Mauerkatze

Roman zum Thema Unruhe

von  Mutter

Die nächsten zwei Tage verbrachte Savena ausschließlich auf dem Anwesen. Es gab keinen Zweifel, dass es kaum einem Mörder gelingen würde, unentdeckt in das gut bewachte Haus einzudringen. Gleichzeitig aber gab es genauso wenig Zweifel daran, dass die Chancen ungleich besser für ihn ständen, sollte die junge Frau sich  auf die Straße wagen. All ihre Magie, alle gedungenen Leibwächter mochten sie dann nicht retten.
So vertat sie ihre Zeit damit, ihre Sachen immer wieder neu zu packen, um für einen schnellen Aufbruch bereit zu sein, mit Domimii, dem Fechtmeister ihres Vaters zu trainieren, und ab und an Besuch von Kelima und Arram zu bekommen. Die beiden verbrachten so viel Zeit wie sie konnten bei ihr, aber bei ihrem Stundenplan blieb ihnen dafür nicht viel Raum.
‚Für die unteren Klassen bist du so etwas wie eine Heldin‘, sagte Kelima, und entschuldigte sich schnell, als sie Savenas Gesichtsausdruck sah.
‚Hast du ihn noch einmal gerufen, seitdem?‘ fragte Arram.
Sie schüttelte den Kopf. Sie hatte oft genug an Ingiano gedacht, aber den Gedanke, ihn wieder zu sehen, ihn zu berühren, hatte sie nicht ertragen. Es machte es umso schlimmer, dass er vermutlich wieder der kleine Lichtball sein würde, ein bisschen wie ein magisches Spielzeug.
‚Kelima hat einen neuen Verehrer‘, sagte Arram unvermittelt, und musste grinsen.
‚Tatsächlich? Wer ist es?‘ fragte Savena, und als Kelima nicht antwortete, sagte Arram: ‚Ein junger Priester. Gutaussehend, aus den südlichen Provinzen, nachdem was sie mir erzählt hat.‘
‚Natürlich gutaussehend. Hast du Kelima schon mal mit jemand anderes gesehen.‘
‚Das ist ungerecht, ich achte nicht nur auf Äußerlichkeiten. Er ist sehr klug, und umgänglich.‘
‚Welcher Gott?‘ fragte Savena, und Kelima antwortete stolz: ‚Aleassar.’
Savena lächelte, um ihre Reaktion zu verbergen. Sie konnte sich einen Priester des Gottes der Magie nicht umgänglich vorstellen.
‚Schade, dass ich ihn nicht mehr kennenlernen werde‘, sagte sie, und Kelima nickte.
Nachdem die beiden anderen gegangen waren, betrat sie den weitläufigen Garten, von einer hohen Steinmauer umgeben. Die meisten Pflanzen waren schon verblüht, und gedecktere Töne herrschten vor.
Nachdenklich berührte sie die seidigen Blätter einer Ziegenpfeife mit den Fingern und strich darüber hinweg. Früher hatte sie oft in dem Garten gespielt, hatte sich vorgestellt, eine schöne Prinzessin zu sein, aber später war zu sie kaum noch hier her zurückgekehrt, außer um zu trainieren.
Ein Geräusch ließ sie aufhorchen, und sie sah sich um. Sie konzentrierte sich einen Moment, und konnte wenig später die leuchtenden Gestalten der Wächter sehen, die die Grenzen des Anwesens bewachten. Ihr Vater hatte sie beschworen, und sie beschützten die Familie weit wirksamer als Söldner der Gilde das konnten. Plötzlich tauchte oben auf der Mauer eine kleine Gestalt auf, eine schwarze Katze. Mit einem Stirnrunzeln sah sie, dass einer der Wächter auf das Tier reagierte, und mit einem Fauchen verschwand die Katze wieder.
Die Wächter ihres Vaters waren mächtig, und durchaus in der Lage, einen Eindringling von einer kleinen Katze zu unterscheiden. Vielleicht sollte sie ihrem Vater davon erzählen, dachte sie, als sie sich wieder auf den Weg ins Haus machte.

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Kommentare zu diesem Text

Kitten (36)
(11.05.09)
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 Mutter meinte dazu am 11.05.09:
Ja ... :)

Nenn es KV-geschuldet. :)
Elvarryn (36)
(11.05.09)
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 Mutter antwortete darauf am 11.05.09:
Nein, kann nicht sein ... :)

Ich habe vor dem November 2008 KEIN einziges Wort (Prosa-)Präsens geschrieben ... ;)

15 Jahre Schreiben ohne Präsens. :D

Danke ...
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