Auch Du?

Gedicht zum Thema Erkenntnis

von  Isaban

Ob Caesar damals schon am Morgen schwante,
was im Verlauf des Tages dann geschah,
ob er die dreiundzwanzig Stiche ahnte,
als er die Iden jenes Märzen sah?

Ich glaube, dass er offnen Auges in
die Messer lief. Das war sein Weg.
Und nur das eine traf ihn wirklich tief.

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Kommentare zu diesem Text

Caterina (46)
(28.07.08)
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 Isaban meinte dazu am 28.07.08:
Hast du noch nie drüber nachgedacht, Mausele?
Caterina (46) antwortete darauf am 28.07.08:
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 Isaban schrieb daraufhin am 28.07.08:
Du würdest also zu deiner Hinrichtung gehen, wenn du davon wüsstest?
Caterina (46) äußerte darauf am 28.07.08:
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 Ingmar ergänzte dazu am 29.07.08:
sokrates jedenfalls würde.
und ging. und trank.
Caterina (46) meinte dazu am 29.07.08:
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Nicola (80)
(28.07.08)
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 Isaban meinte dazu am 28.07.08:
Das ist auch eine interessante Interpretation, liebe Nicola.
Hab vielen Dank für deine Rückmeldung.
Liebe Grüße,
Sabine
Angelika Dirksen (62)
(28.07.08)
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 Isaban meinte dazu am 28.07.08:
Danke schön, Geli.
Ich freue mich über deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,
Sabine

(Schade, dass du am WE nicht dabei sein konntest.)
janna (60)
(28.07.08)
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 Isaban meinte dazu am 28.07.08:
Was wäre das Leben ohne Vertrauen und Menschen, denen man sich nahe fühlt? Man darf nur nicht immer davon ausgehen, dass diese Menschen die gleichen Prämissen mitbringen, dass man von ihnen so wahrgenommen wird, wie man sie selbst wahr nimmt. Aber gerade das macht wohl das Leben so spannend. Dass man nie wirklich sicher sein kann, wie andere einen wahrnehmen und was sie wirklich denken und empfinden, wenn sie einem gegenüber stehen. Der Stoff für die meisten Romane und ein Aspekt, dem ich vielleicht in meinem Text zu wenig Raum gegeben habe. Ich danke dir, Janna, für diesen Blickwinkel und deinen Gedanken anregenden Kommentar.

Liebe Grüße,
Sabine
LudwigJanssen (54)
(28.07.08)
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 Isaban meinte dazu am 28.07.08:
Die Interpretation bleibt dem Leser überlassen, aber wem sage ich das?

Ich mach's nicht gerne, weil ich denke, dass ich damit den Lesern etwas wegnehme, aber für dich lege ich hier einen Teil meiner Intentionen offen.

Mich beschäftigte die Frage, ob ich, wenn ich wüsste, dass man meinen Mord plant, wenn ich mehrfach vorgewarnt worden wäre, wenn ich sogar das Datum kennen würde und (gemäß der Überlieferung) morgens schon Bauchweh (Übelkeit) verspürte, zu meiner Hinrichtung ginge. Vielleicht um meine eigenen Überzeugungen nicht zu verraten, oder weil ein Freund mich darum gebeten hat - oder weil es gerade die Leute sind, ohne deren Gemeinschaft sich meine Pläne/Überzeugungen nicht leben ließe, oder in dem Bewusstsein, dass ansonsten nur eine schmähliche Flucht bliebe, um dem Urteil der Senatoren zu entgehen - ob ich also offenen Auges ins Messer laufen würde und in meinen sicheren Tod. Und natürlich darum, wie mutig/stolz/relativ gelassen/ergeben die Stiche hingenommen wurden, bis auf diese eine erstaunte, vorwurfsvolle, eventuell verächtliche Frage an den, der Caesar am nächsten stand und von dem er am meisten Loyalität erwartet hatte.

Soll ich dein Nachfragen so auslegen, lieber Ludwig, dass du mir möglichst diplomatisch mitteilen möchtest, dass du meine Umsetzung dieses klassischen Themas als wenig innovativ und interessant empfindest?
Schitte, dann habe ich wohl nicht wirklich vermitteln können, was ich in die Verse legen wollte, denn eigentlich sollte das hier kein öder Geschichtsunterricht werden.
Ich dank dir für deine Rückmeldung und werde mal grübeln, ob ich die Bilder, die ich zeigen wollte durch Umformulierung deutlicher machen könnte.

