Wohin die Tränen uns tragen

Gedanke zum Thema Leben/Tod

von  ZornDerFinsternis

Ein kaltes Land, aus Schnee und Eis. Gewaltige; kollossale Kristalle aus Tränen ragen sich spitz wie Nadeln; wie hunderte Speere gen Himmel. Der Blick folgt den unheimlichen, leblosen Giganten bis zum Horizont hinauf. Blass grau schimmert dort der Abendhimmel. Leicht durchzogen von einem Hauch Rot - melancholisch. Ich fühle mich verloren. Friere. Angst und Erstaunen machen sich auf dem Antlitz breit. Der Frost packt den kleinen, unscheinbaren Leib dieses niederen Wesens, das sich kläglich; jämmerlich, wie ein Wurm, durch dieses Leben wand. Sein Griff ist erbarmungslos und eiskalt. Zornig schleicht der Wind von den dunklen Felsen hinab ins Tal, zu mir. Fängt in Wut und Wahn an zu toben. Kalt, eiskalt und schneidend fällt er auf mich hinab. Seine Kälte ist so bedrückend, so lähmend. Nimmt alles Hoffen von mir. Gibt mir nur die Angst und Gedanken der Verzweiflung. Spüre seinen Hass, sich in mein Fleisch graben. Tiefer frisst er sich in die bleiche Haut, reißt die Narben auf. Die Alten; Verblassten und jene welche, von denen nur die Asen wissen können. Schneidet tiefe, Schnitte, bis auf den Grund der Knochen. Tiefer, und tiefer dringt sein Hass; seine Wut in mich - so scharf wie Messers Klinge, die einst, die verblasstenNarben riss. Die Augen dieser Kreatur sind glasklar, leer - ausdrucklos - vom Schmerz geformt. Die blassen Lippen formen keine Worte mehr. Der Mund spricht keines der verachtenden und ängstlichen, hilflosen Gefühle aus. Stumme Schreie hallen durch den Strum, entfachen seine Wut. Versuche mich aufrecht zu halten; nicht wieder feige, wie im Leben sonst, nachzugeben. Breche unter der Last ein. Ganze Berge von Schuld, Fragen, Vorwürfen und alten Ängsten brechen auf mich herab. Verbleichte, farb- und emotionslose Bilder suchen meinen Geist nach Ewigkeiten wieder heim. Will mich ihnen entziehen. Schreie, doch bleibe stumm. Tränen fließen wie ein kleiner Bach. Wachsen zu einem gewaltigen Strom heran, der vom Sturm ins Meer; ins Vergessen, gepeitscht werden. Habe meinen Willen zu Kämpfen, meinen Wunsch; mein Streben nach Liebe aufgegeben. Lasse mich fallen, in dieses schwarze, armseelige Meer von Tränen. Treibe leblos dahin. Klammer' mich an nichts. An keine Hoffnung, keinen Glauben. Habe alles, was je von Bedeutung war, hinter mir gelassen. Schließe meine Augen. Bin müde geworden. Der blasse Leib hat zuviel Blut in die Schwärze geweint. Falle in einen leichten Schlaf, der mir den Tod bringen wird. Höre Engelsstimmen. Die himmlischen Heerscharen ihre lieblichen Lieder singen. Der Lärm im Nichts; im schweigsamen, hasserfüllten Leidens-Labyrinth, verstummt. Alles ist still. Leblos. Kalt. Leer. Spüre, wie sich die Wärme in meinen kalten Körper zieht. Wie sich ihre warmen, hellen Flammen in meinen Körper, meinen Geist und die Seele brennen. Lange ist es her, dass ich Emotionen, die diesen gleich waren, empfunden habe. Lange Zeit, habe ich "gelebt"; vor mich hinvegetiert, wie die kristallenen Berge aus Eis, hier, im Tal. Lieblich glänzt der Himmel. Das Schwarz so zart und warm. Wärmer noch, als das majestätische Gold, der Morgensonne. Das Firmament steht in Flammen. Lodernt erscheint der Nordstern mir, weist mir meinen Weg heimwärts. Meine Schwingen, kraftlos. Glanzlos. Das Leben riss sie einst von den schwächlichen Schultern. Doch deine Liebe, diese unsterbliche Liebe, die du mir einst gabst, sie hat mich beflügelt. Mir Mut, Kraft und Stärke geschenkt. Mich zu dieser Tat bewegt. Mir deutlich gemacht, wie sehr du hier fehlst. Wie grausam, leer, kalt und verachtenswert diese Welt; dieses Leben ohne dich ist und bleiben wird. Konnte den Gedanken nicht ertragen, nie mehr an deiner Seite zu sein. Nie mehr von deinem Lächeln wiederbelebt zu werden. Wusste nicht mehr, wie ich diesem Schmerz noch hätte Stand halten können. Also, kam es, dass diese Welt mich von sich wies. Dass das Lachen von dir, mit dir, in eine andere, fernere, glücklichere Zeit; eine andere Welt, davonflog. Schrie, von Angst und Leid erblindet. Lief und fiel zu Boden, von der Last und den Schmerzen zerschmettert. Weinte, von der Liebe und der Welt; meinem "Glauben"; meiner "Hoffnung", betrogen. Vater Sturm, hasste dieses Wesen; dieses Kind für seine erbärmliche, wiederwertige Schwäche. Trieb es, mit seinen Tränen ins eisige, tiefe, offene Meer hinaus. Nun liege ich, leblos, inmitten dieses kalten Meeres, das in meiner Herzglut schwimmt. Gedanken, sie drehen sich alle nur um dich. "Ich liebe dich". Erwache aus dem Traum, finde mich in Schwärze wieder. In Schwärze; entgültiger Schwärze. Befinde mich, am Ende meiner Reise. Am Grunde meiner Seele. Wohin die Tränen uns zu tragen vermögen, habe ich nun erblickt. Das Ende meiner Reise, liegt am Ende des Lebens. Der Tod hat lange genug gewartet; du warst lang' genug allein - werde nun, wieder dein Engel sein. "Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Ich bin bei dir, halte dich fest an meiner Hand, nehme dich liebevoll in den Arm. Gebe auf dich Acht... Ich liebe dich, M."
Wohin...? Wo werde ich dich wiederfinden? Wo wirst du sein, wenn ich nicht mehr bin? Wo...?
"Ich liebe dich"

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Kommentare zu diesem Text

Fub (24)
(05.05.10)
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 ZornDerFinsternis meinte dazu am 07.05.10:
Ich bin sprachlos und Tränen sind Zeichen meiner Freude und auch Ratlosigkeit. Ich bin verwirrt und betrübt, dass du und auch die anderen, mir soviel Lob und liebe Worte zukommen lasst...dabei ist es bei mir, doch fehl' am Platz. Ich danke dir und schließe dich lieb in die Arme. Anni
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