Der Vor- Gestern dann Fall vor dem Innen im Hof.

Kurzprosa zum Thema Arbeit und Beruf

von  DanceWith1Life

Während der Mittagspause, also exakt in der Zeiteinheit, die nach langem Hin und Her, der Erfrischung und Nahrungsaufnahme dienen sollte, vom Arbeitgeber bewilligt, sofern nicht anders vertraglich festgelegt, sprang der Neue, so wurden die  einzuarbeitenden Ein-Euro-Hilfskräfte von den besser bezahlten Kollegen, die ersten drei Wochen genannt, falls sie keinen Freund in der Belegschaft hatten, der dafür sorgte, dass man sich ihre Namen einprägt.

Er sprang also aufs Fensterbrett in der Kantine und drückte die schwere Kippscheibe so weit nach unten, dass genügend Platz für ihn war. Aus der nun mit Zugluftschreienden Anwesenden gefüllten Kantine, die Zugluft im Mittagsgesicht abwehrend, nach draußen und verschwand.
So erfuhr es zumindest der Projektleiter, der es nicht glauben wollte und gleich vier Kollegen befragte, denen er vertraute, in innerbetrieblichen Angelegenheiten.
Er würde einen Bericht schreiben müssen.
Es wird sich bescheuert anhören, mit diesen schweren Gedanken schlurfte er in sein Büro, denselben gleich zu beginnen, bevor er es nicht mehr glauben wollte, was er im Grunde genommen nicht tun würde, hätte man ihm eine Wahl gelassen.
Hat er mit jemand telefoniert, wollte er noch wissen, alle schüttelten den Mittagskopf, und so ging er schüttelnden Hauptes, im Rhythmus der kollegialen Bewegung des Unverständnisses aus der Kantine.
Ein Notfall wäre verständlicher gewesen, ein Anruf auf dem Handy, der kürzeste Weg nach draußen, alles hätte sich später klären lassen.

Er drehte noch mal um, und ging zum Fenster, das ihm als Fluchtweg beschrieben worden war.
Er wollte sich wenigstens bemüht haben, worin diese Bemühung allerdings bestand, hätte er nicht sagen können, er war eben am Fenster gewesen, genau an diesem Fenster und hatte hinausgeschaut und den Innenhof gesehen, wie er ihn seit Jahren nicht mehr gesehen hatte, Er war leer.
So leer wie ein Firmeninnenhof eigentlich gar nicht sein durfte.
Natürlich standen die Fässer da, die Mülltonnen dort und die Fahrräder in der hinteren Ecke.
Aber er war ganz offensichtlich leer.
Schreiend, von einer fast gespenstischen Leere.
Er drehte sich abrupt vom Fenster weg und ging in sein Büro.
Er setzte sich an seinen Schreibtisch und versuchte diesen Bericht zu schreiben.
Das Datum in der linken oberen Ecke war bereits ausgefüllt, sein Dienstname und Grad darunter, dann die Zeile für den Betreff.
Flucht aus der Kantine, wollte er schreiben.
Fand es aber zu romanhaft, fast zu lyrisch für den Geschäftsbericht und Nachweis ans Amt für Arbeit, dann entschied er sich für Ein Euro...
weiter kam er nicht, denn vor ihm stand plötzlich die Leere aus dem Innenhof und grinste aus dem Blatt, ein Euro, mehr konnte er nicht schreiben, ein Euro, wiederholte er immer wieder.
Euro,
da fehlt doch was...dachte er noch, was konnte er nicht sagen, nur dass es fehlte, genau an dieser Stelle in der Überschrift.

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