Liebe Grüße,
Sabine

Edit: RS
(Antwort korrigiert am 29.07.2008)
LudwigJanssen (54) meinte dazu am 28.07.08:
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janna (60) meinte dazu am 28.07.08:
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 Isaban meinte dazu am 28.07.08:
Öhm, so ein Text sollte aber auch ohne eine ellenlange Erklärung bestehen können, also für sich selbst sprechen und ich zweifle grad, ob das so hingehauen hat, wie ich mir das vorstellte. Ich lass ihn mal ein paar Tage ruhen und gucke mit etwas Abstand noch mal, ob und falls, was da nicht funzt.
LudwigJanssen (54) meinte dazu am 28.07.08:
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 Ephemere (28.07.08)
Wie so oft ist auch für Cäsars Fall das "wie" und "wer" (fast) wichtiger als das "was" - zumindest in diesem Gedicht. Schön, dass wir die Frucht der durchwachten Nacht nun auch hier genießen können. Ich mag "Auch Du?" sehr. Nur die "Iden jenes Märzen"(s) sind meiner Meinung nach zu klassisch lyrisch formuliert im Vergleich zum Rest.

...fällt mir gerade noch ein bzw. auf:
Im wunderbaren letzten Abschnitt drückt sich zumindest meiner Lesart nach das ganze Gedicht aus - er macht den ersten beinahe (?) obsolet.
"Ich glaube, dass er offnen Auges in
die Messer lief. Das war sein Weg.
Und nur das eine traf ihn wirklich tief."...hatte ich während der Rückfahrt aus Minden immer wieder im Kopf (die Zeilen, nicht die Messer).

 Isaban meinte dazu am 28.07.08:
Ups, hast recht, das N sollte unbedingt ein S werden, ich danke dir, Jan!
Edit: Öhm, nee, ich hadere noch. Im heutigen Sprachgebrauch müsste es "jenes Märzes" heißen. Eigentlich finde ich dort diese schwache, veraltete Genitivform schöner und passend zum klassischen Thema.

Ja, in diesen letzten Versen sehe ich auch die Essenz, nur würden sie ohne den "vorgemalten" Hintergrund kein ganzes Bild für jene ergeben, die nicht durch die Beschäftigung mit der Geschichte die passenden Assoziationen parat haben. Auch würde ein Stückchen der Dramatik des Ganzen genommen, also genau das, was ich (ganz subjektiv) besonders bei Ausflügen in Historisches genieße. Nö, ich glaube, der Text bietet auch mit dieser "Vorgeschichte" Interpretationsspielraum. Ohne wäre er mir zu passe-partout.

Einen herzlichen Dank für Rückmeldung und Anregungen.

Liebe Grüße,
Sabine
(Antwort korrigiert am 28.07.2008)

 ManMan (28.07.08)
Der Witz ist ja, dass Caesar dem Orakel nicht glaubte, weil es so unpräzise wie immer war.Letztlich hielt er sich für überlegen. Ich bin davon überzeugt, dass er keinesfalls glaubte, dass er zu seiner Hinrichtung ginge. Und Brutus war ein ehrenwerter Mann.. lg. Manfred

 Isaban meinte dazu am 28.07.08:
Du weißt ja, dass ich da eine ganz eigene Interpretation habe. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass jemand so viele Warnungen vollkommen ignoriert und so sehr von seiner Überlegenheit überzeugt ist, dass ihm jede Furcht mangelt. Wenn er so sehr davon überzeugt war, dass die Warnungen Nonsens sind, warum hatte er sich dann ausgerechnet an diesem Tage krank gemeldet, warum so schlecht geschlafen?
Seine Frau konnte ja auch vor Sorge nicht schlafen, es kann also nicht ihr Schnarchen gewesen sein, was ihn unruhig schlafen ließ. Kann jemand, der so viel Macht hat und ausübt so simpel gestrickt sein, dass er, auf seine eigene Überlegenheit bauend, nicht einmal an dem Tage, der ihm als Sterbetag vorausgesagt wurde Briefe guter Freunde öffnet? Gerade an diesem Tage?
Es wäre doch ebenso möglich, dass er, seines unabänderlichen Endes bewusst, nicht auch noch seine letzten Freunde und Vertrauten mit hineinziehen wollte, nicht dadurch gefährden wollte, dass sie dem Senat offiziell Grund gaben, sein Schicksal zu teilen?

Ja, klar, ich weiß, nur Spekulationen. Aber die Stelle mit dem Unglauben liest sich nun einmal wie Ohnssorg-Theater, während ansonsten wenig von Caesars Überheblichkeit überliefert ist, eher im Gegenteil. Sonst wäre er ja nicht Gleicher unter Gleichen geblieben.
Mag sein, dass ich da völlig falsch liege. Oder du. Irgendwo da fehlt uns ein bisschen von dem, was Geschichtsbücher nie mitliefern. Den "Insider-Infos", das, was hinter den Stirnen vorging und nicht ausgesprochen wurde. Uns bleiben also nur die Überlieferungen und unsere eigenen Interpretationen.

Weißt du, wenn mir jemand sagen würde, er hätte geträumt, ich hätte nächsten Donnerstag einen Verkehrsunfall, dann würde mich, Aberglaube hin oder her, trotzdem an dem Tag jedes Motorengeräusch aufhorchen lassen und ich würde vermutlich etwas nervöser wirken als sonst -

es sei denn, dass ich unbedingt den starken Mann markieren müsste, weil ich wüsste, dass ich aus der Chose, ganz egal, wie ich es drehe oder wende, sowieso nicht heile rauskomme - und wenigstens stolz und ohne wie ein Feigling auszusehen abtreten wollte.
Nicht feige fliehend oder wimmernd und um Gnade flehend, sondern den eigenen Mythos schaffend in die Geschichte eingehen.

