Brief vom 17.November (Antwort)

Brief zum Thema Beobachtungen

von  Prinky

Meine Liebe,
ich habe deine Zeilen gerade gelesen, und habe ihn wieder in sein Kuvert gesteckt. Alles schön manierlich, damit ich diesen Brief, falls ich in wieder einmal lesen möchte, im Ur-Zustand wiederfinde. Er befindet sich nun bei den anderen Briefen von dir. Fein säuberlich getrennt von jenen, die nur Werbung und Rechnung beinhalten. In meinem Schreibtisch, oberste Schublade links, ganz nah an meinem Herzen. So schöne Worte...nur für mich alleine, machen das Herz froh und warm, gerade jetzt zu dieser nasskalten Zeit.

Bahnhöfe, um auf deinen Brief zu schreiben zu kommen, finde ich nicht nur aufregend. Für mich ist der Begriff Bahnhof gleichbedeutend wie Trennung.
Manchmal, wenn ich selber auf einem stehe, schaue ich mir die Paare an, wie sie dort an den Gleisen oder in der Halle stehen, sich in den Armen liegen und mit Tränen in den Augen küssen. Und ich spüre ihren Schmerz. Die Trennung auf Zeit ist ihnen nicht nur auf das Gesicht geschrieben, oh nein, man spürt ihre Sehnsucht, die im Begriff ist, feindliche Stellungen im Nu zu überlaufen,- Rekorde zu brechen, allüberall und egal welcher Art.
Dann schaue ich betreten nach unten, und spüre meine ganze Liebe, die in mir herrscht ohne gegeben zu sein. Und es wird kalt.
Mich fröstelt.
Und in Schüben klart sich mein Leben auf, ich sehe was ich erreicht habe. Genug, doch dennoch zu wenig, denn ohne Liebe ist ein Leben nicht lebenswert. Ach...
Spürst du es auch? Ich sage ja - Bahnhöfe...Sie verleiten meine Gedanken.

Lebt nicht jeder Mensch in seiner eigenen Welt? Eine gemeinsame zu errichten ist nur ein Wunsch.
Viele arbeiten mit solcher Freude daran, daß sie nicht die Risse bemerken, die sich schon während dem Bau auftun.
Sei mir nicht böse, daß mein Brief heute eher etwas depressiv rüberkommt. Vielleicht liegt es am Wetter? Alles Grau in Grau.
Vielleicht auch an der fehlenden Nähe der Wirklichkeit? Ich weiß es nicht. Aber das sich mein Herz auftut, als ließe es Vögel und Sonne hinein, kaum das ich dich lese, alleine dieser Fakt lässt mich die Trübe des Tages schneller vergessen als irgendwas sonst. Ich spüre in jeder deiner Zeilen deine absolute Ehrlichkeit, die du mir schenkst.

Meinen Abend beschließe ich heute mit einigen Freunden. Die bringen ihre Frau mit, wenn es gilt ein wenig zu Pokern. Ich werde alleine dort hingehen, aber das bin ich gewöhnt. Doch in meinem Denken wird nicht so sehr das Spiel verankert sein wie jene Worte, die du mir geschrieben hast.

Mache dir einen schönen Abend und lasse es dir so gutgehen, wie ich es mir wünsche.

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Kommentare zu diesem Text

chichi† (80)
(17.11.07)
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 Maya_Gähler (17.11.07)
Dieses Wetter ist für mich Synonym für unerfüllte Sehnsucht, welche auch sehr aus deiner Antwort spricht.

Ich bin sehr gespannt, wie es mit den Briefen und somit mit euch weiter geht.

Liebe Grüsse,
Maya

 GillSans (17.11.07)
Hallo Micha,
wow, wiedermal überrascht ist, was dir so zu Bahnhöfen einfällt....haben wir ja echt was gemeinsam. Ich finde alle Menschen sollten sich mehr Briefchen schreiben. Eine alte Form der Kommunikation, die unserer schnelllebigen Welt echt gut tun würde. Und man kommt sich doch einfach sehr viel näher. hehe ich hätte da echt mal noch auch ne Idee zu nem Projekt. Cashim hatte doch mal eines, das da hieß "Gemeinsam verweilt der Dichter"
ich könnte mir vorstellen, das ginge auch mit Briefen, gerade zur Weihnachtszeit.....sich gegenseitig Briefe schreiben bei KV....
Liebe Grüße und viel Spass beim Kartenspiel. Du hörst von mir schon in bälde, Ines

 Omnahmashivaya (17.11.07)
Habe schon den Einen oder Anderen Brief gelesen. Sehr sehnsuchtsvoll und emotional.

Das mit den Bahnhöfen kenne ich nur allzugut. Gleise, Züge. Im Moment machen sie Wut, wegen den Streiks. Aber ganz tief in mir drin, erinnern sie mich. An ziemlich viele Gefühle, Gedanken, Geschehnisse. Irgendwann werde ich mal darüber schreiben.

Gruß Sabine

 Omnahmashivaya meinte dazu am 17.11.07:
ALso den einen oder anderen Brief von dem Briefwechsel auf deiner Seite meinte ich.

 Prinky antwortete darauf am 18.11.07:
;-) Das habe ich schon so verstanden. Bahnhöfe sind immer viele Gedanken wert. Hey, freut mich das dir Gills Briefwechsel mit mir gefällt.
Anfangs dachte ich das wird nichts. Mein erster Brief zeugt ja auch nicht gerade vor Einfühlsamkeit. Nun ja, so langsam, denke ich, habe ich mich wohl gefangen. Liebe Grüße an dich...Micha
shadowhunter (28)
(18.11.07)
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 Prinky schrieb daraufhin am 18.11.07:
Danke dir, bin selber überrascht, daß sich eine Steigerung ergeben hat. Vor allem bei mir...lach
Und ich bin gespannt auf die Themen die folgen. Gruß Micha
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