Nachdem die Herren der Schöpfung alle ihre Vorzüge vom Stapel gelassen hatten, kam nun endlich auch mal eine der Damen zu Wort.
Was wollt ihr Kulturbanausen eigentlich?. Schaut mich an wie schön ich bin. Ich bin der blaue Planet und außerdem habe ich Atmosphäre. Die Erde war vor Aufregung so aufgewühlt, dass sich in Hindochina eine Gewitterwolke entlud, so gewaltig, dass in Timbuktu die Kanaldeckel aus den Strassen flogen. Schließlich bin ich der einzige Planet, auf dem Leben herrscht. Ich beherberge die größten Dichter und Denker. Maler wie Michelangelo, Rembrandt, Van Gogh und viele andere fanden auf mir Heimat, Brot und Tod.
Ich bin der schönste und somit wichtigste Planet in unserem Sonnensystem.
Es gibt keinen exklusiveren als mich. Und damit ihr klar seht. Bei mir sind es immer die Damen, die das erste Wort haben, und das letzte, wenn es beliebt.
Die Venus
Mutter Sonne hörte aufmerksam zu und manchmal blitzte ihre Corona besonders schön auf, wenn sie lächelte. Eines ihrer Kinder war noch nicht zu Wort gekommen. Sie schickte der stillen Venus ein besonders helles Lächeln um sie aufzumuntern.
Ach, was soll ich schon über mich sagen, begann Venus. Ich habe keinen hübschen Ring, wie Saturn, bin nicht von so wunderschöner Farbe wie Mars, nicht so grazil wie Pluto. Auch bin ich nicht so schnell wie Merkur und habe keinen hübschen großen roten Fleck, wie Jupiter.
Nicht einmal den Vorzügen meiner Brüder Uranus und Neptun kann ich standhalten und mit meiner Schwester Erde kann ich schon ganz und gar nicht konkurrieren. Doch oft schaue ich zu den Erdlingen hinunter. Ganz viele von ihnen gehen Hand in Hand am Abendhimmel spazieren. Sie lächeln sich an, küssen sich und schauen verliebt zu mir hinauf. Da kann ich die Liebe spüren und in meinem Bauch wird mir ganz warm zumute, so sehr, dass ich vor Freude darüber ganz irre strahle. Das ist alles, was ich zu bieten habe.
