Nichtpapier

Gedicht zum Thema Gedichte/Lyrik

von  DanceWith1Life

Kann sein, vor Gutenbergs Erbe
sitzt lautlos das Sein,
gemalt auf Nichtpapier:
Entflammbar dem Geist
viel näher und dem Dunkel,
wenn der Monitor schweigt.

Giltnichtbedürfnis rändert
selbst Tang zu Hieroglyphen -
ein Fluss, ein See, ein Meer
schlägt tastend Wörter an;
die Silben sehn den Himmel nicht.

Ausufernd strandet mein Gedicht:
Die Melodie verglimmt
im letzten Lauschen,
wie Sand am Fels der Elision
zerreibt sich Wort um Wort.

Ich lass mich weg,
verschwinde aus den Versen
und ihr Geheimnis
nehm ich mit mir fort.


Anmerkung von DanceWith1Life:

Dank an Isaban für Feinschliff und Einlegearbeiten.

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (16.07.08)
Ein zwinkerndes Gedichtgedicht.

Personifizierung, Nichtbilder, Wortneuschöpfungen (Giltnichtbedürfnis) - ob siegreich oder nicht, werden schon zu Anfang die Kämpfe um gelungene Innovation dar- und jede Menge Stilmittel angedeutet oder vollendet auf die Beine gestellt.

nicht/Gedicht, Wort/fort

Nur diese beiden Reime sind zu finden, aber die beinhalten gleichzeitig die Essenz des Gedichtes. Ein verschmitzt angewendetes kleines, feines Stilmittel, auch dadurch noch einmal hervorgehoben, dass die Reimwörter nicht/Gedicht ganz nah beieinander stehen, Wort/fort aber durch 4 Verse voneinander getrennt zu lesen sind.

Das Verb "rändern", das ich eigentlich nur von der Bildbearbeitung her kenne passt hier besonders gut. Sehr schön auch, wie in der zweiten Strophe das Antasten an das richtige Wort schon in V3 so herrlich bildlich dargestellt wird und in S3 das "passend machen" der Worte, die nicht wirklich in Reim oder Metrik passen - gelungen unterstrichen durch die angewendeten Elisionen (lass/nehm) in der letzten Strophe, die dem Leser eine humorvoll-trotzige "Na dann eben nich. Pfft!-Stimmung" zuwirft.

Liebe Grüße,
Sabine

Edit: Das Thema passt nicht so ganz, finde ich.
(Kommentar korrigiert am 16.07.2008)
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