der regen

Text zum Thema Regen

von  pArAdoX

regen. er prasselt nieder. dieses rauschen ist unverwechselbar. so wunderschön.
regen.
ich halte meine hand hinaus. tropfen. tropfen auf meiner hand. sie landen – und kullern hinab. landen – kullern. landen – kullern. es ist wunderbar, das zu spüren. regen. ich schließe meine augen. genuss. leidenschaft. dieser tropfen liebkost meine hand. es ist so schön, das zu spüren.

und du bist wieder nicht da.

ich weiß noch, wie wir hier, genau hier an dieser stelle, gestanden haben. angewurzelt. glaube sogar, hier mein herz endgültig an dich verloren zu haben. endgültig.
auch damals regnete es. ein tropfen landete auf deiner stirn, direkt zwischen deinen brauen. kullern. er folgte der geschwungenen linie deiner nase, rollte hinunter, drängelte – bis er schließlich deinen mund erreichte, vor deinen lippen abrupt stoppte.

so wie ich damals.

volle, rote lippen. sie zu küssen ist für jedermann ein traum. traute mich nicht soetwas schönes zu berühren, küssen. liebzukosen.
der tropfen traute sich nicht einmal weiterzukullern, sodass ich ihn abwischte – ohne deine lippen zu berühren. plötzlich hielst du meiner hand, zogst sie zurück zu deinem gesicht, sodass mein finger deine lippen berührten. im nächste moment küsstest du mich.
es hörte auf zu regnen – die sonne meldete sich. mir wurde warm, überall.

die nächste erinnerung an, ja, genau diese stelle, ist merkwürdig.
nachdem wir an einem heißen sommertag durch die sonne spazierten, sah ich deinen mund, sprechend. manchmal spitz, auch weit aufgerissen, oval. auch geschlossen, nach unten gezogen. schief.

dann bliebst du stehen, genau hier.

obwohl die sonne scheinte, kullerte ein tropfen über dein gesicht. neben der nase entlang, über deinen mund, bis er kurz an deinem kinn stoppte und zur erde herabfiel.
ich wunderte mich. im gleichen moment, gabst du mir unseren schlüssel, ein kuss auf die wange. sagtest, du liebst mich, dass du jetzt gehst.
plötzlich fing es an zu gewittern, blitze. es strömte der regen. ich blickte in den himmel, alles grauschwarz. als ich meinen kopf wieder zu die wenden wollte, warst du weg. bis gegangen.
mir wurde kalt, überall.

ich frage mich noch heute wie groß die wahrscheinlichkeit ist, dass der erste tropfen eines gewitters, das gesicht eines menschen trifft.
ich frage mich auch, wo du eigentlich hingegangen bist.
und wann du endlich wiederkommst.
ich meine, es ist jetzt acht jahre her und du bist immernochnicht wieder da.

und immer wenn ich hier, genau hier an dieser stelle stehe, fängt es an zu regnen.
aber du bist niemals hier. langsam mache ich mir sorgen. ich habe damals, genau hier, mein herz an dich verloren. und nun bist du gegangen, mit meinem herz.

vielleicht bist du ja auch immer hier, wenn ich nicht da bin.
aber wenn ich für immer hier stehe, hört es doch niemals mehr auf zu regnen. die armen leute.

ich brauche dich.


Anmerkung von pArAdoX:

entstanden: Mai 2008

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Kommentare zu diesem Text

Dani Toutvabien (31)
(04.06.08)
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