Unter Distel und Lavendel.

Kurzprosa

von  erdbeermund

Als ich die mit schimmligem Grau bewachsenen Wände hinaufkletterte, sahst Du mir vom Boden der Pandorabüchse aus zu.
Du sahst aus wie eine Ameise, ein Insekt, das sich wünscht, zertreten und fürstlich begraben zu werden;
Dein ewig trauernder, Mitleid heischender Blick erregte meine damals durchaus krisenerprobte Ovula so sehr, dass ich mir die rechte Hand aus den Rücken band, um Dir nicht in Dein aufgequollenes Gesicht zu schlagen,
um Dir den jämmerlichen Blick aus Deinen rehbraunen Augen zu saugen.
Als ich die Gardinen,
von Deinem melancholiegeschwängertem Atem ins Kotzgrün getönt,
von Deinen Ausreden verkokelt,
abnahm, zogst Du mir den Teppich unter der Zwei-Tritt-Leiter weg.
Ich verfluchte den Tag, an dem ich Dich bei mir aufnahm,
Dein Köfferchen auf dem Dachboden verstaute und Dich am liebsten auf meinen schönsten Gartenstuhl gefesselt hätte.
Zwischen Lavendel und Distel sahst Du immer so friedfertig aus.
Ich hatte irgendwann im November aufgehört, die Kerben an meinem Bettpfosten zu zählen – stattdessen nahm ich Dir Dein Taschenmesser und die Hausschlüssel weg.
Ich hätte Dich am liebsten versteckt; aber wie versteckt man etwas, das man sich in mühlseliger Arbeit in jeden Quadratzentimeter der eigenen Haut gebrannt hat.

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Kommentare zu diesem Text

ungesagt (34)
(05.09.08)
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 erdbeermund meinte dazu am 18.09.08:
und wie.
HedgeGarfield (27)
(05.05.09)
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