Knuts Stellungsnahme

Kindergeschichte zum Thema Tiere

von  tastifix

Also, brumm, jetzt ist`s aber soweit!
Falls Ihr neunmal klugen Zweibeiner glaubt, ich sei ein Wesen von hinter dem Mond, dann seid Ihr aber auf der falschen Eisscholle.

Staunt Ihr bereits, dass ich überhaupt weiß, was das ist? Mein Ziehpapi hat mir alles über die Welt erzählt, was ein moderner Eisbär wissen muss. Vor allem über meine eigentliche Heimat. Ich habe ja Bauklötze gestaunt, was ich da alles verpasse!

Trotzdem bin ich froh, dass ich hier im Zoo lebe. Mein Ziehpapi Thomas war spitze. Weil meine Mami mich nicht gewollt hatte, übernahm er meine Pflege und Erziehung, umsorgte mich 24 Stunden am Tag, spielte, planschte und schmuste mit mir. Besonders das Letztere war wahnsinnig schön. Naja, irgendwie bin ich doch auch ein Teddy, brumm, wenn auch ein ganz weißer.

Schon kurz nach meiner Geburt startete ich meine Karriere als weißes Knuddelkissen. Nach ein paar Wochen durfte ich auch ins Außengehege. Thomas war immer bei mir, wenn ich los marschierte und Menschen guckte.

Sobald sie mich entdeckten, quietschten die Zweibeiner los wie die Verrückten.
"Sind die immer so bekloppt?", fragte ich Thomas.
"Nein, die finden Dich toll. Du bist hier der Star!"
Selbstverständlich löcherte ich ihn, was denn ein ´Star`wäre.
"Jemand, der ganz berühmt ist und den sehr viele Menschen mögen!", erklärte er mir.

Dass die Menschen mich mochten, dass hatte ich schon längst gemerkt. Ich mochte sie auch, vor allem deren Kinder. Die durften mich sogar streicheln. Weil aber sogar die Erwachsenen bei meinem Anblick so drängelten, war ich heilsfroh, dass sie ansonsten von einem Graben auf Abstand gehalten wurden. Stellte ich mir so vor, die würden mich alle auf einmal abknuddeln, grummmelte es in meinem Bauch ganz beträchtlich.

Später kriegte ich dann mit, dass es meinem Zoo ganz besonders gut ging, weil ich dort lebte. Der verdiente meinetwegen viel Geld. Und wo blieb meine Belohnung dafür?
Hm, naja, der Menü-Brei, der mir monatelang serviert wurde, war zwar nicht immer das Gelbe vom Ei, aber ich wurde zumindest pappsatt davon.

Ich war ein paar Monate alt, als mir mein Maul so komisch weh tat. Immer wieder kratzte ich mich da mit der Pfote, aber das hörte und hörte nicht auf. Ich fühlte mich auch irgendwie schlapp, mochte nicht mehr toben, Menschen gucken auch nicht mehr und fraß nur noch ganz wenig.

Nach ein paar Tagen kratzte ich wieder einmal mit der Pfote an meinem Maul herum und stutzte. Au, da piekste mich ja etwas. Was war das denn bloß? Schnell lief ich ans Wasser, sperrte mein Maul weit auf und guckte nach. Diese spitzen Dinger da drin, ob das die Zähne waren?
"Es wird Zeit, dein Futter umzustellen", bemerkte mein Papi.

"Umstellen?"
Eigentlich gefiel mir die Ecke, in der ich gefüttert wurde, recht gut.
"Wo sollte ich denn jetzt immer fressen?", brummte ich.
Thomas lachte.
"Nein, das bedeutet, dass du jetzt richtiges Fleisch bekommen wirst."
"Schade eigentlich, denn dann muss ich ja alles selber zerkauen. Blöde Zähne!"
Bald jedoch stellte ich zu meiner großen Zufriedenheit fest, dass es dafür noch dreimal besser schmeckte als früher.

Schon lange war ich kein Baby mehr, bekam aber trotzdem noch ganz viel Besuch von Zweibeinern. Aus aller Welt reisten sie an, um mich zu bestaunen. Inzwischen hatte ich mich auch daran gewöhnt, unentwegt fotographiert und gefilmt zu werden. Nur eines vermisste ich: Ein Gespräch mit dem Fernsehen. Da vertrat mich immer mein Papi.


Jetzt bin ich schon ein richtiger Twen, gar nicht mehr knuddelig, sondern manchmal fast ein wenig gefährlich, weil ich so tolle Zähne und furchtbar viel Kraft habe. Zudem versuche ich während der Rangeleien mit Papi auszuloten, wer von uns Beiden das Sagen hat und kneife auch öfters ziemlich feste zu. Papi meinte deshalb, ich wäre jetzt bereits ein starker Bär und brauchte keinen Pappi mehr.

Wie bitte? Soll ich jetzt immer alleine sein, wird keiner mehr mit mir spielen und schmusen??

Bevor ich deshalb traurig werde, kann, erfahre ich etwas ganz Tolles:
Ich soll in einen anderen Zoo umziehen und kriege dann eine richtige Freundin, ein Eisbärenmädchen.

Vielleicht werde ich dann selber ein Papi??

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

The_black_Death (31)
(26.09.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 tastifix meinte dazu am 27.09.07:
Wow, dankeschön und danke schön für die Empfehlung der Geschichte!!
Ich freu`mich sehr!

Lieben Gruß
Gaby
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram