Himmlische Spiele

Aphorismus zum Thema Sport

von  Hoehlenkind

Sport dient der Erhaltung des Krieges in Friedenszeiten.


Anmerkung von Hoehlenkind:

Die ersten vier Kommentare beziehen sich auf den Satz:
"Krieg ist die Fortsetzung des Sports mit anderen Mitteln." den ich zurückziehen muß, weil schon vorher jemand auf diesen Gedanken kam.

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (08.04.08)
Willst du sportlichen Wettstreit und Kräftemessen mit Krieg gleichsetzen?
Ist das nicht ein bisschen krass? Man könnte zwar sagen, dass Krieg ein Kräftemessen ist, aber das heißt doch nicht zwingend, dass jeder Wettstreit Krieg bedeutet. Das mag auf ein konkretes Beispiel zutreffen, hat deshalb aber doch keine Allgemeingültigkeit.

LG, Sabine
(Kommentar korrigiert am 08.04.2008)

 Hoehlenkind meinte dazu am 08.04.08:
Ich setze es ja nicht gleich. Sport und Krieg unterscheiden sich, unter anderem in den Mitteln. Deshalb hat Sport auch ein viel positiveres Image. Sie haben aber auch eine gewisse Ähnlichkeit im Denken und Fühlen, es dreht sich um Sieg und Niederlage, es geht darum, der größte, stärkste und beste zu sein. Als Individuum, Team und Nation. Ich sehe Sport als kulturelle Einrichtung, um auch in Friedenszeiten kriegerische Ideale aufrecht zu erhalten und gleichzeitig ihren kriegerischen Gehalt zu verdecken. Sport ist ein entschärfter Ersatzkrieg, eine friedliche Art und Weise Krieg zu führen, zugleich dient er aber auch der Erhaltung der Kriegsbereitschaft im Denken und Fühlen.

Die Konkurrenzwirtschaft hat übrigens eine ähnliche Funktion, man könnte es auch als eine unkörperliche Disziplin des Sports betrachten.

LG, Jobst
MarieM (55)
(08.04.08)
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 Hoehlenkind antwortete darauf am 10.04.08:
Na, das ist ja das übliche Klischee. Sport ist friedlich, weil man gegeneinander kämpfen kann, ohne sich umzubringen. Und wenn man sich dann doch umbringt, ist es eben kein Sport mehr, sondern Krieg oder Verbrechen. Doch ich glaube, daß der Frieden sowohl unter den Nationen, als auch unter Gruppen und Individuen, länger halten würde, wenn das Gegeneinander nicht kulturell gefördert würde.

Auch ich bewundere Menschen, die etwas gut können und dabei bis an ihre Grenzen gehen (über seine Grenzen zu gehen ist destruktiv). Und ich erfreue mich an dem, was mir alles möglich ist, daß meine Grenzen viel weiter sind als ich dachte. Aber bedarf es dazu des Sports? Bedarf es der Vergleichsmessung mit anderen ? Muß ich wissen, wieviele besser und wieviele schlechter sind ?

Wenn ich zB mit dem Fahrrad auch bei starkem Gegenwind den Zug noch erwische, ist das befriedigend genug, unabhängig davon, wieviele andere das auch könnten. Oder wenn ich mich beim Tanzen verausgabe, liegt die Freude im Tanzen selbst, im Miteinander mit den anderen Tanzenden und Zuschauenden, da muß ich keinen Wettbewerb gewinnen.

Sich zu bewegen, miteinander zu spielen, etwas zu können, es anderen zu zeigen und auch zu schauen, was andere können, sind natürliche Bedürfnisse. Der Sport als Teilkultur lebt davon und kanalisiert diese Bedürfnisse. Ähnlich wie die Religionen von der Spiritualität leben und sie kanalisieren, oder die Prostitution die Sexualität. Und so wie ich Sexualität nicht ablehne, wenn ich etwas gegen Prostitution habe, lehne ich auch diese Bedürfnisse nicht ab, wenn ich mich gegen Sport wende.