Ja,ja, ich höre ja schon auf. :-D

Danke für deine Rückmeldung, Manfred. Ich freu mich.

Liebe Grüße,
Sabine
The_black_Death (31)
(29.07.08)
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 Isaban meinte dazu am 29.07.08:
Danke schön, Stefan.
Es freut mich, dass die Verse dich doch noch überzeugen konnten.
Liebe Grüße,
Sabine

 Ingmar (29.07.08)
liebe sabine,

du beschreibst diesen cäsar ziemlich jesus-like. der wusste auch zum vornherein... und liess sich ans kreuz schlagen. das war sein weg: damit sich die heilsgeschichte erfülle. wunderbarer film über die zweifel, die er durch sein vor-wissen vielleicht hatte: last temptation of jesus christ, von scorsese. unbedingt gucken!

dein gedicht nun überzeugt mich formal, inhaltlich allerdings ists eines von denen, die mir zu ungenau, zu disparat erscheinen.

die struktur, mal ein bisschen dekonstruiert, vereinfacht:

frage: wusste c. bescheid?
antwort: ja, ich glaub schon.
und ah, by the way, fast hätt ichs vergessen: brutus!

und hier liegt meines erachtens der hund begraben: in diesem 'by the way'. das gedicht fällt inhaltlich auseinander, wird nur durch die legende noch zusammengehalten.

wenn es sein weg war, dann führte dieser weg zu brutus, und cäsar wollte zu brutus und in brutus' messer rein, weil es war dieses messer, welches ihn tötete. das müsste dein gedicht meines erachtens beinhalten, diesen zusammenhang herausarbeiten.

die frage, auf die das gedicht eine antwort sucht, heisst doch in wahrheit: warum war es c.'s weg? und warum musste dieser weg über brutus führen wie jesus' weg über judas?

du merkst: mir fehlt da noch was.

gruss,
ingmar

 Isaban meinte dazu am 29.07.08:
Ja, ich merke, Ingmar.
Deine Interpretation ist sehr interessant, da sind viele neue Blickwinkel drin, finde ich sehr spannend, meine Verse auch einmal aus diesem Winkel zu beleuchten - und du hast recht. Wenn man denn deiner Interpretation folgt, dann fehlt was.

Liebe Grüße,
Sabine

 Ingmar meinte dazu am 29.07.08:
.
(Antwort korrigiert am 29.07.2008)

 Ingmar meinte dazu am 29.07.08:
hingegen wenn einem ein blindes glaubensbekenntnis genügt (oh yeah i believe we believe come let's believe!), fehlt da selbstverständlich nichts.

ingmar

 Isaban meinte dazu am 29.07.08:
Es war nicht zu verkennen, dass du den Text eher religiös interpretierst, Ingmar. Eine wirklich hochinteressante Auslegung, der ich nach deinem Kommentar gerne einmal gedanklich gefolgt bin. Wenn ich allerdings diesmal deinen Anregungen folgen würde, dann hätte der entstehende Text nicht mehr viel mit dem Gedicht zu tun, das ich schreiben wollte und geschrieben habe. Nur noch mit deiner Interpretation meiner Verse, hm?

 Ingmar meinte dazu am 29.07.08:
da bin ich nun anderer meinung, sabine.
ich interpretiere deinen text keinesfalls religiös.
sondern du machst daraus eine glaubenssache:
"ich glaube dass er offnen auges in die messer lief / das war sein weg."
recht besehen ist es ja eben das, was ich kritisiere, was mir nicht reicht: dass es beim glaubensbekenntnis bleibt.

ich sehe nicht, wie der text anders interpretiert werden könnte.

das lyrische ich fragt sich, vielleicht aus persönlichem interesse, wer kennt schon die nämliche biographie, fragt sich, ob cäsar sein schicksal kannte, und sich diesem auslieferte, und sagt, ohne eine begründung zu liefern: ich glaube ja.

das ist mir zu wenig.

ingmar

 Isaban meinte dazu am 29.07.08:
Dann musst du das Thema wohl selbst in einem Text aufgreifen, lieber Ingmar, denn du erwartest ein ganz anderes Gedicht, es würde meinen Intentionen nicht mehr entsprechen.

 Ingmar meinte dazu am 30.07.08:
ich frage dich ja nur: warum glaubst du, dass es cäsars weg war. warum glaubst du, dass er wusste? warum glaubst du das, und nicht an seine unwissenheit?

und warum glaubst du, dass wenn du im gedicht sagen würdest, warum du das glaubst, was du glaubst, und wenn du im gedicht sagen würdest noch, wie du zu diesem glauben kommst, warum glaubst du, dass es dann nicht mehr deinen intentionen entsprechen würde, das gedicht und was du damit sagen willst??? versteh ich nicht.
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