Befall

Alltagsgedicht zum Thema Betrachtung

von  Isaban

Stillverwebte Spinnenlieder
spinnen stetig, immer wieder,
Schwebeworte hinter Filz:
Möglichkeiten, die ertranken,

weil man sie nur ahnt, nicht sieht.
Nimmersatt wie Mehltau überzieht
Niegesagtes alles Ranken;
Blatt für Blatt samtweißer Pilz,

haftet selbst in Winkeln, Ritzen.
Keime, die im Tiefsten sitzen,
wo sie nicht ins Auge blitzen.
bräunen hoffnungsgrüne Spitzen,

säen dafür, Tag um Tag,
Flüchtiges in Schimmellitzen;
Spiegel, die nach Niederschlag
lichternd wie Juwelen glitzen.


Anmerkung von Isaban:

Mit Dank an Erebus, für das lichternde Glitzen.

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Kommentare zu diesem Text

mathis (48)
(25.10.08)
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 Isaban meinte dazu am 26.10.08:
Hallo Mathis,

deine Anregungen habe ich extra noch mal eine Nacht überschlafen, um sicherzugehen, dass mein Sträuben nicht nur das Resultat dessen ist, dass ich eventuell noch zu tief im Text stecke - eine Möglichkeit, die man natürlich auch immer in Betracht ziehen muss. Aber nee, irgendwie kann mich diesmal keiner deiner Vorschläge so richtig begeistern.

Wenn ich das "Nimmer" weglassen würde, bekäme der Vers und damit auch das Bild eine völlig andere Bedeutung, eine, die nicht wirklich meinen Intentionen entspricht. Es ist ja eben eine Eigenschaft des Mehltaus, dass er unersättlich/unaufhaltsam alles mit seinem weißen Filz überzieht und somit das Gedeihen, das Wachsen und Grünen erstickt.

Du hast recht, die dritte Strophe "reimt sich zu viel", dort kommt der Itzenhaufenreim knüppeldicke, aber ich finde, das muss so sein, um drastisch deutlich zu machen, wie schlagartig und geballt die Folgen so eines Geflechtes auftreten. Erst nur vereinzelt (der Reim Filz/Pilz sollte schon die ersten winzigen, kaum sichtbaren Tupfer darstellen, die Anfänge halt) und dann bamm, bamm, bamm, in geballter Ladung, bizarr, obwohl das weiße Zeug doch eigentlich so unschuldig und harmlos wirkt, wobei die Auswirkungen sich dann auch bis in die Zukunft (S4) ziehen, immer wieder auftauchen können, aufflackern wie ein Rückfall, selbst wenn eine "Mehltauperiode" so halbwegs überstanden scheint. Na, da ist jetzt vielleicht schon fast zu viel meiner Intentionen offen gelegt.

Der Superlativ "im Tiefsten" - ich wüsste keine Alternative, es ist schon das, was ich aussagen möchte. Wenn dir was richtig Gutes dazu einfällt, immer heraus damit.

Ich danke dir auf jeden Fall herzlich für deine Auseinandersetzung mit meinem Text und auch dafür, dass mir dein Kommentar die Möglichkeit geboten hat, den Text, insbesondere die gewählten stilistischen Mittel für mich selbst noch einmal gründlich zu hinterfragen.

Liebe Grüße,
Sabine
(Antwort korrigiert am 26.10.2008)
mathis (48) antwortete darauf am 27.10.08:
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 styraxx (27.10.08)
Das Niegesagte zwischen Ritzen, das keine Auge sieht und doch keimt es im Verborgenen. Starke Bilder die du hier verwendest. Ein organisches Gedicht mit versteckten Andeutungen und hoher Symbolkraft. Die zwei letzten Verse runden das Gedicht aufs schönste ab - klasse!!
Spiegel, die nach Niederschlag / lichternd wie Juwelen glitzen.


Liebe Grüsse c.

 Isaban schrieb daraufhin am 27.10.08:
Es freut mich sehr, dass sich doch noch jemand an mein Gedicht wagt und noch mehr, dass die Bilder anscheinend doch zu erfassen sind. Danke, Cornel, für deine Rückmeldung, die Auseinandersertzung mit meinem Text und die kleine, aber feine Interpretation.

Liebe Grüße,
Sabine
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