Aufstieg und Fall

Sestine zum Thema Leben/Tod

von  Didi.Costaire

Als Junger trug er einen alten Hut
aus Stahl, von Krupp. Der Schütze Kalli Arsch
im kargen Graben war ein kleiner Mann.
Ein Unteroffizier pfiff ihn oft an
und blies ihm Tag für Tag den harten Marsch.
Karl hat es überstanden – schön und gut.

Die ganze Sache war für etwas gut:
von da an schien er besser auf der Hut
zu sein. Nur auf dem Weg zurück war Marsch-
verpflegung knapp. Er kniff sich in den Arsch
und kam gestählt im neuen Deutschland an,
markierte plötzlich selbst den starken Mann.

Auch in der Ehe stand er seinen Mann.
Bei Kasse wie im Bett war er recht gut,
im Nachkriegs-Wirtschaftswunder bestens an-
gelangt. Er zog stets etwas aus dem Hut.
Karl kroch jetzt einem in den großen Arsch
und setzte hundert Kleinere in Marsch.

(Es folgt ne Pinkelpause: Wasser marsch!)
Schon bald war er ein reich gemachter Mann.
Er trat so manchem übel in den Arsch.
Bekanntlich kehren neue Besen gut
und vor Herrn Schulze zückte man den Hut.
So gab er abends an der Theke an.

Er wollte hoch hinaus, ging jeden an
im flachen Holstein zwischen Geest und Marsch,
doch dann bekam er reichlich auf den Hut.
Im Ohr von Karl war wohl ein kleiner Mann.
Rat kam zwar teuer, aber selten gut.
Man sagte offen: offen wär sein Arsch.

Sie hatten ihn in kurzer Zeit beim Arsch
und führten Karl voll Schadenfreude an.
Das hat auch ihn getroffen, doch nicht gut.
Er wurde völlig wirr. Sein letzter Marsch
hieß Ab-, war ferngelenkt. Mein lieber Mann!
Als Kalli Klaps, so schrumpfte er mit Hut.

Er nahm den Hut und war total im Arsch,
ein toter Mann. Ihn lachte nichts mehr an.
Man spielte Marschmusik – und Schluss und gut.


Anmerkung von Didi.Costaire:

Ein Beitrag zu einem der auf kV am seltensten verbreiteten Genres.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

chichi† (80)
(02.09.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Didi.Costaire meinte dazu am 05.09.08:
Danke, Gerda! Vor kV kannte ich auch nur Limericks... lg, didi
schneerosenkind (38)
(02.09.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Didi.Costaire antwortete darauf am 05.09.08:
Danke, Sandra. Es gab schon Gedichte, an denen ich länger gesessen habe. Nur das Ausbessern von textlichen Wiederholungen etc. hat relativ lange gedauert - kein Wunder bei 290 Worten... lg, didi

 plotzn (04.09.08)
Wow - Was Du aus sechs Wörtern alles rausholen kannst! Ich bin gespannt, ob Du auch bei der Sestine eine Welle auslöst wie beim Leberreim ...
lg Stefan

 Didi.Costaire schrieb daraufhin am 05.09.08:
Ich glaube nicht - oder wagst du dich daran, die Reimwörter siebenfach zu schütteln? Danke und lg, didi
janna (60)
(04.09.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Didi.Costaire äußerte darauf am 05.09.08:
Das freut mich! Und vielleicht schreibst du ja auch demnächst mal ein interessantes Jugenderlebnis in einer spannende Sestine?! Das hast du doch sicher drauf! lg, didi
elvis1951 (59)
(04.09.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Didi.Costaire ergänzte dazu am 06.09.08:
Ja, ein Navi mit Ansagen in Sestinen wäre mal was... wann und wo auch immer man ankommt. Danke und lg, didi

 Janoschkus (07.09.08)
respekt. und witzig ist es auch noch! :)
gruß Janosch

 Didi.Costaire meinte dazu am 09.09.08:
Danke für die Empfehlung, Janosch. Schön, dass dir die Sestine gefallen hat. lg, didi
eklisabuk (50)
(11.05.09)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Didi.Costaire meinte dazu am 12.05.09:
Einfach ist es nicht, das stimmt. Drohende Monotonie in diesem durch etliche Wiederholungen geprägten Versschema habe ich durch Verwendung von Reimwörtern, die in Redewendungen unterschiedliche Bedeutungen und Sinnzusammenhänge ergeben, versucht zu vermeiden.
Schön, das es dir gefällt! Danke für dein Lob!
Liebe Grüße, Dirk

 harzgebirgler (23.01.18)
an so was macht' ich mich nicht ran
weil's wer wie du eh besser kann!

beste abendgrüße
henning

 Didi.Costaire meinte dazu am 23.01.18:
Man muss bekloppt sein, so etwas zu schreiben.
Die meisten lassen's deshalb einfach bleiben.

Danke für deine Zeilen und schöne Grüße, Dirk

 GastIltis meinte dazu am 22.02.19:
Dirk, du hast es erfasst: man muss bekloppt sein ...
PS: Gibt es nicht noch was Schwereres?
Gruß Gil.

 Didi.Costaire meinte dazu am 22.02.19:
@ Gil: Es gibt da noch den Sonettenkranz,
auch so ein Genre, dem sich außer Lotta und mir auf diesen Seiten kaum mehr jemand widmet...

 GastIltis meinte dazu am 22.02.19:
Stimmt Dirk, hab ich gehört. Da fängt man mit einem einfachen Sonett an. Eh ich soweit bin ...
LG.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram