Hoffnungsloser Fall

Sonett zum Thema Charakterisierung/ Charakteristik

von  Isaban

Du kennst schon alles, nichts bringt dich zum Staunen.
Da gibt es keine Zaubersprüche mehr;
dein Vorrat an Vertrauen ist längst leer.
Wenn andre wispern, ahnst du gleich Posaunen.

Im Auge knirscht dir Raureif auf dem Braunen.
Mit Eiskristallen, die auf Fehler lauern,
errichtest du dir deine Rückzugsmauern,
erliegst nicht mehr dem Drängen sanfter Launen.

In Schutzhaltung, damit dich nichts erwischt,
erstickst du jedes Sehnen. Es erlischt.
Verkriech dich nur in deine warmen Daunen.

Moral und Anstand ziehen dicke Wände -
das Thema ist geschlossen, hat ein Ende.
Nur manchmal, manchmal hörst du es noch raunen.


Anmerkung von Isaban:

Für einen guten Freund.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 franky (20.11.07)
Guten Morgen liebe Sabine,

Man möchte es nur lesen und nichts dazu sagen;
Es ist aus so viel Phantasie und Liebe geflochten,
eine Decke die Vergangenes einhüllt und nur hie und da noch eine Bewegung, eine Regung zu merken ist.
Die Zahl der guten Freunde steigt,
daraus springt auch wieder ein Funke der
erloschenes zum Leuchten bringen kann .
Mir gefällt dein wunderschönes Gedicht
Schicke dir Viel Freude für den neuen Tag
Franky:()))

 Isaban meinte dazu am 21.11.07:
Schön, dass dir mein Gedicht gefällt, Franky.
Es ist ein Geburtstagsgeschenk für jemanden, der sich selbst darin erkannt haben dürfte.
Herzlichen Dank für deine Rückmeldung
und liebe Grüße,
Sabine
Herzwärmegefühl (53)
(20.11.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban antwortete darauf am 21.11.07:
Wer weiß, liebe Moni, manchmal ist diese Art von Selbstschutz für einen Menschen die einzige Möglichkeit, sein Leben überhaupt zu ertragen. Zumindest ist er selbst sich dessen bestimmt und neue Risiken einzugehen entspräche wohl eher nicht seiner Natur.

Danke für dein Lob.

Liebe Grüße,
Sabine
steinkreistänzerin (46)
(20.11.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban schrieb daraufhin am 21.11.07:
Eine wunderbar optimistische Auslegung, liebe Annette.
Vielen herzlichen Dank für deine Rückmeldung.
Liebe Grüße,
Sabine
janna (60)
(20.11.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban äußerte darauf am 21.11.07:
Es ist nicht zynisch, Janna, dann hätte ich es unter ein anderes Thema gestellt, auch wenn meine Verse ganz gewiss nur einen Blickwinkel, eine Facette eines kompletten Charakters darstellen und es unter Garantie noch ganz viele Winkel gibt, die ich weder kenne noch beleuchtet habe.


Freut mich, gerade bei dir, dass mein Sonett deine Anerkennung findet.
Herzlichen Dank.

Viele liebe Grüße,
Sabine

 AZU20 (20.11.07)
Liebe Sabine, ich staune immer wieder über die Vielfalt deiner Ausdrucksmöglichkeiten. Der letzte Satz gibt Hoffnung. Hilf dem "armen Schwein", falls es nicht nur ein Produkt deiner Fantasie ist. LG
kyl (57) ergänzte dazu am 20.11.07:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 21.11.07:
Lieber Armin, man könnte einen wasserscheuen Esel mit Gewalt zum Fluss zerren, man könnte ihn sogar eventuell ertränken, aber ihn zwingen, dass er Wasser gerne trinkt, das kann man ihn nicht, - selbst wenn er mittendrin steht.

Danke, für deinen mitfühlenden Kommentar.
Herzliche Grüße, Sabine

 BrigitteG meinte dazu am 06.01.08:
Schon mal nen Einlauf probiert, Sabine? *g*

 Isaban meinte dazu am 06.01.08:
Gittelein, ab und an graust mir vor deinen Fantasien!

