Der Krake

Gedicht zum Thema Existenz

von  RainerMScholz

Die Nacht
schickt
ihre achtarmige Kreatur
mich zu umarmen
wie das Blau
tiefer Wasserlöcher,
unscheinend
rein und klar,
pechschwarz. Der Sommer
ging vorüber
und die Kälte
kehrt zurück;
sie frisst das Grün
der Bäume,
die Helle des Himmels.
Die Szenarien
von Morden und Brennen
wachsen wieder
unter meiner Haut,
die Arenen
öffnen ihre hitzeflirrenden Flure.
Hochhackig schlägt
die Rote Hure die Tür
hinter sich ins Schloss
und verschwindet
im Novemberregen.

Eines Morgens
war ich tot,
kochte Kaffee
in der kachelweißen Küche
und starrte
gedankenverloren aus dem Fenster
in das beginnende Flackern
des Neons der Straße.
Ich wusste,
dass ich abermals
fortgehen musste
und wusste
nicht wohin.
Sternensplitter
glimmen auf dem Zement.
Über Nacht
war es Winter.

Auf der Toilettenschüssel sitzend
stülpte ich
die Plastiktüte über den Kopf,
zog den Knoten zu
und wartete.

© Rainer M. Scholz

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