Wetteränderung ganz konkret in Südfrankreich

Bericht zum Thema Wetter

von  Ganna

Neben der wundervollen Landschaft und dem abenteuerlichen Lebensstil, den man hier führen kann, hat mich an dieser Gegend besonders das Wetter gereizt. Es schien vor allem einem Prinzip zu folgen, gleich wie es ist, es ist fast immer extrem und selten mittelmäßig, verhalten oder sanftmütig. Die Sommer sind heiß und trocken, so dass der lehmige Boden die Härte eines guten Beton annimmt, auf dem sich neben den tiefwurzelnden Pflanzen noch ein paar halbverdorrte Disteln oder Brombeeren halten. Der Wind weht häufig heftig und verursacht dabei eine große Lautstärke, die einem nach Tagen sehr lästig werden kann.
    Trotz dieser Widrigkeiten und Dank der Subventionen der EU, können hier Bauern überleben, die Kühe des Fleisches wegen halten oder Schafe und Ziegen und wohlschmeckenden Käse herstellen. Weinfelder prägen schon seit Ewigkeiten die Landschaft und sind auch heute noch sehr verbreitet, obwohl sich der Wein immer schlechter verkauft.

    Pünktlich zur Weinernte begann es früher zu regnen, was weder die Weinbauern noch die Erntearbeiter freute. Es regnete fein nieselig, oft kräftig pladdernd und sehr oft wie aus Eimern und Wannen schüttend. Wenn sich dazu der Himmel aufgetan hatte, legte sich ein grauer Wasserschleier vors Gesicht und alles rann und floss auch dort, wo niemals vorher ein Wasserlauf zu ahnen war. Dann stiegen die Bäche und Flüsse an, füllten sich randvoll, liefen über, überschwemmten Brücken, Strassen und führten alles mit sich, was ihnen im Weg stand oder lag, von totem Holz, abgestorbenen Bäumen, Autos und Wohnwägen. Strom und Telefon fielen aus und die Strassen waren wegen Überschwemmung nicht oder nur teilweise benutzbar. Die Leute, die hier leben, waren daran gewöhnt und wussten, dass das Wasser auch wieder sinkt und das Leben danach ganz normal weitergeht. Solche kleinen Hochwässerchen gab es jährlich etliche, vielleicht zehn.
    Alle paar Jahre schneite es und dann richtig. Dicke Flocken fielen bis die Landschaft unter einer meterdicken Schneedecke lag. Räumfahrzeuge gibt es hier nicht. Schule, Strom, Telefon und das Bäckerauto fielen aus, die Leute schaufelten sich kleine Wege zum Nachbarn und fragten, ob dieser das Nötigste hat. Dann brachen unter der Schneelast alte Dächer zusammen, manchmal unglücklicherweise auch schlecht gebaute Ställe. Wenn der Schnee wieder taute, ging das normale Leben weiter.
    Immer wieder, wenn auch nicht so häufig, gab es wirkliche Katastrophen, dann wurden schon mal ganze Weinfelder weggespült, mal auch ein Haus oder ein Friedhof, wie einmal vor etlichen Jahren in Rennes les Bains. Da konnten die Einwohner, die aus ihren höher gelegenen Häusern hinausschauten, so manch lieben Dahingegangenen an sich vorbeischwimmen sehen.
    Von Oktober bis April, manchmal auch bis in den Mai hinein, konnte sich alles vollsaugen, auffüllen, anreichern, unterirdische Wasserreservoire genauso wie der schwere Lehmboden, der sich in dieser Zeit natürlich nicht bearbeiten ließ. Sicher, es gab auch schöne Tage zwischendurch, auch ganze Wochen, wo es warm und angenehm war, aber es regnete, regnete und regnete, dass es eine Freude war.

Heute ist es von Oktober bis April warm und angenehm, die Leute, die ihre Lebensmittel im Supermarkt kaufen sind zufrieden, doch alles trocknet aus, Tiere finden keine Nahrung mehr, Bäume sterben ab. Manchmal regnet es noch, doch viel zu selten, viel zu wenig.

