Zettellage

Bericht zum Thema Schreiben

von  Didi.Costaire

Geht es euch genauso? Überall liegen irgendwelche Papierschnipsel mit Ideen für neue Texte rum; fast täglich werden es mehr. Bei vielen habe ich das Gefühl, sie werden meinen Tisch so lange belagern, bis sie verschimmeln. Einfach wegwerfen mag ich sie trotzdem nicht.

Da ist zum Beispiel die Geschichte der beiden Baumarktangestellten, die davon träumen, bei „Wetten dass?“ aufzutreten. Dafür trainieren sie und werfen sich regelmäßig nach Feierabend gegenseitig Kloschüsseln zu. Drei Minuten lang, insgesamt fünfzig Würfe - im Schweiße ihrer Arbeitsklamotten. An diesem Abend kehrt der Chef überraschend in den Laden zurück...

Schon seit Monaten will ich recherchieren, wie weit man so eine Klosett wohl werfen könnte. Oder ob man lieber Pissoirs nimmt? Andere verbringen ihr halbes Leben im Baumarkt... ich glaube, da hab ich was verpasst.

Der Titel zu einer Serie steht bereits seit langem: „Kanzlerkandidat Beck – die neuen Felle“. Hmmm. Das wird wahrscheinlich der langweiligste Krimi aller Zeiten...

Etwas besser ist da schon das Gedicht vom Tippelbruder, der Nippelschwester und dem Hibbelkind. Gesamtumfang bisher: genau null Worte. Was sollen sie auch machen außer dribbeln, kippeln und schließlich abnibbeln? Pippeln wäre eigentlich ein süßes Wörtchen. Dafür. Schade, dass es bislang niemand benutzt. Die Story bekäme ein wenig mehr Würze...

Dann ist da noch dieser „2zeiler: 2 2tklassige 2brückener 2radfahrer 2feln. 2trangig!“ Seit Monaten warte ich auf einen Dopingskandal im saarländischen Radsport. Ich könnte auch die Geschichte eines Autoren aufzeichnen, der von Orthopädie null Ahnung hat und sich ausschließlich auf seine automatische Rechtschreibprüfung verlässt. So entsteht zum Bespiel die Story von zwei Verskäuferinnen auf Rollerblödes...

Wenn ich zu Geld komme – womit bloß? - kaufe ich mir ein paar Urheberrechte und schreibe etwas wie den in Terzinen gedichteten Krimi von der Muse, die sich schlussendlich als Dr. Mabuse entpuppt. Das Ganze produziere ich danach als professionelles Hörspiel, mit großem Orchester, tollen Sprechern und allem Pipapo. Selbstverständlich gibt es die akustischen Genüsse ebenfalls untertitelt, mit Texteinblendungen wie „(Spannende Musik), (Lüsternes Stöhnen)“ und so.

Zuerst schreibe ich vielleicht die Fabel vom langen Lurch und dem kackenden Reh. Nein, man muss ja wirklich nicht jeden Scheiß zu Papier bringen. Hier aber ist noch etwas: Pass. Tomaten, Wurst, Eier, Marg.

Natürlich! Die Margarine ist mir ausgegangen. Es ist eben doch nützlich, sich alles aufzuschreiben...

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Kommentare zu diesem Text


 Maya_Gähler (24.04.08)
Danke, dass du zur Erheiterung meines, bis jetzt doch eher ernsten und nachdenklichen, Morgens beigetragen hast :o)
Viele Grüsse,
Maya

 Didi.Costaire meinte dazu am 25.04.08:
Fein, wenn der Beitrag zu meiner eigenen Erheiterung genauso zu deiner beigetragen hat! lg, didi

 Vaga (24.04.08)
Und so verzettelt sich der Protagonist in der Inventur seiner semiverschlüsselten Kleinkunstwerke und verplempert möglicherweise kostbare Zeit mit konjunktivistischen Wunschvor- und Selbstunterstellungen . LG - Vaga.

 Didi.Costaire antwortete darauf am 25.04.08:
Eine Zeit immerwährender Verfügbarkeit von Gütern des täglichen Gebrauchs lädt zum ausgiebigen Plempern ein... jedenfalls diesen Protagonisten. Danke fürs Lesen und Kommentieren. lg didi
elvis1951 (59)
(24.04.08)
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 Didi.Costaire schrieb daraufhin am 25.04.08:
Zum Glück endet die Handlung hier nicht auf der Schlachtbank... danke für den lautstark beschriebenen Applaus! lg didi

 plotzn (24.04.08)
Was hast Du da nur wieder angezettelt, lieber Didi?! Hab mich köstlich amüsiert!
lg Stefan

 Didi.Costaire äußerte darauf am 25.04.08:
Lieber Stefan, ich musste einfach mal ein wenig Ordnung schaffen... lg didi

 Isaban (24.04.08)
Lass dir schnell ein Patent auf "pippeln" geben. Wobei mir das mit der Würze bei genauerem Assoziations-Check doch ein wenig anrüchig vorkommt.

Liebe Grüße,
Sabine

(P.S.: Früher hatte ich eine Zettelkiste, jetzt habe ich ein Lap. )

 Didi.Costaire ergänzte dazu am 25.04.08:
Oh, dabei sollte es geschmackvoll wirken. Ich werde an meiner Ausdrucksweise feilen.
Mit dem Lap in den Supermarkt? Das klingt etwas umständlich, aber vielleicht kauft man dadurch weniger unnützes Zeug? Ich weiß noch nicht, ob ich es selbst ausprobiere oder lieber eine Geschichte drüber schreibe...danke für die nette Idee. lg didi

 Emotionsbündel (16.05.10)
Lieber Dirk,
wer hätte das gedacht?
Hildesheim steckt immer wieder voller Überraschungen )

Ja, hier darf man sich noch dem Tippelbruder, der Nippelschwester und dem Hibbelkind sehr nahe fühlen, denn in Hildesheim gab es mal die Pippelsburg!
Einst gelegen an der Pappelallee, in der Nähe von Knüppelbrink und Fohlenkoppel, könnte sie sicherlich eine gepfefferte Geschichte der Pippelnden erzählen...
Heute trägt allerdings nur noch eine Straße diesen Namen, durch die ab und zu ein recht würziger
Wind weht

Zudem fühle ich mich seltsam berührt, wenn es um die Kloschüssel-weit-werfenden Baumarktangestellten geht oder um die Disziplin, das halbe Leben im Baumarkt oder möglicherweise generell auf dem Klosett oder vorm Pissoir zu verbringen

Hast du eigentlich die Fabel vom langen Lurch und dem kackenden Reh geschrieben?
Wenn der lange Lurch ähnlich blind ist wie sein Verwandter der Schwanzlurch, könnte
das etwas schrullig-schrilles-schaurig-schönes Fabelhaftes werden, frei nach der Geschichte

  Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte wer ihm auf den Kopf gemacht hat

Monsieur le Costaire,
dein Bericht hat mich auf amüsante Weise an meine Vorliebe von chaotisch geordneter bis
verworrener Zettellage erinnert und in mir amouröse Vorstellungen entfacht, mit Pipapo zwischen wichtiger Zettellage wie den Einkaufszetteln für Erotisches und Rama zu liegen :-**

Allerlieblichste Grüße,
Judith

 Didi.Costaire meinte dazu am 16.05.10:
Herzlichen Dank für deinen ausführlichen und erfrischenden Kommentar, liebe Judith!
Es ist spannend, mal wieder zu sehen, was ich so vor zwei Jahren verzapft habe und wie der eine oder andere Gedanke immer noch in mir lebt, obwohl ich mich eigentlich mit diesem Text davon freischreiben wollte. Die Fabel sollte ich wirklich mal angehen. Oder die Idee weiter arbeiten lassen... schaun mer mal.
Toll finde ich ja, was sich alles für gemeinsame Interessen und Erfahrungen herauskristallisieren. Abgesehen von den Abstechern in Politik und Sport passt ja alles irgendwie.
Das mit der Pippelsburg klingt ja total spannend. Wo ist sie denn hin?
Für den würzigen Geruch habe ich spontan drei Theorien: Entweder gibt es dort das Hildesheimer Leibgericht "Pippels-Burger" oder die Straße liegt nahe der städtischen Kloake oder die Hildesheimer waren mir voraus und hatten genau dort schon das Pippeln erfunden...
An der B 1 wird es wohl bald auch sehr würzig riechen, wenn dort erstmal eine Erlebnislatrine eröffnet ist. Tja, und man könnte vielleicht sogar Arbeitsplätze für Maulwürfe schaffen.
Ehrlich, dass dieser Bericht so viel Spannung und Amourösität beinhaltet, hätte ich selbst gar nicht mehr gewusst. Danke, dass du ihn noch mal zu Leben erweckt hast. :-***
Allerliebste Grüße, Dirk

 Emotionsbündel meinte dazu am 07.01.13:
Da o.g. Link nicht mehr aktiv ist, hier nun der Vollständigkeit halber ein neuer )*

 Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat

 Didi.Costaire meinte dazu am 08.01.13:
Wie dich zeichnet auch den kleinen Maulwurf eine liebenswerte Beharrlichkeit aus. *

 harzgebirgler (02.10.17)
vieles das bloß einfall blieb / selbst wohl der auf zettel schrieb / sogar alle naselang / dem einst "zettels traum" gelang! beste grüße aus goslar von henning

 Didi.Costaire meinte dazu am 02.10.17:
Oha, auf DIN A 3 zu schreiben,
das lasse ich doch lieber bleiben.

Danke für deine Worte und beste Grüße, Dirk
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