Hätte noch viel zu schreiben, aber bin müde.
Gute Nacht und liebe Grüße, Jobst
MarieM (55) schrieb daraufhin am 10.04.08:
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 Hoehlenkind äußerte darauf am 16.04.08:
Liebe Marie, auch von mir ist Gewinnen und Verlieren nicht verpönt. Es gibt Einiges, was es wert ist, darum zu kämpfen, um es zu gewinnen oder den Verlust zu verhindern. Ich mag es bloß nicht, wenn etwas so eingerichtet wird, daß man nicht für oder gegen eine Sache kämpft, sondern gegen andere Menschen. Daß andere verlieren müssen, wenn einer gewinnt.

Ich weiß, daß sich das nicht immer umgehen läßt. Doch ist es ein großer Unterschied, ob eine Gesellschaft das Gegeneinander fördert und fordert oder das Miteinander. Ob nur die Stärksten und Besten alles bekommen oder eher die Schwächeren gefördert werden. Ob die Unterschiede verstärkt oder ausgeglichen werden. Darin unterscheiden sich kriegerische und friedliche Kulturen. Spiel, Bewegung und Können gibt es in allen Kulturen, doch nur in kriegerischen Kulturen werden sie dem Konkurrenzprinzip untergeordnet, und das ist dann der Sport.

Um mich zu erkennen, muß ich mich nicht mit anderen messen, auch ohne Maßstab und direkten Vergleich kann ich sehen, WO meine Stärken und Schwächen sind und WO die Stärken und Schwächen von anderen sind. Wenn ich aber durch Wettkämpfe betonen muß, daß ich irgendwo besser als andere bin, zeigt das doch nur, daß mir etwas fehlt. Das Bedürfnis, sich mit anderen zu messen, ist ein anerzogenes, kulturelles. Weil man schon früh gemessen und als klein und schwach usw eingeordnet wurde, will man sich immer wieder messen, um zu zeigen wie groß und stark usw man jetzt ist. Die erlittene Ohnmacht kann den Wunsch nach Macht erzeugen, selbst Macht auszuüben oder einer zu einer mächtigen Mannschaft dazuzugehören.

Sie kann aber auch bewirken, daß der Kampf um eine bessere Position für aussichtlos oder ethisch unannehmbar gehalten wird. Gewinner kann es nur wenige geben, Verlierer aber viele. Dann wendet man sich mehr oder weniger von dieser Welt ab. Wenn es gut geht, sucht man ein anderes Leben mit anderen Spielregeln, wenn nicht, sind da eben noch die Drogen oder das Leben als Zuschauer vorm Fernseher. Immer wieder zum Verlierer abgestempelt zu werden, das ist es, was kaputt macht. Nicht die innere Stimme, die (Un)lust, die als zu überwindender "innerer Schweinehund" diffamiert wird.

Ich halte nichts von Selbstbeherrschung oder Selbstüberwindung. Dadurch mache ich mich doch zum Gehilfen fremder Herrschaftsinteressen und Erziehungsversuche gegen mich selbst. Wenn ich rational etwas will, wozu ich aber keine Lust hab, muß sich mein Wille mit meiner Unlust einigen. Meine Vernunft muß sich erstmal anhören und nachspüren, wieso die (Un)lust etwas dagegen hat, dann kann sie versuchen sie umzustimmen oder den Plan fallen lassen. Dieses Konzept der Selbsteinigkeit mag erstmal etwas umständlich und langwierig erscheinen, hat aber den Vorteil, daß nach vielen Einigungsprozessen die Uneinigkeiten zwischen Wille und Lust immer seltener werden. So halten mich viele Leute für diszipliniert, obwohl es etwas völlig anderes ist. Menschen, die hart gegen sich selbst sind, sind es auch meist gegenüber anderen.

Wenn ich hier Kritik an der gesellschaftlichen Funktion des Sports übe, heißt das nicht, daß ich etwas gegen Menschen habe, die am Sport ihre Freude finden. Genauso akzeptiere ich aber zum Beispiel auch Menschen, die sich an ihren Drogen erfreuen.

