Ich habe ECHT

Innerer Monolog

von  Judas

Ich weiß nicht, was die Welt eigentlich von mir will. Sie dreht sich recht monoton in der Leere und ist dann und wann der Meinung, mir einen Arschtritt in mein Leben verpassen zu müssen.

Ich bin entrückt. Ich laufe nicht mit in den Bahnen der Dinge um mich herum, die Bahnen, welche die Welt bestimmt. Das Hin und Her kleiner, mal mehr mal weniger faszinierender Schicksale.
„Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom!“ Toller Slogan. Er wird dann und wann gebrüllt von 14-jährigen Mädchen, die einen Pali aus dem Orsay tragen.
Jo, denk ich dann. Ich geh mal angeln.
Ich laufe am Ufer lang. Es gibt dann und wann mal wen, der da auch ist, auf der anderen Seite, also am Ufer, nicht im Strom.
Aber ich habe ECHT keinen Bock, durch’s Wasser und diesen ganzen Menschensumpf mit ihren total unwichtigen und banalen Schicksalen zu schwimmen. Hey, das interessiert mich einfach nicht!
Ich werf’ dann und wann einen Blick aus dem Fenster. Da lief eine Gitarre vorbei. Ein Taxi-Fahrer. Ein Typ ganz in Schwarz. Aber wohl keiner von ’ner Trauerfeier. So sah er dann auch wieder nicht aus. Und die Sonne. Ein alter Mann. Ich stelle mir den Tod immer als alten Kavalier vor. Zwar schon mit weißen Haaren und Falten im Gesicht, aber noch genau wissend, was er will. Ich glaub, der Tod ist schwer in Ordnung. Das wäre mal jemand, wo es mich wirklich reizen würde, mit ihm Kaffee zu trinken, dann und wann.
Ich wäre sehr gerne normal. Zumindest normal genug, um behaupten zu können, anders zu sein. Also auf diese Art und Weise wie das viele Normale behaupten, wenn sie sagen, ich bin ein Freak oder ich bin krank oder ich bin kompliziert oder ich bin eben anders. Das sagen in letzter Zeit Leute von sich. Und sie sagen’s nur, weil sie genau wissen, irgendwann vielleicht ein bisschen, dass sie ECHT normal sind. Dass sie ECHT sind. Vielleicht. Irgendwann eben.

Ich bin schief. Ich sehe immer alles auf eine krumme Art und Weise und dahinter. Es macht mich nicht glücklich, dass die Sonne scheint und ein mir lieber Mensch mit mir redet. Aber es macht mich glücklich, dass ich mehrere, zum Teil recht bedeutsame Spezialkringel auf meinem T-Shirt habe. Es macht mich nicht glücklich, zu wissen, dass mich jemand liebt. Aber es macht mich glücklich, zu wissen, was Ista quidem vis est heißt. Ich bin nicht zufrieden damit, dass mich niemand gefragt hat, ob ich überhaupt auf dieser Welt sein will. Aber ich bin zufrieden mit meiner Situation im Regen. Ich bin nicht zufrieden damit, dass ich Menschen um mich herum beeindrucke. Aber ich bin zufrieden mit meinem Musikgeschmack. Der ist nämlich ziemlich gut.
Und ich bin nicht stolz. Worauf denn auch. Und ohne auf etwas stolz zu sein bringen mir Egozentrik, Egoismus, Glück und Zufriedenheit überhaupt nichts.

Es gibt da nur eines, worauf ich stolz bin.
Ich habe ECHT graue Augen.


Anmerkung von Judas:

Hab' ich übrigens echt.

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Kommentare zu diesem Text

Brunnenfrosch (34)
(11.02.08)
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 Judas meinte dazu am 11.02.08:
Ich danke dir, liebe Carina. Ich glaube, ich bin wieder zurück ;) Ich habe halt viele Gedanken und äußere daher nicht immer die richtigen...
Und zu den grauen Augen: Ja, sehr selten - und deshalb bin ich auch stolz auf sie.

