Gewittergold

Text zum Thema Beziehung

von  Manitas

Wir fahren und atmen den Rest des Tages. Du willst mitten drin sein, sagst du. Im Wind. Willst in seinem Zentrum sein. Vielleicht wegen der Stille, die dem nachgesagt wird. Ich frage dich nicht danach. Dein Gesicht ist ernst. Im Radio läuft dieses Lied. Wir singen dieses mal nicht mit. Es passt nicht zu unserer Stille. Du blickst zu mir hinüber und wir sind uns einig. Die Luft ist noch voll vom  Gewitter. Und es liegt noch viel mehr in ihr als das Gesagte. So viel mehr. Goldene Fetzen hängen von der dunklen Wolkendecke. Ich bewundere dieses äußerst passende Szenario. Du erklärst mir, warum der Himmel manchmal weint. Und warum es golden tropft in dem Moment. Klar, es ist so simpel. Und wir wissen beide, dass du erklärst um zu reden. Und eigentlich sprechen wir gerade über deine Gefühle. Ganz nebenbei. Obwohl es so gewichtig ist. So gewaltig. Von Damals und Heute. Die Tage hängen zusammen, sowie die Jahre zusammenhängen. Alles was du gesehen hast, hat deinen Blick geweitet. Alles was du gefühlt hast, hat dich berührt. Du versuchst immer wieder mir und dir etwas vorzumachen. Das brauchst du, das ist deine Sicherheit. Du bist so sanft. Zart. Und doch flüchtest du immer und immer wieder in deine schützende Hülle. Schneckenhaus heißt cooler Typ. Wer noch nie aus Freude, vor Glück geweint hat - der hat was verpasst. Sage ich. Du siehst mich an und verstehst.Tief drin bist du traurig über diese Wahrheit. Mein Gefühl von Gestern fällt mit dem Regen zwei Dörfer weiter und wir waschen uns rein. In den wenigen Sätzen sprechen wir uns aus. Manchmal ist es wichtiger nichts zu sagen. Oder nicht alles. Meine Hand liegt ruhig auf deiner. Es ist ein Kuss, einer der innigsten. Einer den wir uns ansehen. Ohne dass unsere Lippen einander berühren.

Es war die Sonne die goldene Fetzen ließ. Mitten im Gewitter. Wir haben den Sturm überlebt. Die Luft ist klar.


Anmerkung von Manitas:

du, ich kenn dich.

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Kommentare zu diesem Text

steinkreistänzerin (46)
(13.07.08)
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 Manitas meinte dazu am 13.07.08:
ein sehr schöner Kommentar von dir. Ich dank ihn dir. Du hast es mal wieder auf den Punkt gebracht. Liebste Grüße, Ramona

 Ingmar (13.07.08)
das allerletzte wort unbedingt streichen; einen besseren schlusssatz gibts gar nicht als: Die Luft ist klar.

der text als ganzes ist eine berührung.
einige sätze darin möchte man sich einrahmen lassen.
toll gemacht!

ingmar

 Manitas antwortete darauf am 13.07.08:
ui, danke danke. auch für das streichen....werd es machen...denn du hast recht.*verneig*
Danke, Ramona
Tierra (28)
(21.07.08)
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 Manitas schrieb daraufhin am 18.08.08:
der Moment hatte einen ganz eigenen Zauber. Danke meine Liebste....

 Jorge (02.12.08)
Eine sehr gefühlvolle Beschreibung einer Unterhaltung nicht nur mit Worten. Ramona, du verstehst es sehr genau, fast dialektisch,ein achtungsvolles Bild des männlichen Protagonisten zu zeichnen und
kritisierst zugleich sein schutzhaftes Zurückweichen in seine Hülle.
Alles eingebettet in dieses passende Naturszenario. Sehr lesenswert. Liebe Grüße Jorge

 Manitas äußerte darauf am 06.12.08:
puhh, danke für deinen unheimlich tollen kommentar. Da fehlen mir fast die worte. Ich bedanke mich einfach für deine. Liebste Grüße, Ramona
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