Metzgers Koch

Gedicht zum Thema Leben/Tod

von  RainerMScholz

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Illustration zum Text
(von RainerMScholz)
Ach wie fröhlich
und wie fein
bin ich heut´ ohne Gebein;
ich zieh´ die Haut aus,
lass´ ihn `rein
den Sensenmann, den Bruder Hein.

Mir ist so lala
wird mir klar;
mein Hirn ist weichgekocht und gar;
bin dann `mal weg,
ich mach´ mich rar;
die Rechnung zahle ich in bar.

Luftig ist es
oben hier,
so rein und hübsch, nirgends ein Tier,
zu fressen mich
in reinster Gier.
Im Stalle steh´n der Reiter vier.

Ich geh´ dann `mal –
los legen die;
zur Hölle mit dem lieben Vieh.
Hier unten singt
es tirili:
Der Teufel fährt auf Glut gern Ski.

Bin hier besser
aufgehoben
als beim Harfesingen oben;
bei den Hörnern
und den Koben
tu ich diesen Meister loben.

Sing´ auch hier
wohlfeil´n Gesang,
dem Herrgott wird es Angst und Bang,
weil mein Lied
zu ihm hoch drang
von meinem Platz am untern Hang.

Ich bleib´ jetzt
hier, die können mich –
bin doch nicht weder Fleisch noch Fisch.
Der Reiter vier –
ich fürcht´ sie nicht.
Zieh´ wieder über mein Gesicht

und meine Haut
streif´ ich noch an,
auch die Gebeine kommen dran.
Dann lauf´ ich wie-
der los bergan
von hier unten, weil ich kann.

Zur Hölle
mit dem letzten Loch,
da pfeift es `raus, das weiß ich doch;
der Himmel
ist für mich zu hoch:
bin doch des Armen Metzgers Koch.


© Rainer M. Scholz

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