Fähigkeit an sich selbst zu glauben

Gedicht zum Thema Alles und Nichts...

von  Waschenin

Du weißt, dass du eines Tages sterben musst
und wenn du tot bist und alle, die dich kennen
und alle, die sich an dich errinern,
dann ist deine Existenz ausgelöscht
und du hast niemals gelebt.

Aber vorher musst du Schmerzen ertragen.
Alle Menschen um dich herum hassen dich und das weißt du.
Deine Freunde, Verwandte und die eigenen Eltern.
Die Autoritäten erziehen, kleiden, bilden dich 20 Jahre lang,
damit deine geistigen und körperlichen
Fähigkeiten von anderen ausgebeutet werden können.
Und das tut dir weh.
Dein Partner verlässt dich, weil du zu fett,
hässlich oder dämlich bist. Und du bleibst einsam,
bis zum Schluss. Deine eigenen Kinder können dich
nicht ertragen und dafür verachtest du sie.
Deine Arbeit verdient keinen Respekt.
Dein Aussehen ist lächerlich.
Deine Würde treten andere mit ihren Füßen.
Und du nimmst alles bei vollem Bewusstsein wahr.
Deine Haut bekommt Falten und altert.
Deine Augen sind trübe und deine Gelenke steif.
Deine Zähne gammeln und verrotten in deinem Mund,
noch während du sprichst.
Die anderen üben psychischen Druck von allen Seiten
auf dich aus und du wirst wahnsinnig und taub vor inneren Qualen.
Du hast Angst dich mit anderen zu unterhalten und
fürchtest ihre Reaktionen.
Wahrscheinlich drehst du durch und erschießt wahllos
fremde Menschen, wenn du vorher keinen Suizid begehst.
Du kriegst niemals genug Schlaf, aber schläfst
tagsüber mit offenen Augen.
Du konsumierst viele chemische Stoffe:
Tabletten gegen Blutdruck, Pillen gegen Depressionen,
Alkohol, um dich zu entspannen, Schlaftabletten um zur Ruhe zu kommen.
Wenn du anderen ins Gesicht siehst und versuchst
mit ihnen zu reden, dann kuckst du ins leere.
Ihre Ohren hören dich nicht und deine Berührungen kommen
nicht an.
In jeder Situation hoffst du auf ein besseres Leben, doch
immer wieder zerstört man deinen Optimismus aufs Neue.
Der Kampf um deine geistige Gesundheit ist dein alltäglicher Kampf.
Du bist gezwungen an einen Gott zu glauben. Und du misstraust ihm.
Du gehst die Stadt, in der du zur Welt kamst, und ihre Straßen immer
von neuem ab, als ob du etwas suchtest, doch da ist nichts.
Die Unterhaltungsindustrie bietet dir etwas - einen Zeitvertreib.
Fernsehen, Sport in Vereinen, Alkohol, Erotik, Autos, Schwimmbäder
und Reisen. Doch das interessiert dich nicht.
Du findest es wichtig für Frieden und gegen Extremismus zu demonstrieren,
aber du weißt nicht warum.
Toleranz und Respekt, diese Werte kennst du aus der Schule,
doch du verstehst sie nicht.
Essen und Trinken bereitet dir kein Vergnügen.
Du verabscheust es, wenn andere sich freuen und lachst
nicht über ihre Witze. Jede Veränderung und Weiterentwicklung trifft dich
wie ein Schlag und du stehst mit heruntergeklapptem Kinn da.
Die Bücher, die du liest, sagen nichts aus und ihre
Geschichten sind absurd und unrealistisch.

Einen Sinn suchst du vergebens und es wird ihn niemals geben,
auch hat er nie bestanden. Alle deine Hoffnungen sind
umsonst. Und du bist dir sicher, dass dein Dasein
noch nicht mal die 100-Jahres-Grenze erreicht.
Das steht dir bevor und es gibt keinen Grund daran zu zweifeln.

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