 BrigitteG meinte dazu am 06.01.08:
Sabine, ich darf Dir aufrichtig und ehrlich versichern, dass dieses Thema nicht (!) zu meinen - zugegebenerweise breitgestreuten - Fantasien gehört, es war stattdessen eine spontane Assoziation zum Thema Wasser und Zwang.
kyl (57) meinte dazu am 06.01.08:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 06.01.08:
*g* Sag mal, Kay, sind da jetzt die Auswirkungen der warmen Füße?

 BrigitteG meinte dazu am 06.01.08:
Ich glaube, Kays Füße sind gerade völlig überhitzt *g*. Neenee, um diese Auskunft haben sich schon andere vergeblich bemüht :).
kyl (57) meinte dazu am 06.01.08:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 06.01.08:
Das dürften dann aber nun wirklich 1-10 anatomische Besonderheiten sein! ;-D
kyl (57) meinte dazu am 06.01.08:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 BrigitteG meinte dazu am 06.01.08:
Du meine Güte, Sabine, wie benutzt denn dieser Mann seine Socken????

 Isaban meinte dazu am 06.01.08:
Ich bin mittlerweile gar nicht so sicher, ob ich das wirklich wissen, oder mir nicht lieber meine unschuldige Unwissenheit erhalten will, Brigitte. Aber ich ahne inzwischen, woher der englische Ausdruck "horny" wirklich kommt.
kyl (57) meinte dazu am 06.01.08:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 BrigitteG meinte dazu am 06.01.08:
Hab geguckt: auf österreichisch übersetzt heißt es "gamsig" - das ist süüüüß.

 Isaban meinte dazu am 06.01.08:
Oh, Schatzi, bist du gamsig heute... Doch, hat was.
kyl (57) meinte dazu am 06.01.08:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
C.S.Steinberg (43)
(20.11.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 21.11.07:
Das mag sein, liebe Cashim.
Das ist wohl der Preis, für eine solche Schutzschale.

Danke dir für deine Rückmeldung.
Liebe Grüße,
Sabine
angyal (44)
(20.11.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 21.11.07:
Es hat immer alles seine Gründe, Frau Ketzerin.
Beste Grüße,
Sabine

 Ingmar (21.11.07)
liebe sabine

zur ersten strophe kritisch gefragt und gesagt:

"Da gibt es keine Zaubersprüche mehr;
dein Vorrat an Vertrauen ist längst leer."

die beiden verse, durch strichpunkt abgetrennt, scheinen etwas miteinander zu tun zu haben, zumindest formal. auch inhaltlich: keine von denen mehr, der vorrat ist leer. inhaltlich stolpere ich nun aber eben über den sinn, oder unsinn?! ich lese: dein vorrat an vertrauen ist längst leer. vertrauen in was? in zaubersprüche! sagt das gedicht. aber wer vertraut denn in zaubersprüche? ich steh hier irgendwie aufm schlauch...

"Wenn andre wispern, ahnst du gleich Posaunen."

das wörtchen 'ahnen' scheint mir nicht eben die eleganteste variante, um auszudrücken, dass hier jemand zwar wispern hört, aber posaunen zu vernehmen meint. warum nicht im bereich der wahrnehmung bleiben und z.b. gradwegs und etwas gewagt schreiben: Wenn andre wispern, hörst du gleich Posaunen...

lg,
ingmar

 Ingmar meinte dazu am 21.11.07:
ps.

noch eine kleine unschönheit finde ich: dicke wände vs. rückzugsmauern. und denk mir: entweder oder.

 Isaban meinte dazu am 25.11.07:
Lieber Ingmar,
diese beiden Verse haben nichts anderes zu bedeuten, als dass es keine wirksamen Zaubersprüche gibt, um diesen Vorrat an Vertrauen jemals wieder aufzufüllen. Vertrauen in das Leben, in die Menschen. Ich denke, das geht klar hervor.

