Der grosse Rausschmiss

Kurzgeschichte zum Thema Chaos

von  Stone

Die Nacht war lang. Ich konnte nicht schlafen, weil ich spät in der Nacht noch Kaffee getrunken hatte. Zu dieser Zeit wohnte ein Freund von mir, Tom bei mir.Er war vor einigen Wochen bei mir eingezogen, weil ihn seine ehemalige Lebensgefährtin, mit der er zwei Kinder hat, rausgeschmissen hatte. Wir hatten mehr oder weniger die Nacht zum Tag gemacht und uns über Gott und die Welt unterhalten; Philosophierten über Sinn und Unsinn der Welt, über Telepathie, Übersinnliches, über Aliens, über Politik und über die menschliche Maschine. Gegen sechs Uhr früh ging Tom rüber ins Schlafzimmer, während ich - da ich noch nicht schlafen konnte - noch etwas Musik hörte; Bob Dylans "like a rolling stone", die mir schon den ganzen Tag im Kopf herum ging. Als ich irgendwann die Augen öffnete und aufschaute, stand da plötzlich Tom im Zimmer. Als ich die Musik abstellte, erzählte mir Tom, dass nebenan urplötzlich ein Bauarbeiter ins Zimmer gestarrt hätte. Sie waren mittlerweile bis zu meinem Stockwerk angelangt mit den Arbeiten. Es sollten nämlich aus drei Wohnungen pro Etage jeweils zwei - familiengerechte Wohnungen mit Balkon - entstehen.
Plötzlich Bohrer von rechts, von links, von überall. Ein infernalischer Lärm, der jeden Gedanken an Schlaf unmöglich erscheinen ließ. Vom Raum nebenan, das heisst der Wohnung nebenan, die bereits leer war, war zu hören, dass sie die Wand durchbrechen wollten. Im Raum auf der anderen Seite übrigens auch. Ich kam mir vor wie im Krieg, wie im Bunker. Obgleich ich, Gott sei Dank, nie einen Krieg erleben musste, diesen auch gar nicht verharmlosen will, kam mir dieser Vergleich spontan in den Sinn.
Der Lärm ging weiter, unerbittlich dröhnte er in unsere Ohren, in unseren Kopf, in unser Gehirn, ja in unsere Körper. Wir hatten das Gefühl langsam durchzudrehen und ich hatte schon die Befürchtung, einer von uns würde in der Psychatrie landen; dann das Gefühl, der Lärm würde näher kommen, irgendwie schienen zwei drei Bohrer gleichzeitig zu dröhnen, dazu Sägen, Hämmer, Hacken, Schleifen, alles gleichzeitig schien in Betrieb zu sein. Ich versuchte zumindest etwas zu dösen, aber plötzlich ein lauter, alles übertönender Knall: die Hacke eines Arbeiters hatte die Wand zu uns durchbrochen. Sie kamen ins Zimmer und hackten alles kurz und klein. Auf unsere Proteste reagierten sie gar nicht erst. Ich sah noch einen Schrank auf mich niederfallen, dann wurde alles dunkel. Sie räumten einfach alles und alle Möbel, einschließlich uns, weg.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (06.08.09)
Gefällt mir recht gut! Eine einfache, klare Sprache, ohne Kitsch und Schnörkel, was ja leider bei KV nicht so häufig vorkommt.

Steini, überprüfe mal aber deine Syntax(en)! Z.B.:
"Zu dieser Zeit wohnte ein Freund von mir, Tom, vor einigen Wochen bei mir eingezogen, weil ihn seine ehemalige Lebensgefährtin, mit der er zwei Kinder hatte, rausgeschmissen hatte."
Das ist sehr holprig; vielleicht auch hier und da aus einem Satz zwei machen, mein Vorschlag...

 Stone meinte dazu am 10.08.09:
Danke erstmal für deine - durchaus auch konstruktive - Kritik; hab es gleich verbessert. Ich versuche immer möglichst fehlerfrei zu schreiben, was natürlich(?) nicht immer gelingt. Aber schön, dass dir die Story gefallen hat.
Stone

 Rudolf (10.02.11)
Das ist gut, das Thema ist wirklich gut. Gibt es ein Buch dazu?

 Stone antwortete darauf am 15.02.11:
Lieber Rudolf,
falls das ernst gemeint war, nein es ist ein Erlebnis von mir, als vor meiner Wohnung gebaut wurde und ich- der die Nacht zuvor durchgemacht hatte und schlafen wollte, halt noch etwas dazu "fantasierte."
Frank
bbx (68)
(25.05.19)
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