Sei gegrüßt trotz alledem, Jobst
Anima D. (39)
(08.04.08)
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 Hoehlenkind ergänzte dazu am 11.04.08:
Du hast insofern recht, als es gerade die Wettkämpfe sind, die ich beim Sport kritisiere. Allerdings reden die Leute auch kaum von Wettkämpfen, sondern eben vom Sport. Ich möchte ja auch ein wenig provozieren, indem ich das fast durchweg positive Bild des Sports in Frage stelle. Und viele Sportarten ohne Wettkämpfe gibt es wirklich nicht, und wenn dann eher am Rande der Aufmerksamkeit. LG, Jobst

 Didi.Costaire (08.04.08)
Lieber Jobst, als ich den Spruch las, hatte ich sofort das Gefühl, es handele sich um einen alten Hut. 1:1 bei Google eingegeben, fand ich zum Beispiel folgenden Auszug:
Amazon.de: Tödliche Konflikte: Fritz B. Simon: Bücher. Kriege sind nach Auffassung des Autors deshalb als Fortsetzung des Sports mit anderen Mitteln zu verstehen und...
Auch aus diesem Grund ist der Beitrag weniger gelungen. lg didi

 Hoehlenkind meinte dazu am 08.04.08:
Mit dem alten Hut hast du Recht, lieber Didi. Es ist ein Recyclingprodukt aus einem alten Hut von Clausewitz, leicht umgescheidert. Tut mir leid, daß ich nicht daran gedacht habe, nachzuforschen ob schon jemand anderes auf diesen Gedanken kam. Soviele waren es aber auch nicht, daß der Gedanke als alter Hut zu bezeichnen ist. Ohne Duplikate waren es gerade mal drei Vorkommen (Fritz B. Simon, Martin van Creveld und ein gewisser Mausewitz auf einer Ulkseite). Auch wenn ich keine Erst-Urheberschaft beanspruchen kann, find ich ihn inhaltlich diskussionswürdig. Deshalb streich ich ihn auch nicht einfach, sondern ersetze ihn durch eine garantiert googlesichere Eigenproduktion mit ähnlichem Inhalt und Sinn. LG ,Jobst

 Ganna (14.04.08)
Natürlich richtig, doch ist es mir so nicht differenziert genug.
Wettkampf oder Konkurrenz sind dem Leben eigen in diesem Universum.
Wir sehen es überall in der Natur, wenn wir hinschauen. So gehört diese Eigenschaft auch uns Menschen, mehr oder weniger ausgeprägt und sie kann durchaus nützliche Ziele haben.

Mir persönlich ist es völlig gleich, ob jemand schneller läuft oder weiter springt, doch ich kann mich sehr von zB. musikalischen Leistungen berühren lassen. Darf ich mich dann dagegen aussprechen, wenn jemand ein sportliches Ziel erreichen will?
Heute werden Kriege mit anderen Mitteln geführt, heute gewinnt nicht mehr der, der auf grössere körperliche Leistungen verweisen kann.
Was mich stört ist nicht der sportliche Wettkampf, sondern das Ungleichgewicht in der Gesellschaft, das die messbare Leistung lohnt und wichtige "Arbeit" nicht anerkennt, ja, nicht einmal als "Leistung" wahrnimmt. So bleibt es völlig unbemerkt und wird in keinster Weise honoriert, ob jemand seine Kinder mit Liebe und Aufmerksamkeit grosszieht oder sie vernachlässigt. In dieser Gesellschaft herrscht Gleichgültigkeit den wichtigen Dingen des Lebens gegenüber und das wirkt sich verheerend aus, dagegen ist es ziemlich unwichtig, ob jemand sein Glück darin sieht, irgendwo eine Metallplakette um den Hals gehängt zu bekommen.

LG Ganna

 Hoehlenkind meinte dazu am 15.04.08:
Die Gleichgültigkeit gegenüber eigentlich wichtigen Dingen hat doch auch etwas damit zu tun, daß andere, zB sportliche Ereignisse, als so furchtbar wichtig dargestellt werden. Die gesellschaftliche Funktion des Sports, das ist es doch, was ich kritisiere, nicht die Sportler und Sportsfreunde persönlich.

Die körperliche Leistungsfähigkeit halt ich auch nicht mehr für relevant in Kriegen. Aber das Denken und Fühlen in Freund- und Feindbildern und die Einordnung in Mannschaften sind Faktoren, die kriegerische Handlungen erst möglich machen und das Volk im Ernstfall mitspielen lassen.

LG Jobst
Lehmfigur (46)
(15.04.08)
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 Hoehlenkind meinte dazu am 15.04.08:
Schön, daß mich auch zu diesem Thema jemand versteht. Es dankt dir Jobst.
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