:
@Anne
Hab lieben Dank, dass du meinen Harlekin in der Manege besucht hast und dass auch du deine Fußstapfen dort hinterlassen hast!
Ich wünsch dir einen schönen Tag!
die -bea =)
Nehemoth (25) ergänzte dazu am 17.04.07:
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 apocalyptica meinte dazu am 17.04.07:
Nun, lieber Frank, dann ist das Zitat aber denkbar treffend gewählt! Ich meinerseits habe versucht, den Text umzuschreiben, bin dabei aber kläglich gescheitert. Für mich ist es schwierig oder anders, entweder mir kommt ein Text in den Sinn und "steht" dann auch annähernd sofort, oder es geht gar nichts. Mir ein Thema stellen, über das ich schreiben soll, da muss ich oft passen...dann, wenn es nicht sowieso in meinem Hirn rumgeistert!
Dennoch, dein Komm fasziniert mich immer noch und ich bin auch noch lange nicht fertig damit....
Herzliche Grüße in deinen neuen Tag,
die -bea =)
Schroebibri (48)
(16.04.07)
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 apocalyptica meinte dazu am 16.04.07:
Liebe Anja, ich kenne das Problem mit den Clowns nur zu gut...entweder ihre Späße sind so flach, dass ich (leider) darüber nicht lachen kann oder aber sie sind tatsächlich eher die tragischen Figuren, deren Tränen unter der Maske niemand sieht. Ich glaube fast, dass die besten Clowns im wahren Leben jenseits der Manege sehr ernste Menschen sind...die ihren Humor mit der Maske und dem Kostüm fallen lassen.
Ich grüße dich herzlich,
die -bea
P.S.: die zweite Zeile lautete ursprünglich "allein nur, um eine Frau zu entzücken...
steinkreistänzerin (46)
(16.04.07)
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 apocalyptica meinte dazu am 16.04.07:
Nun, liebe Annette, dann bin ich mal sehr gespannt, wozu ich dich inspiriert habe, vielleicht dürfen wir es ja bald lesen! Was den Clown angeht...vielleicht betrachtet er sein Kostüm und seine Maske auch nur als Arbeitskleidung, als Mittel zum Zweck...ich denke, wer sich (auch im Karneval) eine Pappnase aufsetzt, verändert damit immer noch nicht seine eigene Gesinnung, er macht es nur die Umwelt glauben...oder versucht es zumindest!
Ich danke dir für deinen Besuch und den Klicker!
Herzlichst, deine -bea
Metaphor (27)
(16.04.07)
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 apocalyptica meinte dazu am 17.04.07:
Hi Metaphor,
ich freue mich über deinen Besuch bei meinem Gedicht und deinen ausführlichen Kommentar dazu, zeigt er mir doch, dass du dir wirklich die Zeit genommen hast, den Text ernsthaft zu bewerten und darüber hinaus, dass ich inhaltlich das rüber gebracht habe, worum es mir ging.

Durch den Wechsel der kurzen und langen Strophen und den Unterschied der darin angewandten „Sprache“ wollte ich tatsächlich das Gefühls-Wechselbad des Harlekins verdeutlichen, da müssen für dessen lustige Phasen auch einmal alberne Worte herhalten.

Über das Salzkristall mag man diskutieren, ich persönlich mag es als Symbol eigentlich recht gern, wenngleich es sicherlich als Symbol nicht der Weisheit letzter Schluss ist. S1Z2 ist und bleibt mein Hänger in diesem Text, da gebe ich dir absolut Recht, dies ist die Zeile, die ich bisher mehrfach umgeschrieben habe, mit der ich aber bis jetzt noch nicht zufrieden bin, wahrscheinlich sehe ich die Sache inzwischen so verbissen, dass ich erst einmal den notwendigen Abstand brauche, um gedanklich wieder frei daran gehen zu können.

Was das „schon“ angeht, bin ich allerdings nicht kompromissbereit. „Dann“ würde eine lockere Folge von Ereignissen beschreiben, so nach dem Thema „erst dies, dann das“, also das stereotype Erledigen von Dingen, die einfach sein müssen. Das „schon“ hingegen siedle ich zeitlich früher an…in etwa so, dass der Harlekin seine Maske gar nicht früh genug loswerden kann, er will sich ihrer „schon sofort“ nach der Vorstellung entledigen, um damit den von ihm verkörperten Narren möglichst umgehend ablegen zu können und wieder der eigentlich ernste, traurige Mensch sein zu können. Kannst du mir hier zustimmen?

Ich danke dir und grüße dich in deinen Tag,
die -bea
StefanP (58)
(16.04.07)
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 apocalyptica meinte dazu am 17.04.07:
Guten Morgen, lieber Stefan!
Zeitweise hatte ich überlegt, dieses Gedicht hier als Liedtext einzustellen, der wiederkehrende Refrain hatte mich schon in diese Richtung denken lassen. Du als Musiker hast uns oft schon von deinen diesbezüglichen Fähigkeiten überzeugt, und deine Einschätzung zeigt mir nun, dass ich metrisch wohl getroffen habe.
Inhaltlich...ja, da schauspielern wohl sehr viele Menschen und lassen bewusst kaum einen hinter die dicke Mauer blicken, weil es letzten Endes niemanden wirklich etwas angeht, wie man sich eigentlich fühlt. Schade oder gut so, das kann man von beiden Seiten sehen.
Ich danke dir herzlich und grüße dich ebenso,
die -bea
Grufti.Ente (28) meinte dazu am 25.11.07:
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 apocalyptica meinte dazu am 01.12.07:
Hallo Jan, ein ganz herzliches Dankeschön für die beiden Sternchen, die du mir geschenkt hast! Darüber und besonders auch über dein dickes Lob zu meinem Text freue ich mich wirklich sehr.
Viele liebe Grüße in dein Wochenende,
die -bea
orsoy (44)
(16.04.07)
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 apocalyptica meinte dazu am 17.04.07:
Hab ganz doll herzlichen Dank, liebe Konni, für dein dickes Lob! Ich freu mich wirklich, dass mein Text dich so erreicht hat, dass er in dir geklungen hat. Tja, und die Menschen, die du da ansprichst, auch da muss ich dir völlig zustimmen, es sind in der Tat nicht nur die Harlekine, die das Schauspielern meisterhaft beherrschen und innerlich ganz woanders anzusiedeln sind...
Ich schicke dir ein paar aufmunternde schwarzgelbe Grüße mit einzelnen königsblauen Anhängseln,
deine -bea =)
zackenbarsch† (74)
(17.04.07)
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 apocalyptica meinte dazu am 17.04.07:
...und ein ganz fantastischer Kommentar von dir, lieber Friedhelm! Hab von Herzen Dank.
Ich grüße dich lieb,
die -bea
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