Was will Winterhoff?
Erörterung zum Thema Erziehung
von Hoehlenkind
Kommentare zu diesem Text
Hallo Hoehlenkind,
hm – das ist also eine Erörterung? Okay, dann möchte ich es auch als eine solche behandeln.
Im Voraus sei gesagt: Ich möchte hier nicht deine Erziehungsideale angreifen, die ich weder beurteilen kann, noch sehe ich das Recht, das zu beurteilen in meiner Hand. Es geht mir ausschließlich um deine Argumentationsstrategie.
Hat mich das Vorwort deiner Auseinandersetzung noch sehr neugierig gemacht, lässt mich dieser erste Teil doch sehr abgeneigt dem Ganzen gegenübersitzen. Warum? Mein Hauptkritikpunkt ist deine offenkundige Wut auf diesen Herrn Winterhoff. Du greifst ihn persönlich an, indem du sehr deutlich zu verstehen gibst, was du von ihm und seinen Ansichten hältst. Er habe „Schubladen gebastelt“, „Er hat Recht“,... Immer geht es um ihn oder er oder seine Person.
In einer Auseinandersetzung wie dieser machst du dich aber genau damit unglaubwürdig, weil du ihn als Person so oft benennst. Du greifst damit seine Person an, nicht seine Argumentation. Womit ich bei meinem nächsten Kritikpunkt wäre: Du nennst den Artikel „Was will Winterhoff?“, erklärst aber nicht sachlich, was er denn will, sondern fährst direkt deine Geschütze auf, um Argumente zu zerstören, von denen der geneigte Leser kaum etwas verstehen kann, wenn er das Buch nicht gelesen hat. Wenn du jemanden zum Nachdenken bringen willst, dann musst du ihm auch erklären, was dich so empört, nicht gleich darauf einprügeln.
So bleibt das Ganze mehr ein überlanger, erregter Leserbrief, von dem der Herr gar nichts weiß.
Du gehst für den ersten Teil der Auseinandersetzung viel zu weit – Folgen und deine Meinungen und so weiter interessieren an dem Punkt noch gar nicht, weil ich als Leser erstmal wissen will, worum es dir überhaupt geht. Nämlich um Winterhoffs Theorien. Und darin bleibst du mir viel zu pauschal. „Winterhoff interpretiert...“.
Der Herr versteht unter Psyche nicht das Seelenleben, das du vermutlich darunter verstehst, sondern die Verhaltensprogrammierung eines Menschen, inwiefern das jetzt wissenschaftlich korrekt ist, müsste ich mich auch erst belesen oder jemanden fragen, der sich mehr damit auskennt. Fakt ist, es gibt gewisse „Fehlprogrammierungen“ in diesem Verhaltensprogramm (das tatsächlich vor allem durch Nachahmen und Aufforderungen durch die Eltern entsteht.) und das sind die Störungen, von denen der Mann spricht.
Aus deinen Ansätzen hier schließe ich mal, dass er da sehr radikal war und vieles als Störungen interpretiert, was nicht zwangsläufig eine ist, na ja, das ist nun mal Wissenschaft. Ich bin auf dem Standpunkt: Eine Macke wird dann zur Störung, wenn sie das Leben des Betroffenen massiv zum Negativen beeinträchtigt. Fakt ist für mich auch, dass Eltern über ihrer Liebesbindung (siehe Erich Fromm – die Entwicklung der Liebesfähigkeit) hinaus eine erzieherische Distanz haben sollten, um nicht aus den Augen zu verlieren, wozu sie ihr Kind eigentlich erziehen wollen. Nur mit Freiheiten funktioniert das nicht.
Kinder unterliegen einer Entwicklung, gewisse Sachen können sie erst ab einem gewissen Alter (Empathie entwickelt sich zum Beispiel zu einem gewissen Zeitpunkt, vorher können sie sich nicht in die Lage eines anderen versetzen.).
Aber genug... was mir fehlt, ist einfach eine Fundierung deiner Argumentation und eine klarer Zusammenfassung von Winterhoffs Theorien. Zynische Kommentare wie „ als würde man Pornographie und Sexualität verwechseln.“ Sind nichts sagend und pauschal und zeugen für den neutralen Leser mehr von einer Trotzreaktion auf das Buch als von klarer, analytischer Auseinandersetzung mit dem Thema.
Wie gesagt, mir fehlt hier einfach die strukturierte Basis.
Liebe Grüße,
Magun
PS: Der Seitenhieb auf das Berufsbild des Psychiaters war auch überflüssig. Und es besteht tatsächlich ein Unterschied zwischen einem Psychiater und einem Freund. Ein Psychiater muss nämlich erkennen, was für eine Hilfe ein Patient braucht und ob überhaupt, das Individuelle spielt da nicht unbedingt in der ersten Sekunde eine Rolle. Wie beim Arzt, der schaut auch nicht zuerst, ob man mehr zu laufender Nase oder zu Niesen neigt, sondern sucht die krankheitliche Ursache.
(Dass das Buch von Winterhoff womöglich billiger Populismus ist, mag ich gar nicht bestreiten, aber diese Auseinandersetzung ist es für mich auch.)
