Damals...

Kurzgeschichte zum Thema Kinder/ Kindheit

von  sensibelchen13

Damals, als ich ein kleines Mädchen war.

Es war nach dem Krieg, - der hoffentlich unser letzter war-. Man schrieb 1946 etwa.
Ich lebte damals auf dem Lande. Die Gegend war an Burgruinen reich und lang ganze nahne zur Grenze nach Frankreich.
Wir waren französisch besetzte Zone, dies war weniger schön, doch das wollen wir hier nicht näher besehen.
Unsere Gegend war nicht nur an Burgruinen reich, nein, auch an Schützengräben und Bombentrichtern und diese wurden zu meinem Spielbereich.
Man verbot uns zwar dort hinzugehen, aber wenns schon verboten war, musste man doch gehen, oder?

Nur in den Bunker kamen wir nicht, der war dicht. Also spielten wir in den Schützengräben, mit Stahlhelmen, Holzstöcken, Bombensplittern, leeren Konservendosen und Stacheldraht, eben mit all dem, was so herumlag.

Noch heute habe ich eine Narbe am linken Knie, von dem Stück Stacheldraht in das ich dort fiel, ich war eben ein kleines etwas schusseligen Ding.

Für uns Kinder gab es keinerlei Spielsachen, das stimmt, ihr solltet nicht lachen. Wir waren schon glücklich, wenn wir ein Stück Pappe fanden, mit dem wir dann einen Hang hoch rannten, uns oben auf die Pappe setzten und den Hang wieder nach unten fetzten.
Auch mit Holz, - das wir im nahen Wald fanden- spielten wir, bauten Häuser, Eisenbahnen, Flugzeuge und waren glücklich, mit dem Wenigen was wir hatten.

Doch das war nicht das größte Problem. Lebensmittel gab es damals fast nicht. Die Läden waren alle dicht. Jedenfalls bei uns auf dem Land und Geld hatte man ja auch nicht. Man lebte von Feld und Wald.
Fragt ja nicht wie, mehr schlecht als recht.

Der nahe Wald gab uns,- den nicht selten hungernden Familien-, sehr vieles. Wir sammelten Brennholz und Hutzeln zum Heizen, lebten von Heidelbeeren, Erdbeeren und Pilzen, auch Bucheckern zur Gewinnung von Öl, sammelten wir.

Am nahen Bach, der Sauer, die aus Frankreich kommt, suchten wir nach Feldsalat, ja die Tage von uns Kindern waren schon hart.
Damals als die Motoren der Wagen noch Pferde oder Ochsen waren und Hunger für uns leider kein Fremdwort war.
Genug zu essen hatte nur wer Landwirt war, und mit dem Teilen... na ja...

Für das Kind eines Beamten, wie mich...fiel da wenig ab,
dass Beamte Faulenzer seinen, behauptete man damals schon und deren Familien liebte die Landbevölkerung von Fischbach bei Dahn damals nicht.
Das mein Papa zu diesem Zeitpunkt  noch in Gefangenschaft war, sei kurz erwähnt.
Dieser Krieg nahm uns nicht nur Hab und Gut, er nahm auch vielen Frauen den Mann, den Kindern den Vater und oft auch den Lebensmut.

In den Schulen bekamen wir Kinder eine Schulspeisung, die  von den Quäkern aus Amerika kam. Es gab Kakao, Erbsensuppe, Nudelsuppe,  Milch und ab und an auch ein kleines Täfelchen Schokolade. Die Milch war fast immer angebrannt, doch wir sind stets um sie gerannt.

Dann unsere Kleider, wenn ich daran denke, diese wurden aus alten Übergardinen genäht, und zwar so, dass sie recht lange passten. Mäntel und Hosen aus grauen Wolldecken, wenn man welche hatte.
Oft hatten wir statt Socken nur Lappen um unsere kleinen Füße, die in Holzschuhen steckten. Wolle, zum Stricken  von Socken gab es nicht und Socken schon gar nicht.

Ja, ja ihr habt schon richtig gelesen, so war es damals wirklich gewesen.
Die von uns getragenen Holzschuhmodelle, kann man noch heute in den Niederlanden sehen... So etwa haben unsere Schuhe damals ausgesehen..

Später irgendwann kam dann das erste Auto bei uns an. Das erste Auto das ich sah, war ein kleiner Lastkraftwagen, mit einem Holzvergaser. Kann sich jemand vorstellen, dass es einmal einen LKW mit einem Holzvergaser gab?
Er war grün, das weiß ich noch ganz genau.
Das Auto machte einen fürchterlichen Krach und stank, doch wir waren sehr glücklich. Ein Auto ! Es geht  aufwärts, dem Herrn sei Dank.

Nun blühten Schmuggel und Neid. Ganz langsam begann eine andere Zeit. 
Ja, glaubt mir, so war es damals bei uns, an der Grenze zu Frankreich wirklich gewesen.


Anmerkung von sensibelchen13:

HMW Juli 2008

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Kommentare zu diesem Text

Caterina (46)
(13.07.08)
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 sensibelchen13 meinte dazu am 13.07.08:
Hallo Caterina,
ja, die Veränderungen sind schon enorm. Damals waren wir sehr arme Leute, das können sich heute nur wenige vorstellen. Ich hatte Glück, bin in diese neue Zeit hineingewachsen, weiß daher, wie gut es mir geht.
Hab Dank für deinen Kommentar. Einen lieben Gruß in deine Zeit schickt dir Helga.
Caty (71)
(13.07.08)
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 sensibelchen13 antwortete darauf am 13.07.08:
Hallo Caty, es freut mich, dass dir der Blick zurück in meine Kindheit, gefällt. Ja Wasser, Du sagst es, Wasser hatten wir auch und nicht selten einen Wasserbauch.
Hab Dank für Empfehlung und Kommentar. Einen lieben Gruß in deinen Tag. Helga.
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