40. Fufu an Land - Weihnachtsmänner mögen keine Unterwäsche [40]

Schundroman zum Thema Eigene Welt

von  DIE7

Direkt an den Jesterfielder Hafen schloss der Badestrand an. Da es den Jesterfieldern aber zu plump erschienen war, diesen in Ermangelung einer zündenden Idee einfach nur ‚Strand’ zu nennen, waren sie auf den glorreichen Geniestreich verfallen, den Strand einfach auch ‚Hafen’ zu nennen, mit der Begründung, dass schließlich beide Örtlichkeiten von viel Wasser gesäumt und zumindest teilweise von Booten genutzt wurden.

Der Jesterfielder Hafen war nicht zum Sonnen oder Baden geeignet. Das verhinderten Millionen von spitzen Kieselsteinen, die das Meer über die Zeit angespült und hinterhältigerweise nicht rund geschliffen hatte. Die Bucht ausgenommen. Die Jesterfielder Bucht war nicht nur Abbild irgendwelcher Palmenstrände in irgendwelchen Urlaubskatalogen, viel mehr war sie der Palmenstrandprototyp schlechthin. Schneeweiser, weicher Sand, Kokosnüsse, Hängematten, eine Cocktailbar und Limbowettbewerbe am Lagerfeuer vervollständigten das Jesterfielder Südseefeeling.

Was an diesem Montagnachmittag dem Jesterfielder Südseefeeling wirksam entgegentrat war ein nicht übermäßig kalter, aber dennoch allgegenwärtiger Winter. Schnee und Eis hatten den Sandstrand in ein Paradies für Kaltmatschliebhaber verwandelt.

Unter einer Palme saß ein nasses, weißbefelltes Häufchen Elend im Sandmatsch und winselte herzzerreißend vor sich hin.

Furchtbar kalt, Fufu frierert! Das der Tod seiert??? 

Fufu hatte sich lebensmüde vom Steg ins Jesterfielder Meer gestürzt, war aber bereits nach kurzer Zeit an Land gespült worden und hatte sich todunglücklich in den Schlaf gewimmert. Da sie sich nicht darüber im Klaren war, wo genau sie sich eigentlich befand, hatte sie beschlossen, auf gut Glück einfach an Ort und Stelle sitzen zu bleiben, solange bis jemand, im günstigsten Fall Lasche, sie fand, und nach Hause brachte, oder wenigstens solange  bis sie richtig Hunger bekam.

Wind kam auf und wehte Geräusche heran. Ein Murmeln, das näher kam. Menschen näherten sich. Sie trugen Weihnachtsmannkostüme, schwarze Stiefel, rote Mäntel, Zipfelmützen und vermutlich falsche Bärte. Und volle Säcke auf den Rücken.
Sie skandierten. Immer wieder dieselben Worte. Fufu spitzte die Ohren.

Was sie dort murmeln???

Die Kutten kamen näher, das Mantra wurde lauter. Fufu lauschte angestrengt. Dann plötzlich hielt die Prozession an, die Weihnachtsmänner verstummten. Einer löste sich aus der Gruppe und rief etwas. Er nahm den Sack von seinem Rücken, leerte seinen Inhalt an Ort und Stelle auf den Matschsand und trat ein paar Schritte von dem Haufen zurück.

Was das seiert?, dachte das kleine Hündchen und kniff die Augen zusammen.
Stückstoffe?

Die anderen Weihnachtsmänner taten es inzwischen dem ersten gleich. Der Haufen wurde größer und größer, und als schließlich der letzte Weihnachtsmann sein Säckchen geleert hatte, war er zu einem stattlichen Wäscheberg angewachsen. Genau genommen zu einem stattlichen Unterwäscheberg. Die Kutten bildeten einen Kreis darum.
Sie fingen erneut zu murmeln an.
Fufu erkannte das Gemurmel als Teil eines Liedes.
Oh Tannebaum, immer immer nur OH TANNEBAUM, wissen sie nicht wie weitergeht? Was sind das für Menschen!! Sie können nicht richtig singern, was ist Stimmlage überhaupt?? Lasche würde das in Ohren wehtuern!!

Einer löste sich aus der Gruppe, gestikulierte und gab offensichtlich Anweisungen.
Etwas stach in Fufus Nase.
Was ist das für Geruch? Irgendwoher kennt Fufu Geruch.

Der Anweiser rief etwas, und Fufu beobachtete, wie einer der Weihnachtsmänner eine Flüssigkeit über die Stoffstücke goss.

Der Mann außerhalb des Kreises fing an zu reden.
"Wir sind hier zusammengekommen, meine lieben Jättiten, um dem Jätti, der dort im höchsten Norden sitzt, wo die Natur noch herrscht: wo Eis noch Eis ist, Kälte noch kalt und Weihnachten noch wild und frei und groß ist, dort wo man von oben herab auf all die Irrungen der Menschen hier herab sieht; um diesem Jätti ein Opfer zu bringen. Furchtbares hat sich ereignet in Jesterfield! Menschen sind gestorben, und Misstrauen ist gewachsen. Gerade in diesen Zeiten ist unser Zusammenhalt und unser Glaube so wichtig wie nie zuvor! Wir brauchen die Kraft des Jätti!"

"Jätti, deine Kraft gib uns." murmelte der Kreis.

Der Redner zog eine Fackel aus seinem Weihnachtsmannkostüm und entzündete sie.
Er trat in den Kreis.
"Wir werden nun ein Feuer entzünden, ein Feuer, das noch ein Feuer ist, es wird lodern, dass etwas von der Wärme bis in den allerhöchsten Norden reicht. Wir geben ihm zurück von der Wärme, die er in unsere Herzen setzt. Nur eine Flamme aus unserem Innersten vermag es, so hoch zu brennen! OTA!"
Er warf die Fackel auf den Unterwäscheberg.
"OTA NENBAUM." rief der Kreis.

Als das Feuer aufloderte, fiel es dem kleinen Malteserhündchen wie Schuppen von den Augen.
Das Lasche Geruch. Fufus Lasche in Haufen von Feuer?

Fufu sprang los.


Anmerkung von DIE7:

Tja, was soll ich sagen? Irgendwer muss ja mal weitermachen, nech? ;)

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Kommentare zu diesem Text

kontext (32)
(17.09.09)
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Farnaby (41)
(21.09.09)
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