Auch bei deiner zweiten Anregung kann ich diesmal nicht zustimmen. Ob jemand ahnt, dass da Posaunenklänge kommen könnten, oder ob er nicht vorhandene Posaunenklänge gleich hört ist ein riesiger Unterschied. Nimm es als Bild für jemanden, der einfach in jeder Situation nur das Negative sieht, der, wann immer er etwas betrachtet sofort die schlimmste Möglichkeit im Kopfe hat, die aus diesem Ereignis entstehen könnte.

Da ahnt jemand Posaunen. Er bildet sich ihre Klänge nicht ein, sondern betrachtet jeden Menschen erst einmal in Hinsicht darauf, wie jener ihn wohl am effizientesten verletzten könnte und baut dann vor - und bleibt nie lange genug, um abzuwarten, ob da wirklich etwas in der Richtung passiert. Er flüchtet vorher aus jeder Situation, die irgendwann mal dazu führen könnte, dass ihm jemand oder etwas wehtut oder sonstwie schadet.

Dicke Wände/Rückzugsmauern...Nein, nicht entweder oder, lies den Titel. Es handelt sich um jemanden, dem nur eine einfache Mauer als Sicherheitswall niemals reichen würde. Um jemanden, der nicht nur einfach seine Wohnungstüre hinter sich zuschließt, sondern dabei noch zwei Sicherheitstürketten, vier Schlösser und zwei Stahlriegel vorschiebt, um sich anschließend in seinem Kämmerlein auch noch einzuschließen.

Alles in allem eine sehr sichere, aber auch sehr einsame Methode, sein Leben zu führen. An schlechten Tagen habe ich den Eindruck, als wäre das vielleicht doch gar keine so üble.

Liebe Grüße,

Sabine

 Traumreisende (22.11.07)
wie zielgenau ist dieses erkennen!! und wer da schon einmal drn war weiß, wie diese schatten sich auch in helles licht drängen, wie sie auf abruf da stehen ...

sehr gekonnt und wunderbar geschrieben!

lg silvi

 Isaban meinte dazu am 25.11.07:
Herzlichen Dank für das Lob, Silvi.
Und viele liebe Grüße,
Sabine
wupperzeit (58)
(24.11.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 25.11.07:
Danke, Andreas.
Dein Kommentar freut mich sehr. Ich finde es manchmal sinnvoll, gerade sehr schwierige Sachverhalte in strengen klassischen Formen zu zähmen, auch weil gerade diese uns dazu zwingen, alles mehrfach und gründlich zu überdenken und für uns selber explizit auszuformulieren.
Herzliche Grüße,
Sabine
Locklin (48)
(25.11.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 25.11.07:
Es ist gut, sehr gut, wie du deine Texte schreibst, Hartmuth.

Liebe Grüße,
Sabine
(Antwort korrigiert am 25.11.2007)
Chromoxid (40)
(30.11.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 30.11.07:
Das freut mich sehr, für euch beide.
Hab vielen Dank für deine Rückmeldung.
Herzliche Grüße,
Sabine

 Cathleen (27.02.18)
Immerhin hört er noch das Raunen. Mich würde mal interessieren, in welche Richtung er gegangen ist, in die Anpassung oder in die Krankheit? LG Cathleen
P. S. Ich glaube, in Richtung Anpassung. Supernormalität. Oder?

 Cathleen (27.02.18)
Immerhin hört er noch das Raunen. Mich würde mal interessieren, in welche Richtung er gegangen ist, in die Anpassung oder in die Krankheit? LG Cathleen
P. S. Ich glaube, in Richtung Anpassung. Supernormalität. Oder?

 Isaban meinte dazu am 28.02.18:
Ja, das hört das lyrische Du noch.
Richtung Schutz- und Trutzburg. Hauptsache es besteht keine Verletzungsgefahr mehr.

Freut mich, dass du in meinen alten Sachen stöberst, vielen Dank dafür!

Liebe Grüße

Sabine
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram