Happy Valentine

Tagebuch zum Thema Psychologische Phänomene

von praith

Ich dachte er liebte mich,-und dieser daemliche Irrtum haette mich leicht mein ganzes Leben kosten koennen.
Tatsaechlich war seine Liebe das einzige Ding was ich nicht in Frage gestellt hatte,und deswegen habe ich 15 lange Jahre meiner verlorenen Liebe hinterhergetrauert,unfaehig mich an der Seite eines Anderen Mannes zu sehen,scheu wie ein Reh,sobald sich jemand da mal naeher fuer mich interressierte.Wenn ich von meinem Freund sprach dann war das immer der, der schon laengst nichtmehr in meinem Leben praesent war,denn danach gab es keinen mehr.Ich habe diesen Mann wirklich geliebt.Dass weiss ich

Haette ich mich ein einziges Mal gefragt ob dieser Mann mich so genauso geliebt haette wie ich ihn,dann haette ich mir zwei Selbstmordversuche ,nichtendenwollende Depressionen und eine mittelschwere Alcool,- und Drogenkarriere erspart.Als mir dieser Gedanke dann endlich nach Jahrzehnten kam,war es geradeso als kaeme die Zimmerdecke auf mich runter.

Dieser Gedanke war folgende:Er hatte eine tiefgehende Sympathie fuer mich,ein Gefuehl von Freundschaft und zeitweiliger Verbundenheit,doch haette er mich auf die gleiche Weise geliebt wie ich ihn,haette er versucht zu mir zu gelangen,koste es was es wolle,genauso wie ich selbst das diese Jahre ueber beim leisesten Wink getan haette.
In den ersten Jahren haette er dann wohl einmal bei meinen Eltern angerufen um eine Adresse herauszufinden,Flugtickets giebt es um die 200 Dollar rum,ich war ja weder am Suedpol noch im Militaergebiet.
Doch die Wahrheit ist

er Aufwand war es ihm nicht wert.
Er war villeicht sogar froh, dass es auf diese Weise ,ohne Scenen und Traenen auseinanderging.
Eigendlich noch trauriger :Er kann garniemanden tatsaechlich lieben,nicht nur mich nicht.Der Grund:es ist zu unbequem.

Alleine die Gefuehle,-die koennten ihn vom Arbeiten abhalten und das waere fatal.Nein, sein Ding ist eher eine bequeme Nutzfreundschaft mit ein wenig romantischem Beine-breit-machen wenn es ihm danachist und eine aufmerksame Hand die da ist sein Ego zu fuettern, damit er sich nicht ganz alleine fuehlt.Dafuer kann er dann auch ganz geduldig die SPM seiner Freundinnen ertragen und ''quasi-treu'' sein,denn echt ist es ja nicht, denn diese
''Liebe''ist ja nicht Personenbezogen oder characterbedingt,im Grunde braucht es ja nur jemanden der DA ist...und wenn die eine weg ist kommt halt die Andrere dran,das passt dann auch schonwieder.

Natuerlich sollte sie nicht zu haesslich und nicht zu dick und auch nicht zu verrueckt sein,und villeicht auch nicht zu schoen ,zu duenn oder zu brav,denn mit extremen kommt er nunmal nicht zurecht...
und das glaube ich war ich eben damals:

Zu sexy,zu abenteuerlustig und zu vielseitig interressiert,das muss ihn ganz schoen aus dem Gleis geworfen haben.

Ich stelle mir gerade vor,er haette Anstalten gemacht wieder mit mir zusammenzukommen,oder die meinigen haetten etwas bewirkt,wir waeren nach meiner 4 Monatigen Theatertournée dann wieder zusammengekommen,und heute nach 15 Jahren waere
mir der Gedanke gekommen,dass er ganz einfach nur mit mir war diese ganze Zeit weil ich eben DA war...-und nicht weil er in mir einen besonderen Menschen saehe der kostbar und ihm unersetzlich waere,so wie man das eben fuehlt wenn man jemanden tatsaechlich LIEBT.