Ende Februar ertönt bei uns der Dorffunk: Bei Androhung einer Strafe von 3000€ ist es verboten, das Auto zu waschen, den Rasen zu sprengen oder den Garten zu gießen.

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Kommentare zu diesem Text

Francisco_Wilando (54)
(02.03.08)
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 Ganna meinte dazu am 03.03.08:
Ich habe beschrieben, was ich hier erlebt habe und heute erlebe. Vor fast zwanzig Jahren noch, ertrank die Landschaft wärend der Regenzeit. Von Jahr zu Jahr gab es weniger Regen und nun ist es so weit, dass alles austrocknet.
Den Quellbach, der an meinem Garten vorbeifliesst und dessen Wasser wir jahrelang tranken, nutzten wir von Dezember bis Juni. In diesem Jahr ist er das erste Mal völlig trocken. Alle kleinen Quellen sind inzwischen ausgetrocknet.
Die grösseren Bäche werden folgen.
Vielleicht läuft der Bach aus dem ich meinen Garten bewässere noch drei Jahre, vielleicht auch nicht, doch was kommt danach? Ich bin nicht die Einzige, die hier wohnt und nicht jeder hat Geld, um sich in einer anderen Gegend niederzulassen. Ich nehme auch an, dies hier ist nicht die einzige Gegend, in der es so aussieht.
Was sich Andere abends im Fernsehen als Katastrophenfilm anschauen haben wir hier in der Wirklichkeit. Wir werden eine Lösung finden, vielleicht.

LG Ganna
NachtSchwärmer (57)
(03.03.08)
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 Ganna antwortete darauf am 03.03.08:
Stimmt, die Sommer waren hier schon immer heiss und trocken und Pflanzen, Tiere und Menschen waren daran gewöhnt. Doch von Oktober bis April schoss Wasser auf die Erde und füllte alle Reservoire auf, so dass Flüsse, Quellen und Bäche das ganze Jahr oder wenigstens bis in den Sommer hinein laufen konnten und alle Lebewesen mit dem Nass versorgten.
Was nun, wenn es im Winter nicht mehr regnet? Dieser Landstrich wird zur Wüste und es sieht so aus, als ginge es schneller als gedacht. Dann gibt es hier keinen Tourismus mehr, keine Ziegen, keinen Käse, keine Gärten. Wovon sollen die Leute leben? Und was werden die machen, die kein Geld zum Auswandern haben?

LG Ganna
NachtSchwärmer (57) schrieb daraufhin am 03.03.08:
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 Ganna äußerte darauf am 03.03.08:
Liebe Ute,
ich weiss, woanders ist es nicht besser, nur anders oder
die Klimaveränderung hat noch grössere Ausmasse angenommen als hier,
wo ich lebe.
Ich schrieb nur über das, was ich hier mit eigenen Augen sehen kann.

Was meinst Du mit: "Wir müssen überall Lösungen finden für die Menschen, die direkt betroffen sind..."?

Wie sollte oder könnte eine Lösung aussehen?
Ich weiss eben keine Lösung, weder für mich, noch meine für Nachbarn, noch für die Tiere oder Bäume.

viele Grüsse auch Dir, Ganna
NachtSchwärmer (57) ergänzte dazu am 03.03.08:
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NachtSchwärmer (57) meinte dazu am 03.03.08:
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 Ganna meinte dazu am 04.03.08:
Das ist völlig richtig, natürlich werden wir Lösungen finden.
Umdenken wäre ja auch einen Lösung, oder ein Weg dahin.

Doch ich darf auch trauern, wenn ich den Thymian sterben sehe
und ich darf auch darüber schreiben.

Es freut mich, dass Du an mich glaubst, Danke.

Liebe Grüsse von Ganna
NachtSchwärmer (57) meinte dazu am 04.03.08:
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 Ganna meinte dazu am 05.03.08:
. . . und wenn Alle so weitermachen wie bisher, dann werden die Klimaveränderungen uns schliesslich nicht mehr leben lassen. Zuerst sterben die Bäume und dann folgen wir. Zuerst in einigen Gebieten der Erde, dann vielleicht überall.

LG Ganna
NachtSchwärmer (57) meinte dazu am 05.03.08:
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