Feechen X - Prinzessin auf vier Pfoten

Tagebuch zum Thema Tiere

von  tastifix

Senta und ich waren inzwischen zu Teenagern herangewachsen und interessierten uns natürlich für die vierbeinige Männerwelt. Ich war ja ein ausgesprochener Glückspilz, denn ich hatte ja zu hause stets sogar zwei Kavaliere auf einmal um mich. Meinen vierbeinigen Chef Mato und dessen jüngeren Freund Quinny, die ich mir bestens erzog. Als Frau kennt man da so einige Tricks ...

Na ja, ich durfte mir ziemlich viel herausnehmen, so lange ich nicht versuchte, Mato dessen Futter zu stiebitzen. Da wurde der dann doch sehr sauer und knurrte mich, gar nicht mehr Kavalier, gehörig an. Aber davon abgesehen saßen die Zwei brav in meinem Patsch-Pantoffel.

Ich war sehr stolz auf Mato, einem Beau auf vier Beinen, den alle weiblichen Wesen bewunderten und um den sie mich wahnsinnig beneideten. Mato ertrug die verrückte Schwärmerei mit hochnäsiger Gelassenheit. Der wusste, wer er war!

Solange die Anderen ihn nur von weitem anhimmelten, war alles okay. Ich war mir sicher, die konnten ihm noch so schöne Augen machen und sich ihm zu Füßen legen ... Er fiel auf die nicht herein. Mato war nämlich sehr wählerisch. Kein Wunder, denn er hatte mich und schließlich war ich, so sagte Frauchen jedenfalls immer und ich gab ihr da gerne Recht, ziemlich attraktiv. Entschuldigung, aber man soll sein Licht nicht untern Schemel (oder wie das heißt ... ) stellen.

Manchmal war es echt lästig, wie meine Konkurrentinnen sich bei Matos Anblick benahmen. Es hätte oft nicht viel gefehlt und die wären umgekippt wie die Menschen-Teenager damals bei den Beatles. Platt wie ein Plätzchen legten sie sich vor meinem Chef auf den Boden. Wenn sie Glück hatten, beschnupperte er sie dann sogar gnädig. Deren Gesichter hättet Ihr sehen sollen: So etwas von hin und weg und futsch ... !

Etwas beunruhigt stellte ich dann fest, dass auch Senta sozusagen in Flammen stand. Doch zunächst noch bewies sie sich als echte Freundin und riss sich mir zuliebe zusammen.
"Wie lange das wohl noch gutgeht?", grübelte ich misstrauisch.
Argwöhnisch ließ ich sie keine Sekunde, die wir Vier zusammen waren, mehr aus den Augen. Würde sie oder würde sie nicht ... ?

Tja, und eines Tages passierte es dann. Senta wagte es, direkt vor unserer Reviertür ihrem Gefühl für Mato freien Lauf zu lassen und das in meiner Gegenwart. Entsetzt sah ich, wie sie auf ihn zu schwänzelte, sich duckte und ihm nicht nur die Schnauze, sondern das ganze Gesicht abschleckte und gar nicht mehr damit aufhörte. Dabei quietschte sie vor Seligkeit in den höchsten Tönen:
"Maatoochen!"

Mein Chef fand diese Extra-Dusche überhaupt nicht toll und drehte beleidigt seinen Kopf zur Seite.
"Lass den Quatsch!", bedeutete er ihr.
Nur nutzte das leider nichts, sie hielt sich dran. Ich war nicht mehr bereit, diese Anmacherei länger zu dulden. Meine Nackenhaare standen hoch wie Igelborsten (sogar noch ein bisschen höher, hatte ja langes Fell), meine Augen schossen wütende Blitze in Richtung meiner angeblich besten Freundin und dann ging`s rund.

"Biste eigentlich bekloppt geworden!", fauchte ich sie drohend die Zähne fletschend an. "Hör`auf damit, sonst ... !"
Doch Senta vertraute auf unsere tiefe Freundschaft und machte weiter.
"Du hast wohl ´nen Sprung in der Schüssel!"
Bei mir brannte die Sicherung durch. Was zuviel war, war zuviel. Mit einem einzigen Satz hechtete ich zu ihr, packte sie im Nackenfell und kniff zu. Nicht sehr feste, aber doch so, dass sie einen furchtbaren Schrecken kriegte.

"F... Feechen!", winselte sie.
Plötzlich lag Senta platt vor mir auf dem Boden, allerdings bibbernd vor Angst. Ich war außer mir vor Wut und baute mich über ihr auf.
"Lässt du jetzt von Mato ab oder etwa immer noch nicht?", ahmte ich jenen T-Rex aus dem Vor-unserer-Zeit-Fim nach.
Senta da unter mir wurde schrumpfte mehr und mehr. Der war bestimmt hundsschlecht. Sie guckte mir nämlich genau ins weit geöffnete Maul und durfte sich am Anblick sehr gesunder Schäferhundbeißerchen erfreuen. Erfreuen? Hm ... , ehem!!

Ich hatte das Gefühl, ich musste noch ein bisschen deutlicher werden, damit sie es in ihrer Panik auch richtig kapierte:
"Duhuuh", motzte ich sie an. "Wehe dir, der gehört mir!"
Ich sah`s ihr ja an: Deren Gehirnwindungen arbeiteten auf Hochtouren und zu ihrem Glück bemerkenswert fix. Immer noch schlotternd, wusch sie jetzt mir die Schnute, wieder und wieder.
"Ich werd`s bestimmt nie wieder tun!", jaulte sie von unten.

Ihr Augenaufschlag und zusätzlich das Wimmern besänftigten mich zu meinem eigenen Ärger viel zu rasch. Aber ich hatte sie doch soo lieb und hätte sie nie richtig gebissen. Wieder gnädiger gestimmt, ließ ich von ihr ab. Völlig bedröppelt strampelte sich Senta wieder auf die Beine und stand dann total geknickt vor mir.

Ich kann Euch gar nicht sagen, wie leid sie mir da tat! Ich war wirklich so doof, sie auch noch zu trösten:
"Senta", stotterte ich. "Komm, wir vertragen uns wieder. Ich hab`dich viel zu lieb, um dir lange böse zu sein!"

Eins muss ich ihr lassen: Sie hat sich ihr ganzes Hundeleben lang an ihr Versprechen gehalten und wir blieben die besten Freundinnen.

Bis bald
Euer Feechen

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