 Egozentrikerin (12.02.08)
Tja, also ich sag mal so...dieser Text stammt eindeutig aus deiner Feder, das bist du wie leibst und lebst...klingt n bisschen so als hättest du mit dem ganzen Kram der dich z.Zt. ein wneig belastet wohl deinen Frieden gefunden...klingt eben so wie du immer sagst dass es dir ginge*g* Ich hoffe wir verstehen uns...*g*
Liebe Grüße von...ach...wisst scho*g*

 Judas antwortete darauf am 12.02.08:
Aye - ich hab wieder zu mir selbst gefunden - also alle Klarheiten beseitigt ;)
Symphonie (73)
(13.02.08)
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Eisbär (28)
(27.02.08)
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 Judas schrieb daraufhin am 27.02.08:
Ich mir auch. Und du mir ebenso.
- Jue

 Untergänger (09.06.08)
/spam an
yeah!

Katz und Goldt rocken halt gell? - (hast du das spezialkringel-t-shirt wirklich?)
/Spam aus

man muss dir lassen, dass du auf deine ganz eigene art und weise berühren kannst - mich zumindest ;)

MÖMMEL,
ALFONS

 Judas äußerte darauf am 10.06.08:
[offtopic]Natürlich habe ich das. In schwarz mit gelben Spezialkringeln. Habe auch noch zwei andere - "Der fette Vogel bricht den Ast" und "Gelangen diese Dinge in meinen Magen, dann sterbe ich".[/offtopic]

Dann lass es mir, ich werde damit auch nicht aufhören!

Schön, dass du mich mal wieder besucht hast.
- Jue
shadowhunter (28)
(20.06.08)
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 Judas ergänzte dazu am 21.06.08:
Es ehrt mich.
Danke.
mbkreativ (61)
(27.06.08)
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 Judas meinte dazu am 27.06.08:
Danke für's Lesen und drauf aufmerksam machen :) *auf privaten Kommentar deut*

 m.o.bryé (14.07.08)
danke für diesen text, der mir so aus der seele spricht..ob du das jetzt hauptsächlich gemeint hast, weiß ich natürlich nicht, aber es ist so eine erlösung, diese kommentare zu den meisterpunkkindern und den specialfreaks zu lesen. versuche schon die ganze zeit, diese halbangewiderte kritik irgendwie in einem text unterzukriegen und scheitere seit anbeginn. wenn ich jetzt wieder den frust kriege deswegen muss ich keine chipstüte aufreißen sondern setz mich einfach wieder hier vor diesen text.

gut, eig wenig konstruktives bisher, mehr selbstpräsentation, aber verzeihung...finde den monolog klasse, zusammen mit der anmerkung kommt da irgendwie noch kindlich überrascht erstaunte trotzige ehrlichkeit rüber.

lg,Lena

 Judas meinte dazu am 16.07.08:
Dankeschön. Gern geschehen :)
Saphira (52)
(20.08.08)
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 Unbegabt (12.09.08)
das ist gut.
von anfang bis ende.
Chino (32)
(16.09.08)
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 Judas meinte dazu am 16.09.08:
Dankeschön. Ich freue mich latürnich über jeden Besuch.

- Jue
Kristof (39)
(04.02.10)
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 Judas meinte dazu am 05.02.10:
Dankesehr. Und... wo käme ich denn ohne eine große Tüte Selbstbewusstsein hin? Wahrscheinlich nicht sehr weit.

 RomanTikker (31.05.11)
Als ich mir diesen Text vor Jaaaahren zum ersten Mal zu Gemüte führte, muss ich irgendwie gepennt haben. Oder ich war schwimmen.

"Da lief eine Gitarre vorbei", hab ich gelesen, haha. Fand ich gut, auch wenn's nicht da steht. Spezialkringel kenne ich - die hatte meine Oma in der Keksdose, die so schön schepperte, wenn man den Deckel schloss. Lecker.

Gerne wach gelesen!

Trockenen Grußes: Roman undsoweiter

 Judas meinte dazu am 01.02.16:
Übrigens Renan:
ich hab's getan, ich hab's geändert, da läuft jetzt wirklich eine Gitarre vorbei :)

 Dieter Wal (08.02.13)
"Ich wäre sehr gerne normal. Zumindest normal genug, um behaupten zu können, anders zu sein. Also auf diese Art und Weise wie das viele Normale behaupten, wenn sie sagen, ich bin ein Freak oder ich bin krank oder ich bin kompliziert oder ich bin eben anders."

Hab blaue Augen und bin auch nicht normal. Leider. Der Therapeut sagte es nicht, aber fand mich unheilbar. Er guckte immer so komisch, wenn ich einmal die Woche bei ihm aufschlug. Hatte der keinen Bock auf Psychos? Undankbar geht die Welt zugrunde. Echt, Mann!
ChrisJ. (44)
(26.06.13)
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 Judas meinte dazu am 26.06.13:
Der Text ist sehr alt aber zählt immer noch zu meinen Favoriten, u.a. wegen den von dir genannten Gründen.