(Kommentar korrigiert am 04.07.2009)
hm – das ist also eine Erörterung? Okay, dann möchte ich es auch als eine solche behandeln.
Im Voraus sei gesagt: Ich möchte hier nicht deine Erziehungsideale angreifen, die ich weder beurteilen kann, noch sehe ich das Recht, das zu beurteilen in meiner Hand. Es geht mir ausschließlich um deine Argumentationsstrategie.
Hat mich das Vorwort deiner Auseinandersetzung noch sehr neugierig gemacht, lässt mich dieser erste Teil doch sehr abgeneigt dem Ganzen gegenübersitzen. Warum? Mein Hauptkritikpunkt ist deine offenkundige Wut auf diesen Herrn Winterhoff. Du greifst ihn persönlich an, indem du sehr deutlich zu verstehen gibst, was du von ihm und seinen Ansichten hältst. Er habe „Schubladen gebastelt“, „Er hat Recht“,... Immer geht es um ihn oder er oder seine Person.
In einer Auseinandersetzung wie dieser machst du dich aber genau damit unglaubwürdig, weil du ihn als Person so oft benennst. Du greifst damit seine Person an, nicht seine Argumentation. Womit ich bei meinem nächsten Kritikpunkt wäre: Du nennst den Artikel „Was will Winterhoff?“, erklärst aber nicht sachlich, was er denn will, sondern fährst direkt deine Geschütze auf, um Argumente zu zerstören, von denen der geneigte Leser kaum etwas verstehen kann, wenn er das Buch nicht gelesen hat. Wenn du jemanden zum Nachdenken bringen willst, dann musst du ihm auch erklären, was dich so empört, nicht gleich darauf einprügeln.
So bleibt das Ganze mehr ein überlanger, erregter Leserbrief, von dem der Herr gar nichts weiß.
Du gehst für den ersten Teil der Auseinandersetzung viel zu weit – Folgen und deine Meinungen und so weiter interessieren an dem Punkt noch gar nicht, weil ich als Leser erstmal wissen will, worum es dir überhaupt geht. Nämlich um Winterhoffs Theorien. Und darin bleibst du mir viel zu pauschal. „Winterhoff interpretiert...“.
Der Herr versteht unter Psyche nicht das Seelenleben, das du vermutlich darunter verstehst, sondern die Verhaltensprogrammierung eines Menschen, inwiefern das jetzt wissenschaftlich korrekt ist, müsste ich mich auch erst belesen oder jemanden fragen, der sich mehr damit auskennt. Fakt ist, es gibt gewisse „Fehlprogrammierungen“ in diesem Verhaltensprogramm (das tatsächlich vor allem durch Nachahmen und Aufforderungen durch die Eltern entsteht.) und das sind die Störungen, von denen der Mann spricht.
Aus deinen Ansätzen hier schließe ich mal, dass er da sehr radikal war und vieles als Störungen interpretiert, was nicht zwangsläufig eine ist, na ja, das ist nun mal Wissenschaft. Ich bin auf dem Standpunkt: Eine Macke wird dann zur Störung, wenn sie das Leben des Betroffenen massiv zum Negativen beeinträchtigt. Fakt ist für mich auch, dass Eltern über ihrer Liebesbindung (siehe Erich Fromm – die Entwicklung der Liebesfähigkeit) hinaus eine erzieherische Distanz haben sollten, um nicht aus den Augen zu verlieren, wozu sie ihr Kind eigentlich erziehen wollen. Nur mit Freiheiten funktioniert das nicht.
Kinder unterliegen einer Entwicklung, gewisse Sachen können sie erst ab einem gewissen Alter (Empathie entwickelt sich zum Beispiel zu einem gewissen Zeitpunkt, vorher können sie sich nicht in die Lage eines anderen versetzen.).
Aber genug... was mir fehlt, ist einfach eine Fundierung deiner Argumentation und eine klarer Zusammenfassung von Winterhoffs Theorien. Zynische Kommentare wie „ als würde man Pornographie und Sexualität verwechseln.“ Sind nichts sagend und pauschal und zeugen für den neutralen Leser mehr von einer Trotzreaktion auf das Buch als von klarer, analytischer Auseinandersetzung mit dem Thema.
Wie gesagt, mir fehlt hier einfach die strukturierte Basis.
Liebe Grüße,
Magun
PS: Der Seitenhieb auf das Berufsbild des Psychiaters war auch überflüssig. Und es besteht tatsächlich ein Unterschied zwischen einem Psychiater und einem Freund. Ein Psychiater muss nämlich erkennen, was für eine Hilfe ein Patient braucht und ob überhaupt, das Individuelle spielt da nicht unbedingt in der ersten Sekunde eine Rolle. Wie beim Arzt, der schaut auch nicht zuerst, ob man mehr zu laufender Nase oder zu Niesen neigt, sondern sucht die krankheitliche Ursache.
(Dass das Buch von Winterhoff womöglich billiger Populismus ist, mag ich gar nicht bestreiten, aber diese Auseinandersetzung ist es für mich auch.)
(Kommentar korrigiert am 04.07.2009)