gereinigt

Betrachtung zum Thema Abgrenzung

von  claire.delalune

Wie der Regen aufs Blatt tropft und die Gedanken verwischt, die zuvor in der Sonne ausgebreitet lagen.
Setzt das Herz wohl einen Moment aus, dann, wenn der Blitz den Boden erreicht und Grollen den Himmel durchzieht? Wer zürnt, frage ich mich.
Wie lange dauert es, bis du aus mir ausgeschwemmt sein wirst?
Vom Bleiben ist keine Rede.

Und doch: Schon seit Stunden sitze ich hier und betrachte die Seiten, die du vor mir aufgeschlagen hattest. Wie Wolken verändern sich die Bilder der Erinnerung vor meinen Augen. Was ich erkenne: Zu lange hatte ich mich den verführerischen Strahlen der Sonne hingegeben. Trügerisch war die Wärme, im Nachhinein. Woran aber hätte ich es eher erkennen sollen? Jeder Schauer war ein Zeichen für Nähe, für Lust und Verlangen.
Ich lächle noch immer in Gedanken an die großen Tropfen, die mir ins Gesicht fielen, kurz bevor du mich dann doch nicht küsstest. Es sei zu früh, meintest du. Du seiest dir nicht sicher.
Sicher worin? Letztlich warst du dir sicher. Dass du gehen wolltest. Von Bleiben war keine Rede mehr. Obwohl du mich irgendwann doch küsstest. Auch da war Wasser nicht weit. Der kleine See im Stadtpark. Mein Ort schon lange vor dir, den ich zu unserem Ort machen wollte. Du hast seine Schönheit nie erkannt. Hast du mich je schön gefunden? Innen, meine ich, nicht das gängige Schönheitsideal. Dem entspreche ich sowieso nicht. Gesagt hast du es jedenfalls nie.

Mir fällt auf: Das Wasser begleitete meinen Weg mit dir. In unendlich vielen Kleinigkeiten kann ich die Urkraft dieses Elements mit meiner Liebe zu dir in Einklang bringen. Bis ich fast darin unterging, dir so nahe zu sein. Vielleicht war es auch das, was dich ängstigte und zum Gehen drängte.

Der Himmel hat sich zugezogen, ich fühle mich wohl im Dunkellicht. Wohl und vertraut.
Wenn jetzt der Regen strömt sind die Verbindungen klar. Und vergangen.

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Kommentare zu diesem Text

MarieM (55)
(25.06.08)
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 claire.delalune meinte dazu am 26.06.08:
Liebe Marie,
ja, mit deiner Einschätzung "innerer Monolog" hast du nicht Unrecht. So habe ich es auch beim Schreiben empfunden. Vielleicht auch ein Brief, der geschrieben und nie abgeschickt wurde. Mir fällt es manchmal etwas schwer, hier in kv die richtige Eingruppierung für einen Text zu finden - es gibt fast zu viele Möglichkeiten und für eins muss man sich dann halt entscheiden. So wurde es eine "Betrachtung".

Nicht, dass die Betrachtung mich nicht berührte, aber sie ist still und ich blieb auch still.
Eine stille Berührung? Dann wäre es das, was dieser Text wollte.
Er muss kein Aufsehen erregen, ja, er ist still - aus einem stillen Moment entstanden und wenn er auf Stille trifft, dann ist das gut.

Sie könnte knapper gefasst sein. Überraschender irgendwo und irgendwie.
Knapper? Hm, ich glaube, in diesem Fall nicht. Es ist mit Absicht kein Gedicht geworden, sondern eher das, was man wohl "lyrische Prosa" nennt, nennen könnte. Daher weiß ich nicht, ob eine Verdichtung dem Text wirklich gut tun würde.
Oder wo würdest du streichen wollen?
Und dass dir das Überraschende fehlt mag wohl daran liegen, dass der Text einfach so dahin fließt, wie Gedanken eben oft fließen. Nicht immer gibt es dabei überraschende Erkenntnisse, manchmal ist es einfach eine stille (*lächelt*) Bestandsaufnahme der Situation oder mancher Begebenheiten.
Vielleicht spiegelt der Text eher dies wider?

Es ist schon eine Weile her, dass ich diesen Text schrieb. Ich versuchte mich bei meiner Antwort grad zurückzuversetzen in das Schreibgeschehen. So sind meine Gedanken hier Ansätze, mich dem Text selbst erneut zu nähern und nicht unbedingt genau das, was mich beim Schreiben tatsächlich bewogt. So ganz erinnere ich das nämlich nicht mehr.

Hab herzlichen Dank für deine Gedanken und das, was du bei mir dadurch angestoßen hast.
Und bös bin ich dir doch gleich gar nicht für deine ehrliche Meinung! :)

Herzliche Grüße,
Kathrin
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