Stille Wasser

Gedicht zum Thema Andere Welten

von  Isaban

Ganz tief im Dunkelgrunde,
im Teich, in ihrem Bann,
träumt es zur blauen Stunde
dem Nöck, dem Wassermann,
von jenem kleinen Tümpel
im Naherholungsreich,
wo fern von Müll, Gerümpel,
ein Nixlein, nymphengleich,

mit einer Silbergabel
das feuchte Haar sich kämmt,
vom Hals bis hin zum Nabel,
so völlig ohne Hemd.
Anstelle einer Lende
trägt sie voll Eleganz,
zart schillernd bis zum Ende,
ganz schamlos Schuppenschwanz.

Mit sonst nichts zu vergleichen,
getaucht in Mondenschein,
singt sie zum Herzerweichen,
sie fühlt sich so allein.
Der Nöck vernimmt ihr Klagen
und wünscht sich hin zu ihr.
Die Sehnsucht wird ihn tragen,
denn: Füße fehlen hier.

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Kommentare zu diesem Text

janna (60)
(23.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 25.08.07:
Danke, liebe Janna.
Ich freue mich, dass dir diese kleine Geschichte mit dem offenen Ende gefällt.
Viele herzliche Grüße,
Sabine, erkältet bis zum Örks.

 AZU20 (23.08.07)
Sehr schön, mit einer sehr gelungenen Pointe. Da hat der Mann es aber einfach. Mit Freude gelesen. LG

 Isaban antwortete darauf am 25.08.07:
Ja, lieber Armin, ein Mann hätte es da einfach.
Die Nixe und ihr männliches Gegenstück, der Nöck (der Nixerich) haben es da nicht ganz so leicht. Ohne Gehwerkzeuge ist jeder Weg über festen Grund steinig. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, nicht wahr?
Die Sehnsucht wird die beiden tragen.
Hab vielen herzlichen Dank.

Liebe Grüße,
Sabine
myrddin (47)
(23.08.07)
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 Isaban schrieb daraufhin am 25.08.07:
Oh, lieber Ralph,
wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, sonst hätten die meisten Märchen und Liebesgeschichten wohl kein Happyend.
Dies hier ist eine Geschichte mit einem offenen Ende.
Man weiß noch nicht, ob es ein glückliches wird, oder ob es nicht mal einen Anfang geben wird.
Alle Umstände sprechen dagegen - der Weg ist weit und keiner der beiden kann sich - ohne Füße - mühelos lange Strecken über Land bewegen.
Ist das nun Beginn und gleichzeitig Ende dieser Romanze?
Das könnte durchaus sein. Muss es aber nicht.
Sie können ja zumindest in ihren Träumen zusammenkommen, oder - wer weiß - vielleicht gibt es ja auch noch andere Wege.
Die Sehnsucht wird ihn tragen. Wenn sie stark genug ist.

Danke, Ralph, für deine Rückmeldung. Ich freue mich sehr, dass dir mein Gedicht gefällt.

Herzliche Grüße,
Sabine
Ottilie (66)
(23.08.07)
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LudwigJanssen (54) äußerte darauf am 23.08.07:
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Dolphilia (48) ergänzte dazu am 23.08.07:
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Ottilie (66) meinte dazu am 23.08.07:
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 Isaban meinte dazu am 25.08.07:
Liebe Ottilie,
du scheinst ein vollkommen anderes Gedicht zu lesen, als ich in diesem Falle, aber das ist schon ok, jeder Leser hat das Recht auf seine eigenes Verständnis und die individuelle Auslegung der Verse. Er darf nur nicht davon ausgehen, dass die eigene Interpretation zwingend der Intention des Autoren entspricht oder auch nur nahe kommt.

Du siehst in diesen Versen die Legende der kleinen Seejungfrau und spielst damit vermutlich auf das bekannte Märchen an.
Ich kann zwar, bis auf den Fischschwanz der kleinen Meerjungfrau, keine großartigen Ähnlichkeiten entdecken, aber es erklärt mir zumindest, warum du inhaltlich mehr Drama erwartest.

Ja, da fehlt wohl das Meer, der Sturm, die Schiffe, die Riffe, die Seeleute, die Prinzen, die menschliche weibliche Konkurrenz auf dem Lande und das Vergehen zu Meeresschaum, aus lauter unglücklicher Liebe. Stimmt, das ist wirklich viel actionreicher und dramatischer. Es hat allerdings mit meinem Gedicht inhaltlich nicht viel zu tun.

Hier handelt es sich um zwei Wesen vom gleichen Schlage, der Tümpelnixe im Nacherholungsreich und einem Teichnöck, (also einen Nixerich). Beide leben in stillen (also stehenden, nicht fließenden) Gewässern, jeweils einer eigenen kleinen Welt, einem Biothop für sich, die jeder einzelne von ihnen (denn keiner der beiden hat ja Füße) nur schwer verlassen kann, um dem anderen nahe zu sein.

Sie wissen von einander und sehnen sich, können aber nur zusammen kommen, wenn die Sehnsucht sie trägt, wenn der Wille, das Sehnen stark genug ist, um einen Weg zu finden. Nicht ganz so viel Drama und nicht einmal eine böse Meereshexe, das gebe ich zu. Und die Nixe tut nicht mal so, als sei sie ein schönes Mädchen. Sie ist, was sie ist, von Anfang an und bleibt es auch.

Nicht jedes Gedicht, weder bei den gereimten, noch bei den ungereimten ist auf große Überraschungen der von dir angesprochenen Art aufgebaut. Wie schade, dass ich deinen Erwartungen da nicht entsprechen kann. Und kein Wunder, dass meine Pointe deinen Wünschen nicht zu entsprechen vermag, nicht wahr? Manche Pointen zeigen einfach einen neuen oder bislang unbeachteten Blickwinkel.

Dass du keinen Bruch in den letzten Versen erkennen kannst finde ich dann auch nicht mehr so erstaunlich. Diese beiden letzten Verse tragen das Gedicht und lassen das Ende dieser Geschichte offen, stellen die Frage, ob die Sehnsucht stark genug ist, um dem Problem stand zuhalten.

Liebe Grüße,
Sabine

@ Ludwig:
Joah, das ist ein ziemlicher Schnitt, ne, Ludwig?
Danke dir.

Liebe Grüße
Sabine

@ Dolphi
Ich möchte weder Füße, noch Fischschwänze brechen.
Ich danke dir und freu mich, dass es dir gefällt.
Herzliche Grüße,
Sabine
(Antwort korrigiert am 25.08.2007)
Ottilie (66) meinte dazu am 25.08.07:
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 Isaban meinte dazu am 25.08.07:
Liebe Ottilie,

ich kann mir beim allerbesten Willen nicht vorstellen, dass du meine Intention erkannt hast, aber das macht doch nichts. Ich verteidige mein Gedicht nicht, ein Text muss für sich alleine sprechen.
Dass du mit deiner Interpretation und Meinung meiner eigenen Intention nicht nahe kommst dürfte klar sein.
Es geht definitiv in diesem Gedicht nicht im entferntesten um eine Nixe, die so tut, als wäre sie ein schönes Mädchen, tut mir sehr leid, wenn du diesbezüglich so enttäuscht bist. Das ändert aber nichts daran, dass es niemals meine Intention war, sowas einzubringen.
Ich persönlich empfinde das allerdings nicht als Drama, denn, wie schon weiter oben bemerkt, steht jedem Leser eine eigene, ganz individuelle Auslegung eines Textes zu. Dass dieser Text, je nach dem, wie autorenfern dessen persönliche Interpretation ist, dann nicht unbedingt den Erwartungen dieses einzelnen Leser entspricht liegt in der Natur der Sache, nicht wahr?

Liebe Grüße,
Sabine
Ottilie (66) meinte dazu am 25.08.07:
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 Isaban meinte dazu am 25.08.07:
... oder ein einzelner Leser kann die eigentliche Intention nicht erfassen.
Ja, liebe Ottilie.
Beste Grüße,
Sabine
Jonathan (59)
(23.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 25.08.07:
Das Binnenwassertrio. Klingt doch schon mal gut, lieber Jonas.
Nur eine Tournee könnte schwierig werden.
Ich freue mich sehr, dass du andächtig lauschend zwischen meine Zeilen schlüpfen mochtest. Danke schön.
Herzliche Grüße,
Sabine
orsoy (56)
(24.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 25.08.07:
Ja, die Nixe und Nöckse habe es nicht leicht, liebe Konni, nicht wahr?
Hab vielen herzlichen Dank.

(Und ja, es war lustig, du hast was verpasst. Ich hoffe ja, du bist im September wieder dabei, hm?)

Ganz viele liebe Grüße,
Sabine
MarieM (55)
(25.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 25.08.07:
Ja, seltsam, nicht wahr, Mariechen?
Schön, dass dir meine Verse etwas geben konnten und dir mein Gedicht gefällt.
Ich freu mich.
Danke schön, Marie und viele, viele liebe Grüße,
Sabine
Pusteblume (28)
(26.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 30.08.07:
Liebes Blümchen, zunächst einmal möchte ich dir für deinen wunderschönen, ausführlichen Kommentar und deine hervorragende Interpretation danken.
Auch für mich ist dieses Gedicht ein Besonderes, eines, in dem der letzte Vers bei jedem neuen Lesen neu ausgelegt werden kann.

Es wird immer die Frage bleiben, ob die Sehnsucht stark genug ist, um die spitzen Steine auf dem Wege trotz der fehlenden Füße überwinden zu können.

Die Gabel ist hier in diesem Falle eher eine kleine Anspielung auf das Naherholungsreich und die menschlichen Verhaltensweisen, den üblichen Umgang mit der Natur, aber es ist richtig, wenn ich mich recht erinnere, dann gibt es auch in dem alten Zeichentrickfilm eine Gabelszene.

Deinen Verbesserungsvorschlag habe ich gerne angenommen, du hast recht, so wirkt der Vers sehr viel stimmiger.

Deine Interpretation stimmt weitestgehend mit meiner Intention überein, einzig das Ende hat für mich eine andere Bedeutung, nämlich die Auslegung des alten Spruches: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Es mag noch so viele Schwierigkeiten geben, wenn man wirklich will, dann wird man immer Mittel und Wege finden, zueinander zu gelangen, auf die eine oder andere Art. Wenn man aber von Anbeginn an an Risiken, Ängsten und äußeren Umständen verzweifelt, dann kann man vermutlich davon ausgehen, dass die Sehnsucht nicht ganz so groß ist, wie der andere vielleicht hofft.

Das Leben hat nicht nur blaue Stunden - und wäre es so, dann würden wir sie vermutlich nicht mehr so zu schätzen wissen.

Ich freue mich sehr, liebe Pusteblume, dass dir mein Gedicht so gefällt.
Dein Kommentar hingegen gefällt mir wahnsinnig gut. Hab noch einmal tausend Dank.

Herzliche Grüße, Blümchen
S.

 Bohemien (27.08.07)
traumhaft..mehr fällt mir dazu nicht ein..die letzte strophe gefällt mir am besten...lg bo

 Isaban meinte dazu am 30.08.07:
Sie ist die wichtigste und trägt das Gedicht, lieber Bo, das hast du richtig erkannt. Schön, dass dir mein Gedicht so gut gefällt.
Vielen lieben Dank und beste Grüße,
Sabine

 Blutmond_Sangaluno (27.08.07)
Zum träumen schöööön!
Die Bilder aus deinem Gedicht entstehen gerade in meinem
Kopfkino.
Fehlt nur noch das Popcorn und ich bin glücklich :)

Gruß
Sanga

 Isaban meinte dazu am 30.08.07:
Na, da müsste sich doch was machen lassen?
Hab vielen Dank, Sanga.
Herzliche Grüße,
Sabine
BjoernKluge (38)
(29.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 30.08.07:
Das freut mich sehr, Björn.
Viele herzliche Grüße,
Sabine
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