Ausfällige Gedanken

Kurzprosa zum Thema Abrechnung

von  franky

*

Ausfälllige Gedanken sind nur schwer zu bändigen.
Boshaft tickt die Uhr an der Wand hinter meinem Rücken.  Sie stochert in der nutzlosen Zeit.
Die abgescheuerte Fratze des Zifferblattes gähnt faul in den Raum. Es hätte keinen Sinn sie
mit einem Besenstiel herunter zu schlagen.
Das Unbehagen würde trotzdem weiter an mir hängen.
Ich bohre mit dem Kopf ein Loch durch das Hausdach, um nach dem Wetter zu sehen.
Bedeckter Himmel. Fruchtloser Regen fällt auf die abgemähte Erde. Ich schüttle den Dachstuhl
vom Hals, er beengt meine Atmung.

Arbeitslose Vogelscheuchen lungern auf den abgeernteten Feldern. Vögel und Kraut sind
eingebracht. Ich habe inzwischen ein paar Stunden unter meinem Bettzeug gesteckt, um
meinen Körper für den 26.11. 1969 zu reanimieren.
Schauderlich, mein Kopf dröhnt wie ein Nebelhorn. Gedanken fliegen fetzig, wie Morgendunst
herum, ohne jeden Zusammenhang. Das Frühstück war versalzen, die Laune ist versalzen,
das Badewasser ist versalzen. Der Briefträger bringt die Post: sie ist versalzen!
Unbezahlte Rechnungen. Ich ziehe das Jackett aus, um es nicht zu versauen. Ich streu Salz ins Bett,
auf den Tisch und den Boden! Das gibt Verdruss!!

Ich knutsch mit letzter Anstrengung ein Lachen aus dem Gesicht. Wo soll das hinführen?
Es gibt Führerscheine für Zurückgebliebene. Der Straßenkehrer wird wegen guter Führung
entlassen.

Sagenhaftige Feenleiber sind auf der Flucht, die Wirklichkeit setzt ihnen nach,
sie will das Fersengeld kassieren.
Verdrießlich hängt ein Wegweiser zwischen Erde und Himmel, der viele Regen hat ihm das
Gedächtnis verdünnt und fort gespült. Nachdenklich senkt er seine spitze Nase zu Boden,
es will ihm nicht und nicht einfallen, wie diese Ortschaft hieß. Das Regenwasser hat den Namen
ausgelöscht.
Nun werden Menschen mühevoll nach dem rechten Weg suchen;

Geizig stehen die Katzenaugen am Straßenrand, bis hierher und weiter nur über ihre eigene Leiche.
Zahme Fernlaster streicheln mit ihren Scheinwerfern nachts über die Einäuger.
Die krumme Lüge einer S-Kurfe liegt tückisch am Boden, muss beachtet werden!
Gierige Autoreifen spulen den Straßenfaden auf ihren Tachometer. Hin und wieder fliegt eine
leer gesoffene Schnapsflasche über den Katzenaugen ins Gras. Mancher hat leichten Sinns
seinen Geist aufgegeben. Alles Folgen von zügellosen Pferdestärken.

Wie viele Menschen mögen schon von hier nach dort gefahren sein, ohne Glaube an Ende und
Beginn?
Klaffende Plaudermäuler machen sich breit, es hebt das Unbehagen. Scheibengroße Flächen sind
unbekümmerte Freuden, fliegendes Fahnengestänge.
Klirrend kommen die Gedanken zum Ton, Seufzer einer großen Schuld.

© by F. J. Puschnik

*


Anmerkung von franky:

Wie bekomme ich die Eins vor die vielen Nullen?

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Kommentare zu diesem Text

astromant (62)
(05.05.08)
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 franky meinte dazu am 05.05.08:
Hey lieber Bernd

Vielen Dank für deinen Besuch und Empfehlung.
Ist etwas lang geraten dieser Text...

Wünsche dir einen schönen Abend
Franky

 styraxx (05.05.08)
Das ist eine verrückte Prosa, ein fast surrealer Text wie mir scheint. Raum und Zeit wirken wie aufgehoben.
Die abgescheuerte Fratze des Zifferblattes gähnt faul in den Raum.
Und das eine weitere Lieblingsstelle von mir:
Sagenhafte Feenleiber sind auf der Flucht,
die Wirklichkeit setzt ihnen nach, sie will das Fersengeld kassieren. ..
Sehr bildreich gewortet und kurzweilig zu lesen, hab mich köstlich ammüsiert, franky.

Liebe Grüsse c.
bücherwurm (37) antwortete darauf am 05.05.08:
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 franky schrieb daraufhin am 05.05.08:
Hey lieber Cornel

Es hat einen surrealistischen Anstrich gebe ich zu.
Ich spiele gerne mal mit dieser Richtung.
Danke dir für Empfehlung und guten Tipps.
Wünsche einen sonnigen Abend auch bei dir in Zürich
von
Franky

 franky äußerte darauf am 05.05.08:
Auch dir lieber Bücherwurm ein Danke für das Lesen. Hoffe wir begegnen uns bald wieder.
Herzliche Grüsse
Franky
schneerosenkind (38)
(05.05.08)
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 franky ergänzte dazu am 05.05.08:
Hey liebe Sandy

Danke dir für deinen lustigen Kommentar und Empfehlung!
Man könnte sich in Gefühlen wälzen und eingraben wie im Sand
mit Jackob und Elias...

Wünsche dir eine ruhigere Nacht,
Schlaf gut ohne Schnarchplage
Franky (Muß noch Balkon aufräumen, Liegestuhl und so..)
steyk. (55)
(06.05.08)
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 franky meinte dazu am 06.05.08:
Hallo lieber Stefan

Das freut mich dass dir meine verrückten Einfälle gefallen ,sie toll findest. Danke dir auch für die anerkennenden Klicks.
Manchmal geht halt die Fantasie mit uns durch und zischen bei Rot über die Kreuzungen...

Herzliche Abendgrüsse
von
Franky:-)

 Füllertintentanz (06.05.08)
Hallo Franky,
deine "ausfälligen Gedanken" sind sehr tempo- und ideenreich geschildert. Wie Nut an Feder scheinen die einzelnen Sätze aneinandergereiht, sehr überzeugend und eindrucksvoll.
Weißt du Franky, ausfällige Gedanken fällt meist der Tag von ganz alleine. Von Zeit zu Zeit sollte vielleicht jeder ruhig mal seine Ausfälligkeit zu lassen... das ist in jedem Falle besser, als stets einfältig zu sein.

Strahlende Sonnengrüße,
Sandra

 franky meinte dazu am 06.05.08:
Hey liebe Sandra

Du verrätst da handwerkliches Können mit deinen Fachausdrücken: Nut an Feder. Das kann nur ein Schreiner richtig verstehn, ich traue dir sogar diese Tätigkeit zu! Heimlich einen Schrank zusammenbasteln und so verschiedenes andere noch...
Danke für deinen Schwungvollen Kommentar, du hast meinen Geschenkekorb mit deinem ehrlichen zügigen Aussagen gekrönt.

Wünsche einen herrlichen Frühsommerabend, das Abendkonzert meiner gefiederten Freunde sind noch voll Begeisterung am Geigen und Singen!
Schicke schöne Gedanken über die Himmelspost zu dir
Wünsche eine gute Nacht
Franky
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