Gedächtnislächeln

Tagebuch zum Thema Denken und Fühlen

von  Ginkgoblatt

Ich mache aus meinem Schatten einen Schritt ins Licht und plötzlich erstrahlt meine Seele in neuer Stärke.

Ich lass all die schmerzzerfetzten Silhouetten hinter mir, die ich Jahr für Jahr als lebende Erinnerung in mir getragen habe. Jeden Tag habe ich sie mit auf Arbeit genommen, jeden Tag mit in die Schule, wenn ich mich mit Freunden getroffen habe. Egal, in welche Richtung ich einen Schritt gemacht habe, sie klebten an mir, wie das Spiegelbild der Sonne an meinem Körper. Ich wollte sie nicht loslassen. So waren sie doch ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich habe jedes einzelne Gedächtnislächeln geliebt und hätte alles gegeben, um die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Ich liebe sie noch immer, aber ich habe sie jetzt in eine andere Schublade gesteckt. Ich kann diesen beißenden Schmerz aus Trauer, Schuld und Wut sonst nicht mehr ertragen. Ich möchte wieder leben. Jeder Gedanke, jeder Atemzug, jede Träne, jeder Schrei verlangt nach einem neuen Leben – losgelöst von allem.

Je mehr die Sehnsucht in meinem Herz wächst, umso genauer höre ich zu, was sie flüstert. Denn ich weiß, dass die Stärke in mir liegt. Ich kann sie schon so oft spüren. Ich bin nicht mehr das Opfer, ich bin viel mehr. Die Zeit hat mich zu einer Kämpferin gemacht, die einen Weg gehen will, der anders ist. Ich will nicht sagen besser, denn das meine ich nicht. Ich werde es anders machen. Ich vertraue darauf, dass sich meine Stärke entwickelt, wenn ich mich auf den Weg mache. Die Vergangenheit wird davon nicht wieder lebendig, dass ich mich in sie hinein verkrieche. Dinge ändern sich nicht auf diese Art und Weise. Ich bin wieder aufgestanden! Vielen Dank an das Licht des Regenbogens, an den Kuss des Mondscheines, an all die Umarmungen der Regentropfen, an das wärmende Lächeln der Sonne, an den aufbauenden Zauber des Sees, an all die Schwäne, die mir so oft ein herzlicher Begleiter waren.

Ich hatte meine Augen lange Zeit geschlossen, weil ich das schreiende Leben nicht mehr sehen wollte – weder den Schmerz der anderen noch neue Tränenbegegnungen mit mir selbst. So bin ich im Dunkeln umhergeirrt und habe das Licht gesucht und um Gnade gefleht. Anstatt ich doch begriffen hätte, dass ich selbst die Kraft schon besitze, einfach die Augen zu öffnen. Aber da war eine zu große Angst, vor der wirklichen Realität. So traumgebastelte Illusionen lassen sich viel leichter leben.

Doch, ob ich es wollte oder nicht, die tatsächliche Realität ist in mein Bewusstsein gedrungen. Dieses Gefühl kann man nicht beschreiben. Nicht, dass ich ein falsches Bild hatte, nein, ich hab mich nur von meinen innersten Wünschen leiten lassen. Von einer Hoffung, die immer da war. Ganz klein und verborgen irgendwo tief in der Seele. Doch die Dinge sind nicht so, wie ich dachte [hoffte]. Doch, das ist nicht mehr meine Entscheidung. Es liegt nicht mehr in meiner Hand.

Doch ich bin dankbar (nicht in jeder Minute, aber ich versuche es positiv zu sehen, denn:) Endlich habe ich die Kraft meine Augen zu öffnen, denn ich denke, schlimmer wird es nicht.
Ich öffnete meine Augen. Alles ist neu. Alles ist kunterbunt. Meine Welt war so oft in ein verwaschenes Schwarz getaucht und nun erkenne ich so viel mehr. Nicht nur, die mich immer aufbauende Natur erstrahlt in allen Farben, sondern auch mein kleines Dasein. Noch kann ich es nicht in Worte quetschen. Doch ich weiß die Zeit naht, wo ich für all diese kleinen, neuen Freuden Beschreibungen finde.

Vielleicht hilft mir auch die Erkenntnis, dass es keinen Weg zurückgibt. Denn, wenn ich mich umschaue, sehe ich nur meine Spuren und ich war ja auf dem falschen Weg. Also kann ich nur nach vorne gehen, um einen neuen Weg zu suchen.

Die Kraft in meinem Inneren wird mich leiten.


Anmerkung von Ginkgoblatt:

Trotz allem bleibt dieses sich-in-die-Seele-fressendes-Gefühl der Einsamkeit. Eigentlich gab es nie ein „zweisames Gefühl“ – für dich zumindest nicht.

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Kommentare zu diesem Text

Alexa (18)
(07.01.09)
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 Ginkgoblatt meinte dazu am 07.01.09:
Hallo Alexa,
ich danke dir für deine positiven Worte! KG Coline

 AZU20 (07.01.09)
Ein text, der trotz aller Schmerzen Hoffnung ausstrahlt. Der letzte Satz werde zur Richtschnur. LG

 Ginkgoblatt antwortete darauf am 07.01.09:
Dankeschö für dein Sternchen. Ja, trotz Schmerz wollte ich dem Text einen positiven Hauch geben. Die Hoffnung, die Kraft, die Stärke, die in einem schlummert! KG Coline
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