Weihnachtsgeschichte

Kurzgeschichte zum Thema Menschlichkeit

von  Ganna

Schnee fiel sachte und unaufhörlich, legte sich auf Asphalt, Felder, Sträucher und Menschen. Schon war der Verlauf der Straße kaum noch zu erkennen und das Laufen wurde den Beiden beschwerlich lange bevor sie das Dorf erreichten.
    Dort hatten sich die Einwohner in ihre Häuser zurückgezogen, um sich auf das Fest vorzubereiten. In jeder Küche brutzelte, schmorte und köchelte es vor sich hin und feine Düfte zogen durch leicht geöffnete Fenster oder nur angelehnte Türen bis in die Nasen der Wanderer. Als sie vor das Haus des Töpfers in die Mitte des Dorfes kamen, legte der Mann seinen Arm um die Schultern der jungen Frau und sagte: "Hier klopfe ich an."
    Ihm wurde aufgetan und er brachte seine Bitte um Nachtlager und Brot hervor. Sie durften in die warme Küche treten und sich an den Tisch setzen , wo sie reichlich Essen aufgetragen bekamen. Nun war auch zu sehen, dass die junge Frau unter ihrem weiten Gewand ein ungeborenes Kind trug.
    Während das Paar aß, beantwortete es alle Fragen nach dem Woher, Wohin und Warum. Die Gastgeber hörten zu und sagten schließlich: "Dorthin könnt ihr nicht zurück." und "Gut, dass ihr es bis hierher geschafft habt."
    Nachdem sie sich satt gegessen hatten, führten der Töpfer und seine Frau die jungen Leute zur alten Schutzhütte hinter der Kirche.

Am nächsten Morgen stieg eine weiße Sonne den Himmel hoch und tauchte die Landschaft in gleißendes Licht. In der letzten Nacht war in der Schutzhütte ein Kind geboren worden. Einer erzählte es dem Anderen und die Dorfbewohner machten sich auf, das Neugeborene zu begrüßen.
    Der Dorfpolizist schaufelte mit dem jungen Vater den Weg von der Hütte zum Dorf frei, den der Ziegenhirt schon mit einem alten Petroleumofen betreten hatte. Der Kuhbauer und seine Frau brachten einen Kinderwagen, die Hotelbesitzerin Geschirr, der alte Jean schenkte ein paar Flaschen Wein und die Frau des Bürgermeisters ihren Weihnachtsstollen, die Leute vom Käsehof gaben Kinderwäsche und jeder brachte, was er zu viel hatte und sie kamen alle.
   
Nach den Festtagen ging der junge Vater zur Gemeinde, um die Geburt seines Kindes zu melden. Die Sekretärin holte ihr großes Buch und schrieb mit feinen säuberlichen Buchstaben, ein Kind männlichen Geschlechts, geboren am 25.12. um 0 Uhr, namens Jesus.

So trug es sich zu im Jahr 2005 in einem kleinen südfranzösischen Dorf.


Anmerkung von Ganna:

Es gibt die kleine Huette hinter der Kirche, in der ein Kind zur Welt kam, es gab und gibt die heimatlosen Wanderer, die beim Toepfer anklopfen und dort erstes Gehoer finden, ebenso den schneeschaufelnden Dorfpolizisten, der sich einen Weg bahnte, um eine junge Mutter zu fragen, ob sie Milch braucht fuer ihr Kind usw. es gibt sie alle, diese wunderbaren Menschen in dem Dorf in dem ich lebe.

Ich aenderte nur den Namen des Kindes und den Zeitpunkt seiner Geburt.

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Kommentare zu diesem Text


 souldeep (28.12.07)
das ist wohl die belebende idee der heiligen geschichten,
dass wir sie ins heute und ins jetzt trasferieren...und ich
denke, mit deiner achtsamen art hast du es geschafft,
liebe ganna.

sei herzlich gegrüsst,
kirsten

 Ganna meinte dazu am 28.12.07:
Vielen Dank, es freut mich, dass Du es so verstehst.
Wenn wir genau hinschauen, sehen wir, dass diese Ideen auch heute noch unter uns sind und gelebt werden.

liebe Gruesse von Ganna

 tulpenrot (28.12.07)
Und das war echt so? Wunderbar. Und fein beschrieben.
LG tulpenrot

 Ganna antwortete darauf am 28.12.07:
Ja, das beste daran ist, das es wirklich passierte und ich bin mir sicher, auch heute gibt es solche Hilfe unter Menschen, nur steht es vielleicht nicht in der Zeitung. Wir sollten vielleicht oefter auf das Positive schauen, um damit uns und anderen Mut zu machen.

LG Ganna
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