Grüne Augen sind auch toll! Immer.
KoKa_halt (44)
(17.08.13)
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 Judas meinte dazu am 17.08.13:
Ja dir glaub ich auch :D
ues (34)
(10.09.14)
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 Judas meinte dazu am 10.09.14:
Danke! Der Text ist von 2008, hat also schon zwei Bärte, ich mag ihn trotzdem immer noch sehr, denn, wie du schon sagtest, er ist nicht normal.

Zwei Grüße zurück!
Sora (23)
(21.08.15)
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 Judas meinte dazu am 21.08.15:
Ähm gern geschehen? :)

 Sternenpferd (17.11.16)
das ist soooo g.eil geschrieben und die bilder beim lesen...klasse !

Da lief eine Gitarre vorbei.
:D

*weiterstöber*

gruß m.

 princess (15.02.18)
Hallo Judas,

schon beim ersten Absatz denke ich mir: "Ja! Eine verwandte Seele, hurra!"

Was soll ich sagen? Es macht einfach Spaß, durch diesen Text zu hüpfen, von den toten Fischen über die Gitarre, den Tod und die Spezialkringel bis hin zu den grauen Augen. Lebendig geht's hier zu, auf spezielle Weise munter, ECHT halt!

Und was heißt schon: "Der Text ist zwar von 2008, aber ..."? Es gibt Menschen, die haben 1608 geschrieben und werden immer noch gelesen. Da hast du noch jede Menge Karrierechancen vor dir! ECHT!

Liebe Grüße
Ira

 Judas meinte dazu am 15.02.18:
Da magst du Recht haben ;)
Naja was heißt schon "er ist von 2008", ich bin ja jetzt durchaus 10 Jahre älter und würde diesen Text vielleicht heute nicht mehr genau so schreiben. Aber ich mag ihn immer noch. Danke für deinen Besuch bei diesem Text!
bbx (68)
(08.11.18)
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 drmdswrt (06.01.19)
Ich glaube, den habe ich noch nie gelesen. Hätte ich aber mal tun sollen in den letzten knapp 11 Jahren. Ich entdecke Lehrreiches darin. Über mich. Spannende Gedanken, die ich jetzt mehr als 1 Mal gelesen habe. Und versuche, auch mal über »Ich habe echt« nachzudenken.
cannon_foder (50)
(09.06.19)
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 Dieter_Rotmund (22.01.20)
Was ist ein "Pali"?

(Bevor jemand nölt "Googel's doch!" - ich habe es gegoogelt, aber ein Kleidungsstück der Firma "Orsay" war nicht dabei)

 FrankReich meinte dazu am 16.10.20:
Boah Dieter, so langsam glaub ich ja nicht mehr, dass Du als Journalist was taugst, mein 1. Googleversuch führte mich zu Halstuch, einen Moment später hatte ich auch schon herausgefunden, dass es sich dabei um die Abkürzung von Palästinenserhalstuch handelt. Mal ehrlich, was stimmt mit Dir nicht? 😂
Ciao, Frank

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 17.10.20:
Boah, da liegt ja gerade der Hase im Pfeffer. Ich schreibe keine Texte, in den man ständig Begriffe googeln muss, um den Text überhaupt verstehen zu können. Was keine Beanstandung an Judas' Werk sein soll, das ja als "innerer Monolog" gekennzeichnet ist. Also eigentlich nur von ihn für ihn geschrieben.

Fragen nach Begriffen im Text sind inzwischen verpönt? Macht man nicht mehr? Weil Google weise und unfehlbar ist?

 FrankReich meinte dazu am 17.10.20:
Recherche erfordert Konzentration, Dieter, und die scheint Dir abzugehen, z. B. steckt hinter dem Nutzernamen Judas eine Autorin und Texte, egal ob gelesen oder geschrieben, für ein Fachpublikum oder den ONV, Eigenbedarf oder die Öffentlichkeit, bedürfen einer Überprüfung, Google erleichtert Dir diese Arbeit lediglich und nein, natürlich ist Google nicht das Non-Plus-Ultra, Fragen sind auch weiterhin legitim, aber Du sagtest doch selbst, Du hättest gegoogelt. Wieso bin ich unverzüglich zu einem Ergebnis gekommen, Du hingegen nicht? Warum hast Du es nötig, Autoren auf ihrer Seite zu provozieren, um an Infos zu kommen, über die Du buchstäblich stolperst? Weshalb sind für Dich Grammatik, Orthographie und Interpunktion wichtiger als das Wesentliche, nämlich Kreativität, Originalität, Bewusstseinsvermittlung, etc.? Fragen über Fragen, vielleicht solltest Du Dich erst einmal damit auseinandersetzen, anstatt hier die Dauernervensäge zu spielen. Mir brauchst Du die Frage nicht zu beantworten, aber stell sie Dir doch einmal selbst, Dieter. Also auf ein Neues: Was stimmt mit Dir nicht?
Ciao, Frank

Antwort geändert am 17.10.2020 um 21:09 Uhr

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 18.10.20:
Kreativität und Originalität sind ja schön und gut, aber man muss erst sein Handwerk verstehen, bevor man in diese Höhen vorstoßen kann. Grammatik, Orthographie und Interpunktion sind das Fundament, auf dem gute Texte stehen. In meiner konstruktiven Kritik weise ich oft auf die entsprechenden Unzulänglichkeiten hin. Leider gibt es dazu auf kV oft Anlaß. Wenn sich die Autoren dadurch tatsächlich provoziert fühlen (durch Kritik am Text !), sollten sich diese Autoren mal fragen, warum sie so aufgebracht sind.

@Judas: Sorry, das diese Diskussion quasi auf dem Rücken Deines Monologs ausgetragen wird.

Antwort geändert am 18.10.2020 um 10:30 Uhr

 Thomas-Wiefelhaus meinte dazu am 18.10.20:
Sorry Dieter Rotmund! Muss dir widersprechen! Eine schlechte Orthographie würde dem Text weniger schaden, als ein Mangel an Kreativität.
Und deine Kritik ist eben sehr oft nicht konstruktiv und betrifft oft nicht den Text, sondern den Autoren oder gar sein Themenwahl!
Nimm mal konstruktive Kritik an! Auch wenn es dir schwer fällt!

 FrankReich meinte dazu am 18.10.20:
Unsinn, Dieter, 'man muss' ist doch in diesem Zusammenhang die totale Vollhonkfloskel und für den Rest gibt es Lektoren, die allerdings lassen ihr 'Handwerk' nicht aus dem Hosenschlitz hängen.
Dein letzter Satz ist übrigens völlig aus dem Kontext gerissen, Du weichst aus, wo Du nur kannst, auch deshalb ist sie keine rhetorische, hier also noch einmal zu meiner Frage: "Was zum Henker stimmt mit Dir nicht, Dieter?"
Diesmal will ich es aber wissen. 😂😂
Ciao, Frank
P.S.: @Judas: Du hast tatsächlich ECHT, ein Piranha allerdings begreift das nicht so recht.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 18.10.20:
@Thomas-Wiefelhaus:

Gerne.
Bitte hier kommentieren:

https://www.keinverlag.de/teamkolumne.php?kid=7

 Thomas-Wiefelhaus meinte dazu am 18.10.20:
@dieter_rotmund

Vielleicht später!
Und du verstehst offenbar Aussagen gerne anders, als sie gemeint sind! Finde ich aber auch irgendwie interessant!

 Judas meinte dazu am 18.10.20:
Haha was is'n hier los :D

 FrankReich meinte dazu am 20.10.20:
👍

 Thomas-Wiefelhaus (18.10.20)
Sehr guter Schreib-Stil! Aber mit dem Inhalt bin ich nicht vollständig einverstanden!

Bekannter Spruch: wir stehen nicht im Stau, wir sind der Stau!
Analog: Du gehst nicht am Menschensumpf vorbei, du bist der ...!

Flüsse sind keine Sümpfe, sie fließen! Und sie haben Gefühle!

Kommentar geändert am 18.10.2020 um 11:10 Uhr

 FrankReich meinte dazu am 18.10.20:
Wahrnehmung

Es sprach zum Monolog der Dialog:
"Als ich rechts eben um die Ecke bog,
traf ich auf Dich, ganz ungelogen.",
doch war der längst links abgebogen.

 Judas meinte dazu am 20.10.20:
Ich war jung und brauchte das Geld.

 FrankReich meinte dazu am 20.10.20:
😂😂
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