Gleichzeitig

Innerer Monolog zum Thema Wahrnehmung

von  DanceWith1Life

Die Wahrnehmung ist ein echter Escher, sie wissen was ich meine.
Ich finde gut, wenn ich etwas so beschreiben kann, wie es ist, nicht wahr.
Das genügt als  Charakteristik für das Denken.
Eigentlich.
Die Malerei nannte das, ach, ich bring das immer durcheinander, denn sehen sie, wenn ein Maler ein Bild malt, so wie er es sieht, ist es dann etwa nicht, so wie es ist?
Manchmal werden wir dann sogar als Zuhörer oder Leser zum Betrachter und nennen einen Text düster oder dunkel oder depressiv oder gar verworren.
Ich finde bestimmte Worte passend, bestimmte Ausdrucksweisen gelungen, oder gar treffend.
Nicht etwa, "das entspricht meiner Sichtweise".
Nein ich sage, das ist gelungen.
Ich schwimme in diesem Boot, also eigentlich müsste da rudern stehen, aber dazu später, gegen eine Vielzahl von andersartiger Auffassung.
Baue Körnchen um Körnchen eine Sandburg, und hier müsste der passende Begriff für eine "erahnte Wahrheit" stehen.
Was wäre das denn, also eine Wahrheit, von der man annimmt, sie sei gültig, jenseits der subjektiven Wahrnehmung.
Das wäre eine objektive Wahrheit, wieso dann annehmen, wieso weiss das nicht jeder?
Weil es jeder subjektiv anders wahrnimmt, so die Annahme.
Also die Wahrheit, von der jeder annimmt, sie sei so wie sie ist, und dann jeder auf seine Art wahrnimmt, wie sie für ihn richtig, soll heißen wahr ist.
Das ist ein enormer Spielraum.
Wir entwickeln uns aber noch.
Das heißt wiederum, dass ich, wenn ich mit 15 etwas toll finde, es sein kann, dass mich dasselbe mit 39 langweilt.
Und beides ist wahr.
Für mich.
Das gilt auch für Texte.
Eine düstere Beschreibung einer düsteren Welt langweilt mich aber mit 39 um so mehr, weil ich davon schon viel zu viel gesehen habe und pubertäre Fantasien finde ich grausig, weil ich das bereits hinter mir habe.
Das brachte den Spruch auf die Platte, trau keinem über 30, oder etwa nicht.
Die Erde ist also immer noch eine Scheibe, also nicht wissenschaftlich, nein umgangssprachlich, also real, wortreal, sprach und denkrealistisch.
Und das ist wiederum eigentlich zu platt.
Dieselbe platte Summe von Annahmen kümmert sich in der "realen" Welt, also in der wirklichen Wirklichkeit, so wie man sie uns seit Kindesbeinen an verklickert hat, also als Gegensatz zu all unseren "kindlichen Annahmen" damals hießen sie noch Fantasien oder Träume, um unser Bemühen unser Leben zu meistern, und spricht dann später, wenn Dichter und Denker einfache Wahrheiten über ein Kind verinnerlicht nach außen tragen, von gesprochener Wahrheit, das verwirrt ein bisschen, aber nicht viel, denn wie wir alle wissen wohnt in jedem von uns ein Kind, dessen Recht auf Leben sogar versucht wurde, gesetzlich zu schützen, und man sagte, die Würde des Menschen ist unantastbar.
In der wirklichen Welt.
Dieselbe Welt, die mehr Gesetze braucht, um finanzielle Interessen zu vertreten, Nein, nicht etwa weil Kinder so gut geschützt sind.
Nur wegen der Interessen.
Und was sagt die Annahme der Wahrheit in den Zeilen der Dichter, die dieses unantastbare Kind vertreten sollen, in der wirklichen Welt dazu?
Sie nennt die Welt düster, oder gar das Leben ist hart, manchmal grausam.
Und gleichzeitig sucht sie Mittel und Wege, ihre geschriebenen Annahmen über die Wahrheit besser verkaufen zu können, denn sie muss ja leben in dieser wirklichen Welt.
So viel zum Stand der Wahrheit in der Welt, und vergessen sie nicht, dass alles was diese Welt zu irgendeinem Thema äussert, auf diesem Hintergrund basiert und auf ihn aufbaut.
Die Wahrnehmung ist ein echter Escher, finden sie nicht.
Und jetzt reden wir vielleicht ein bisschen über die Welt.
Wenn also Einer aus seiner Wahrnehmung heraus betrachtet gegen eine für ihn offensichtliche Ungerechtigkeit kämpft.
Und die Erde sich weiterdreht.
Also nicht nur äusserlich, das erinnert an ein Kaleidoskop nicht wahr.
Das halten wir ohne es zu bemerken vor unser Denken, und es dreht und wendet sich, unmerklich.
Und wenn es dunkel ist sieht man gar nichts.
Aber man hofft auf dieses Licht am Ende des Tunnels.
Und man hofft sogar, dass dieses Licht etwas sichtbar werden lässt, das, wenn man es sehen könnte, die ganze Situation, die vorher nur noch eine dicke unerträgliche Suppe von ungerechten Einwirkungen gegen meine Absichten war, zu etwas schmackhaften wird.
Und man redet von einem Plan, einem göttlichen Plan, der all den widersinnigen menschlichen Unzulänglichkeiten die fehlende Note gibt.
Das ganze Stück wartet quasi auf diese Note.
Also musikalisch betrachtet.
Aber der nächste Tag beginnt.
Und er weiss von all dem Nichts.
Die Krähe, die ihre sanfte Flipflap meinen Blicken der Sonne entgegen taumelt.
Der Ruf, den sie plötzlich in den sie umgebenden Raum entsendet, mir unsichtbaren Genossen, oder bleiben wir überparteilich, unsichtbaren Gefährten zuruft.
Getragen von ihrem Wunsch dorthin zu fliegen.
Sie weiss nicht, wie sehr ich mit meinem Schicksal hadere und dennoch berührt sie ein Ohr in mir, dessen Resonanzkörper eine Welt wiedererkennend plötzlich mitschwingt, das mir vorher verschlossen war.
Und der Maler meiner Wahrnehmung zeichnet plötzlich ein Tier, das vorher unsichtbar war. Aus wenigen Strichen, ein paar kleinen Veränderungen.
Mitten ins vorher unerträgliche Gewebe des Bilds.


Anmerkung von DanceWith1Life:

Bitte vorsichtig auf die Aussenseite der Worte legen und einziehen lassen. Zu Nebenwirkungen und Denkverlust fragen sie bitte einen arbeitslosen Philosophen.

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