Zukunftsmodell: Mensch?

Essay zum Thema Zukunft

von  ian_grey

Zukunftsmodell: Mensch?

Eine dunkle Halle, Lärm von Maschinen, kaltes Metall - Arbeiter, Öl- und Rußflecken auf der Kleidung - so sieht aus unserer Sicht die Industrialisierung aus, und zahllose negative Eigenschaften betonen dieses Bild noch.
Viele kleine, helle Räume, idyllische Ruhe, warme Schreibtische aus Kunststoffen - Wissenschaftler, weiße Kittel - so sieht aus unserer Sicht die Zukunft aus, und zahllose positive Eigenschaften betonen dieses Bild noch.

Alles ist eine Frage des Standpunktes. Die Vergangenheit ist dunkel - früher war vieles schlechter. Doch auch vieles besser. Die Entwicklung der Menschheit kann man am Besten mit einer Reise in Etappen vergleichen: Stetig vorwärts gerichtet, jedoch mit Umwegen - und einem unbekannten (Etappen-)Ziel. Wann eine Etappe beendet ist, erkennt man frühestens kurz vor dem Ziel - so, wie der Schritt von der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft durch mechanische Maschinen eingeläutet wurde, so hat der erste PC eine Informationsgesellschaft eingeläutet. Trotz der unbekannten Etappenziele möchte ich hier eine kleine Prognose wagen.

Kurz nachdem eine solche Etappe geschafft wurde, kommen Fragen auf: "Und was ist mit den Menschen?" Als die Industrialisierung fast beendet wurde, war dies die Frage nach ungerechter Machtverteilung und "unmenschlicher" Arbeit. Jetzt, im Informationszeitalter, ist es die Frage nach der Ersetzbarkeit des Menschen: Roboter übernehmen immer mehr die Aufgaben von Menschen. Diese Entwicklung schlägt sich auch in der Bevölkerungszahl nieder: Entwicklungsländer können eine durch Versorgungsknappheit gesetzte Schwelle nicht überschreiten. Sobald sie zu Industrienationen aufsteigen, explodiert die Bevölkerung dort. Währenddessen entwickeln sich die alten Industrienationen zu Informationsgesellschaften, wo die Bevölkerungsgröße dann gemächlich auf ein minimales Niveau herabsinkt.

Das Schrumpfen der Bevölkerung hat mehrere Gründe: Zum einen ist die soziale Notwendigkeit, viele Kinder als Altersabsicherung zu haben, nicht mehr akut. Zum anderen herrscht eine akute Knappheit an allem, vor allem jedoch eine natürliche Knappheit an Ressourcen, und eine künstliche Knappheit an Arbeit - je weniger Arbeitskräfte existieren, desto mehr Roboter werden benötigt, desto weniger Personen finden Arbeit. Die wirtschaftliche Situation führt indirekt also auch zur Kleinstbevölkerung, bis sich der Mensch - in gewisser Weise - selbst wegrationalisiert hat. Der Schritt zur Minimalgesellschaft ist geschafft.

Wegrationalisiert, oder besser: Wegevolutioniert. Nach dem Prinzip "Survival of the fittest" überleben nur die intelligentesten Bewohner der Minimalgesellschaft. Und an dieser Stelle endet das "Zukunftsmodell: Mensch" - der nächste Schritt ist eine Wiederholung der Geschichte: Eine Gesellschaft steht am Rande der Vernichtung. Aus dieser Gesellschaft bildet sich eine höhere Lebensform heraus - und der Rest verschwindet in den Geschichtsbüchern des neuen Zukunftsmodells... Und hier bricht eine neue, große Etappe an, die weiter ins Ungewisse führt. Oder besser: wieder ins Ungewisse?

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Kommentare zu diesem Text


 Mootz (07.02.08)
Ja das thema kommt mir bekannt vor. du hast es wohl irgendwie nüchterner und realistischer betrachtet während ich noch nicht übers philosofieren rausgekommen bin.

dass wir uns selbst "wegevolutionieren" darüber hab ich mir auch schon gedanken gemacht. das ist die richtung in die wir gehen, bewusst oder unbewusst. damit die erde wieder richten kann was wir verbockt haben. das wird vielleicht die wichtigste etappe in unserer evolution werden.

aber vielleicht haben wir bis dorthin bereits den mars bevölkert. starten einen neuen versuch auf einem anderen planeten oder was den restlichen superintelligenten menschen dann noch einfällt... aber ich philosofiere schon wieder. :)

danke für diesen weiteren denkanstoß!
lg mela

 ian_grey meinte dazu am 08.02.08:
...der im übrigen von Dir angestoßen wurde. Und so schließt sich der Kreis ;)

Philosophieren mit F zu schreiben ist übrigens ein Verbrechen ^^

Gruß, TF
Zementente (19)
(23.03.08)
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