Ja fuer mich wirkte er damals leidenschaftlich...das war richtig guter Sex, so in der Art wie man ihn nie wieder findet.Und ich glaub irgendwie,dass auch ER das nie wieder gefunden hat,denn meine Intensitaet und meine uebergrosse Liebe spielten sicherlich eine
Rolle darin .

Ich hab es bis heute nie wieder gefunden,aber das liegt villeicht daran dass ich Maenner im allgeinen als gefuehlsfaul und traege empfinde und von vornherein nicht davon ausgehe, dass mich jemand liebt und schon garnicht dass ich jemanden liebe.Deswegen ist bei mir buchstaeblich ''tote Hose''

Wieso bin ich bei ihm eigendlich immer davon ausgegangen dass er mich so geliebt haette ? Dabei,..wenn ich das jetzt mal so ganz nuechtern betrachte gab es nichts was dafuer sprach.

Natuerlich:Er war super- anstaendig und voellig nett .Ich haette so gerne eine Familie mit ihm gehabt,aber da kamen immer so Argumente wie : ''In dieser Welt Kinder in die Welt setzten ist doch
Wahnsinn''

Aber, wenn ich mir Eltern in unserem Alter heute ansehe,sehen die sehr sehr gluecklich und stolz aus mit ihren Kleinen-und die Kinder auch.

In Wirklicheit muss man jemanden wirklich voellig lieben um sich ein Kind von der Person zu wuenschen.Viele ,heute,koennen aber so ein ueberwaeltigendes Gefuehl fuer Niemanden aufbringen.

(Na,- und das heutige Scheidungsrecht,dass die Frauen bevorteilt und sich wenig um die Beduerftnisse der Maenner kuemmert hilft da nicht dabei.)

Ich glaube ich hatte Angst der Wahrheit ins Gesicht zu sehen,er ist eben einer der Maenner die sich nie wirklich fuer eine Frau oder gar eine Familie engagieren wollten.Das ist diese wunderbare Leistung
sich auch im engen Zusammenleben mit jemandem Anderen voellig ungebunden zu fuehlen.

Es ist die feine Art sich ein Hintertuerchen aufzuhalten und, falls es einem dann mal wirklich stinken sollte,kann man sagen:''ja bitte was willst Du denn , wir sind weder verheiratet noch haben wir Kinder...-trennen wir uns eben.''

Es ist eine Illusion von Freiheit,die aber an sich keine wirkliche Freiheit ist,denn man entscheidet sich ja nichtselbststaendig,weder in den Gefuehlen noch fuer das gemeinsame Leben,sondern es ist die Behaebigkheit-und eine gewisse Feigheit, die da fuer einen entscheidet.

Sicher ist es bequem,aber ob es einen innerlich mit Glueck erfuellt so zu denken,ob es auch einen Partner gluecklich machen und ausfuellen kann ,naja ich wage es das zu bezweifeln, aber villeicht passt es ja auch zusammen wenn der Partner genauso traegheitsbedingt verliebt ist und egozentrisch genug ist um an etwas Gleichgueltigkeit nicht zu zerbrechen.

Villeicht sogar garnicht so schlecht,man hat sich gern ,erlebt einen guten Moment zusammen,und wenn es jeh einmal aus sein sollte dann kommt eben der Naechste.Dabei kommt es freilich nicht darauf an wer es ist oder wie,aber da sein muss man halt.

Ich entschuldige mich, aber ich finde es hat nichts mit ''Liebe ''zu tun ,dieses Beziehungsmodell sieht fuer mich eher wie eine Nutzgemeinschaft aus.

''Ich waerme dich weil du mich waermst...''-allerdings, was passiert wenn einer mal schwer krank ist,einen Unfall hat...oder schwanger wird ?Da kann man ja keinen Nutzen mehr haben sondern muss sich
einsetzen ,den Anderen nicht fallen lassen,durch gut und schlecht miteinander gehen,kurz eine echte Liebesfaehigkeit gehoert dazu.Und wenn die nicht da ist:Ein Drama.

Ich spreche jetzt nicht von schwierigen Zeiten,wie ne Zeitlang entfernt voneinander wohnen,finanzielle Probleme oder kleine Sexualpannen...die koemmen irgendwie auch damit ueber den Huegel, aber etwas so richtig tiefgreifendes,wo selbst Menschen die sich abgrundtief zugetan sind und alles drangesetzt haben
um zusammenzukommen, es schwer haben...ich habe das Gefuehl dass Menschen denen nicht ganz klar istwas Liebe eigendlich ist,-und sie die nicht tatsaechlich empfinden,in diesen Dingen garantiert auch den Partner verlieren.

Aber ich will nichts sagen , ich war sicher auch auf dem Holzweg,denn anzunehmen er haette mich geliebt- und nicht zu sehen dass es einfach nur Zuneigung war,wie er sie sicher fuer alle Ex und Freundin insgesamt aufbringt- haette mich ja fast ausgeloescht.

Ich ging schon mal von einer falschen Grundlage aus und natuerlich hatte ich damit den Eindruck, nie wieder wuerde ich jemanden so lieben-oder so geliebt werden .

Natuerlich findet man das nicht bei jedem x-beliebig Dahergelaufenen,das,was ich mir da so wuensche,und es ist nicht weiter erstaunlich dass sich in 15 jahren ohne meinen Freund nicht nocheinmal etwas ergeben konnte,aber villeicht jetzt, da ich es einsehe dass ich garnichts wirklich verpasst habe,da koennte ich es einmal mit so einer Annaeherng versuchen.

Ob es Liebe wird ob es bei einer Nutz-undSexualbeziehung
bleibt,ob es gut sein wird oder zu garnichts kommt,da hab ich momentan noch gar keine Ahnung...und ich kenne niemanden der mir genug gefaellt um mich auch nur mal auf eine Nacht
einzulassen.

Ich glaube aber,wenn ich jetzt wieder anfange ein bischen mehr unter die Leute zu gehen,und zwar nicht als Saengerin oder Entertainer vorne auf der Buehne ,-denn da himmelt einen Alles an aber niemand will einen wirklich kennenlernen,-aber als Publikum auf Konzerte gehen die mir gefallen,dann da Maenner die
mir gefallen ansprechen,mich unterhalten, flirten,und falls ich mit jemandem einen erotischen Kick verspuere,mutig sein und wenn es auf Gegenseitigkeit beruht ruig mal ein sensuelles Abenteuer wagen...oder mehrere-ich weiss nicht...

Einfach da wieder anfangen wo ich aufgehoert habe bevor ich IHN kennenlernte Winter 89...vor 20 Jahren...

Damals, als ich Maenner im allgemeinen interressant und anziehend fand,ohne an die Liebe oder an andere -villeicht zu hohe- Ideale zu glauben und vorallem ersteinmal Spass suchte,und fast genauso
tollpatschig wie naiv wieder in die gleiche Falle fallen...nur eben ein ganzes Stueck weiter,indem ich mir sage:statt einer ganz grossen Liebe koennte ich ganz viele kleine Lieben finden,das macht dann auch eine grosse,am Schluss,und auch,bevor ich mich zusehr meinen Gefuehlen ausliefere ersteinmal frage:Fuehlt er genauso ? Und wenn es so nicht aussieht dann kann ich mich immernoch entscheiden ob wir uns weiterhin sehen oder ich das ganz einfach
einschlafen lasse...was ja in dem Fall so einfach ist wie Wasser trinken .

Hab 'ne ganze Menge kapiert-Happy Valentine !!

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Kommentare zu diesem Text

Hörsturz (30)
(11.02.09)

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praith meinte dazu am 11.02.09:

Hallo Hoersturz,
Ich glaube Du hattest vorallem Probleme mit den ganzen Textumbruechen (;)...ich uebrigens auch).Ist auch ein Text der durch naechtliches Aufwachen zustande kam...ich hab nicht gedacht dass den so schnell jemand liest...peinlich aber auch.
Habe uebrigens selbst gezoegert,zwischen Tagebucheintrag und Eroerterung,fand aber den Text zu rationell fuer einen Tagebucheintrag.
(Tatsaechlich wiederrum zu persoenlich fuer eine Eroerterung...ich weiss nicht in welches Genre er gehoert)
Was den ''Jammerton'' angeht,ja haste Recht,war aber auch tatsaechlich ganz schlimm fuer mich (-vorallem so lange).''Er hat mich nicht geliebt'',ist in diesem Falle nicht anklagend,sondern eine nuechternde -und befreiende Aussage.Es war die Umkehrung die mich krank gemacht hatte...die Aufloesung dieses zwanghaften Gedankengangs leitet Heilung ein.So sehe ich diesen Text eigendlich...es ist eine innere Entwicklung,drum kein Spannungsaufbau,keine Pointe wie bei einem Krimi.

Aber Psychologisches Phaenomen-da stehe ich dazu,ich habe es bei meiner Arbeit fuer die Selbstmordvorbeugung gelernt dass der Irrglaube ''Er tut das weil er mich liebt''vorallem bei geschlagenen und vergewaltigten Frauen immer wieder in das gleiche Dilemma fuehrt .Sie moechten lieber leiden und wieder geschlagen werden als zuzugeben dass Eifersucht,Gewalttaetigkeit und Gleichgueltigkeit nichts mit''geliebt-werden''zu tun haben kann....haette aber auch zum Thema psychische Abhaengigkeit gepasst.

Ich hoffe Du bist vom Anlesen nicht krank geworden

LG
praith

Hörsturz (30) antwortete darauf am 11.02.09:

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praith schrieb daraufhin am 12.02.09:

Hallo Hoerzturz,
Vielen dank, Du !...jetzt kapier ich endlich mal warum mein Deutschlehrer mir damals in der Schule unter meine ''Eroerterungen'' oefters mal ''Thema verfehlt''drunterschrieb (grins)...habs jetzt auch geandert...in Tagebuch !

Freundliche Mitternachtsgruesse
praith

star (11.02.09)

ich habe auch nicht alles gelesen, das mal hinten dran. aber wenn es dein "tagebucheintrag ist, dann ist es gut, dass es hier veröffentlicht ist, wenn es gut für dich ist!
lg star
(Kommentar korrigiert am 11.02.2009)

Christianna (49) äußerte darauf am 11.02.09:

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praith ergänzte dazu am 11.02.09:

Hallo Star !Hallo Christiana!
Vielen Dank fuer euer Kommentare! Ich glaube ja mir tat es ersteinmal gut diesen Text zu schreiben,zu denken und zu entwickeln.Es kostete mich Mut mir selbst gegenueber und liebgewonnene Gedankenschienen musste ich auch dabei loswerden.
Der Text koennte Frauen helfen die ihr Leben falsch ausrichten da sie von den falschen Grundbedingungen ausgehen.

Christiana ! Unser Austausch ueber das Oscar Wilde Maerchen hat mir dabei ungeheuer geholfen...das ist in den letzten drei Wochen foermlich in mich hineingesickert,der Schokobrunnen kam mir immer wieder in den Sinn...ich glaube du siehst sehr klar.

Ich fange erst gerade mal an richtig und falsch zu unterscheiden.Mein Vater ist schwer Scitzophren und meine Mutter hat seiner Krankheit 40 Jahre ihres Lebens geopfert.(ohne das es geholfen haette)ich bin mit einer Mischung aus Ungereimtheiten und Wiederspruechen gross geworden die ich jetzt Stueckchen fuer Stueckchen durch Schreiben auseinanderklamuesern kann
Und Autoren wie Du,die so glasklar und einfach verstaendlich und logisch Schreiben koennen helfen mir ganz ungemein.

Vielen dank fuer Deine klare, ehrliche, verstaendnisvolle Art ohne Vor-urteile!
LG
Praith

Happy Valentine

Tagebuch zum Thema Psychologische Phänomene

von praith

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