Rotkäppchen und andere gewagte Kleiderordnungen

Märchen zum Thema Absurdes

von  Dart

Es war einmal vor langer Zeit...
In einem fernen Land, weit hinter den Bergen, rechts von den sieben Zwergen, links an der Eiche vorbei, einhundert Meter hinter dem Aldi, ja - da lebte ein kleines Mädchen. Das trug stets ein rotes Käppchen, sodass es ein jeder nur "das Rotkäppchen" nannte. Angesicht der Tatsache, dass andere Kleidungsstücke an ihr nie erwähnt werden, wird sie wohl ansonsten nackt gewesen sein.
Nun, eines Tages jedoch, wahrscheinlich letzten Dienstag, da sagte die Mutter zum Rotkäppchen:
"Ei, Rotkäppchen, siehe, die Oma, die im Wald wohnt, ist gar bitter krank - bringe ihr doch diesen Korb mit süßem Kuchen und leckerem Wein auf dass sie schnell wieder gesund werde."
"Och nich jetzt! Ich bin am Chatten mit Melissa!"
"Beweg deinen faulen Arsch! Bring Oma den ollen Korb und sauf nich wieder alles alleine aus! UND ZIEH DIR WAS AN!!!"
Und trotzdessen, dass das Rotkäppchen maulte und murrte, kam sie doch nicht gegen die rhetorische Stärke ihrer Mutter an. So zog sie murrend und fluchend von dannen gen Wald, wo die arme alte Großmutter vor sich hin kränkelte. Kaum außer Sichtweite der heimischen Stätten köpfte sie die erste Flasche und lief bald fröhlich beschwingt des Weges entlang.
Und wie sie da so hin und her torkelte sah sie der fröhliche Streifenpolizist Hans Wolf und er wunderte sich gar ob der merkwürdigen Kleiderordnung des Rotkäppchens.
"Einen wunderschönen guten Tag, junge Dame. Darf man fragen, wo hin des Weges sie ziehen?"
"Aba natülich, Herr Jägameista - meine Oma is krank und da bring ich ihr halt so matschigen Kuchen und leere Weinflaschaschen. Mach ich das nich toll?"
Und gar schnell schalltete der fröhliche Streifenpolizist Hans Wolf und vermutete hinter der Oma ein geheimes Bordell im Wald - Gelegenheit für ihn, der Gerechtigkeit genüge zu tun! Und so erfragte er vom Rotkäppchen den Weg zur armen und kranken "Großmutter", sprang in sein kleines grünes (neudeutsch: blaues) Dienstfahrzeug und brauste davon, in der Zentrale nach Verstärkung bettelnd.
Und das Rotkäppchen zuckte nur mit den Schultern und stolperte in den Wald hinein, fand keine Blumen (nicht, dass sie danach gesucht hätte, aber nur so nebenbei...) und kam irgendwann, spät am Nachmittage beim Haus der armen und kranken Großmutter an. Tösend schwankte sie zur Tür hinein und rief:
"Mönschenskind, Oma - warum hast du so große Augen?"
"So selten, wie ihr mich besuchen kommt, darf man ja wohl mal erstaunt sein, oder?"
"Aha - und warum bist du nackt und hast so große..."
"Du stehst vorm Spiegel, du hohle Nuss!"
"Ach so...na jedenfalls - Mamamama schickt mich, isch soll dir dieschen Korb geben. Da is leerer Kuchen und matschiger Wein drin - hicks - oder umgekehrt..."
"Also ehrlich - Zucker und Alkohol - da würde es doch auch Hustensaft machen! Der wäre für mich auch irgendwie besser - so von der Gesundheit her und so!"
"Großmutta - warum hast du so große Melonen?"
"Ich war halt in der Karibik und hab was für den Früchteteller mitgebracht."
"Ach so..."
Tja und so in etwa lief jeder Dienstag beim Rotkäppchen ab - bis der Winter kam...

Wie, da fehlt noch was?
Ach stimmt - der fröhliche Streifenpolizist Hans Wolf! Nun, der hatte vom Rotkäppchen leider eine falsche Adresse bekommen und landete bei einem kleinen Haus, in dem sieben Zieglein wohnten. Und die fanden das irgendwie gar nicht so toll, dass er sie verhaften und einsperren wollte. da nahmen sie ihn, schnitten ihn auf, packten seinen bauch voll mit Wackersteinen und warfen ihn in den Brunnen vorm Tore. So war der Gerechtigkeit auch mal wieder genüge getan.
Ist das nicht toll?

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Luca85 (24)
(01.10.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram