drei kurze Gedanken zu Sinn und Wert

Erörterung zum Thema Sinn/ Sinnlosigkeit

von  Ephemere

Vom Wert
Wer Werte braucht, um das Leben lebenswert zu finden, wer nicht in ihm selbst bereits einen Wert sieht - der hat innerlich schon zu sterben begonnen. Er hält sich mit seinen Werten lediglich vom Selbstmord ab: daher die hohe Opferbereitschaft, das Märtyrerglück unter Wertefanatikern.

Nur der Unversöhnte verlangt einen Sinn des Lebens
Dem gesunden Individuum wird die ganze Frage nach dem Sinn des Lebens unbegreiflich erscheinen. Es ist in der Welt, das Leben existiert - warum sollte man den Baum hinterfragen, der wächst, von diesem Planet, der uns beherbergt, diesem Kosmos eine Rechtfertigung verlangen? Nur die, die dem Leben gespalten, beleidigt, unversöhnlich gegenüberstehen, suchen eine Entschuldigung, zu leben.

Leben als Frage des Willens
Wer viel Stolz hat und präzise Ideen darüber, was Leben für ihn heißt, wird sich nicht um jeden Preis daran klammern. Ist das Unbeugsamkeit oder Borniertheit? Oder ist Unbeugsamkeit Borniertheit?


Anmerkung von Ephemere:

Skizzen für ein nie vollendetes Buch

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Kommentare zu diesem Text

scalidoro (58)
(25.04.08)
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 Ephemere meinte dazu am 25.04.08:
Danke für den Kommentar!
Leider sehr umständlich formuliert, ich bin nicht sicher, ob ich weiß, was Du meinst.

Eines ist gewiss: der Text selbst IST - paradoxer Weise - eine Wertfestlegung, insofern als dass die Existenz auf das Erlebbare reduziert wird und damit eine Abkehr vom konkreten Leben zu Gunsten jenseitiger, transzendenter, metaphysischer Wert(e)fragen als Verlust an Lebendigkeit gewertet wird. Allerdings klärt sich das Paradox, wenn man "Wert(e)" ergänzt um "...die nicht aus dem Leben bzw. im Leben selbst begründet sind". Auch hier bleibt natürlich die Position, dass das Leben eben nicht an Fragen metaphysischer oder moralischer Art (was fast immer das Gleiche ist) hängt. Insofern eine Position. Ein Wert. Aber wer will denn objektiv sein? Konsequente Objektivität führt nicht in die Weisheit (philo-sophie) sondern in die Paralyse...
scalidoro (58) antwortete darauf am 25.04.08:
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Anima D. (39)
(29.04.08)
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 Ephemere schrieb daraufhin am 29.04.08:
Danke für Deinen Kommentar. Ich denke allerdings, der Zusammenhang, wie ich ihn darstelle (diese Sichtweise kann man natürlich teilen oder nicht), ist offensichtlich: man fragt nur nach dem WERT von etwas, wenn man es ABSCHÄTZEN will...kaufen oder verkaufen...wissen, welche Mühe es lohne...das heißt im Falle des Lebens: wenn man ihm gegenüber bereits misstrauisch ist. Man fragt nur nach dem SINN von etwas, das einem fremd gegenüber steht, das man sich nicht erschießen kann, das für einem SELBST keinen "Sinn" ergibt...das heißt im Falle des Lebens: wenn man ihm als etwas Fremdem gegenübersteht.
In beiden Fällen bedeutet die Einstellung, vom eigenen Leben Sinn und Wert zu erwarten, dass es einem ohne diese nicht genug ist...vor allem bedeutet sie: das Leben soll eine tiefere, schwerere, würdevollere Dimension haben als es offensichtlich hat...eine insbesondere, die AUSSER ihm ist. Das ist meiner Meinung nach eine Undankbarkeit gegenüber dem Leben...eine Abwertung dessen, was direkt erlebbar ist.
Anima D. (39) äußerte darauf am 29.04.08:
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 Ephemere ergänzte dazu am 30.04.08:
Vermutlich ist der Aphorismus nicht so kompromisslos gemeint, wie er formuliert ist...man könnte das sonst als Arroganz missverstehen...der Reiz einer Zuspitzung liegt ja gerade darin, dass sie eine Sichtweise so auf die Spitze treibt, dass sich Diskussionen daran entzünden.
Jack (33)
(26.05.12)
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 Ephemere meinte dazu am 29.05.12:
Mir gefällt Deine weitere Zuspitzung, natürlich ist das die Essenz des Aphorismus' und der Rest drumherum "Beiwerk". Ich finde aber gerade in diesem "Beiwerk" die Ambiguität von "Wert" hübsch ironisch.

 Dieter_Rotmund (17.05.20)
Skizzen für ein nie vollendetes Buch

Nichts für ungut, aber das ist viellicht besser so?

 Ephemere meinte dazu am 17.05.20:
Nichts für ungut, aber Niveau ist keine Hautcreme.

Antwort geändert am 17.05.2020 um 20:07 Uhr

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 17.05.20:
...und Stil ist nicht das Ende eines Besens.

 Terminator meinte dazu am 22.03.24 um 01:54:
Mit der zusätzlichen Distinktion zwischen Lebensverneinung aus Ressentiment, Missratensein, Zukurzgekommensein, Neid usw. und dem Lebensekel aufgrund zu scharfen Verstandes, der zu leicht "das Leben" durchdringt, entlarvt, und dessen überdrüssig wird, sowie aufgrund inneren Adels und damit einhergehender Hochsensibilität, die zu Überdruss und Lebensekel führt, wäre es genug Stoff für ein Buch (ich stelle mir einen 100-seitigen Essay im Stil Montaignes und Ciorans vor). 

Transzendenz für Arme ist die Regression: Sehnsucht nach dem Gott-Vater (primitive Paradiesvorstellungen) bzw. dem Mutterschoss (Nirwana für Phantasielose). Der Vortreffliche entwickelt sich zum Übermenschen und transzendiert diese Welt bzw. dieses Leben in der Vollendung seines Lebensweges. 

Nur der Mittelmäßige hat kein Bedürfnis nach Transzendenz, die banale kreatürliche NPC-Existenz.
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